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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sehen, und der Donner...« Mit melodramatischer Pünktlichkeit rollte ein heftiger Donnerschlag durch das Tal. Ich hörte schrilles Protestgewieher eines der Pferde, dann Blätterrauschen, als es am Halfter zerrte. Jamie blickte sich mit trostloser Miene um.
    »Dein Pferd hat aber wirklich etwas gegen Donner, Sassenach.«
    »Ja, das ist mir auch schon aufgefallen«, sagte ich und schmiegte mich dichter an ihn, um mich zu wärmen. Der Wind frischte wieder auf, und das nächste Gewitter kam angerollt.
    »Aye, wahrscheinlich bricht er sich den Hals, und dir dazu, wenn ihr das Pech habt, euch gerade dann auf dem Pfad zu befinden, wenn es -« Erneuter Donner übertönte seine Worte, doch ich verstand, was er meinte.
    »Wir warten«, sagte er restlos überzeugt.
    Er zog mich vor sich und legte die Arme um mich. Er seufzte und stützte sein Kinn auf meinen Kopf. Wir standen zusammen im Schutz der Hemlocktanne und warteten auf den kommenden Sturm.
    Weit unter uns brodelte und zischte das Röhricht, und der Rauch des Brandes begann, sich zu heben und mit dem Wind zu fliegen. Diesmal fort vom Dorf und auf den Fluss zu. Ich fragte mich plötzlich, wo Roger war - irgendwo unter diesem finsteren Himmel. Hatte er eine sichere Zuflucht vor dem Unwetter gefunden?
    »Außerdem frage ich mich, wo dieser Bär ist«, sprach ich zumindest einen Teil meiner Gedanken laut aus. Jamies Brust bewegte sich, als er auflachte, doch der Donner schluckte seine Stimme.

83
    Wildfeuer
    Roger erwachte halb, weil Qualmgeruch in seiner Kehle brannte. Er hustete und sank wieder in den Schlaf, und bruchstückhafte Bilder eines rußigen Herdes und angebrannter Würstchen verschwammen im Nebel. Nachdem er den ganzen Morgen damit verbracht hatte, sich durch ein undurchdringliches Dickicht nach dem nächsten zu zwängen, hatte er müde ein knappes Mittagessen zu sich genommen und sich im Schatten einer Weide am Flussufer eine Stunde schlafen gelegt.
    Vom Rauschen des Wassers eingelullt, wäre er vielleicht wieder fest eingeschlafen, doch ein entferntes Kreischen ließ ihn blinzelnd auffahren. Das Kreischen wiederholte sich, weit weg, aber laut. Das Maultier!
    Er war schon auf den Beinen und stolperte auf das Geräusch zu, als ihm die Ledertasche einfiel, in der sich Tinte und Federkiele sowie seine kostbaren Vermessungsprotokolle befanden. Mit einem Satz war er zurück, um sie zu ergreifen, dann planschte er durch das flache Wasser auf Clarences hysterisches Geschrei zu, und das Astrolabium schwang dabei an seinem Riemen gegen seine Brust. Er stopfte es in sein Hemd, damit es nicht im Geäst hängen blieb, und sah sich verzweifelt nach dem Weg um, auf dem er gekommen war.
    Rauch - er roch tatsächlich Rauch. Er hustete und hätte um ein Haar angefangen zu würgen, als er versuchte, den Reiz zu unterdrücken. Der Husten löste einen sengenden Schmerz in seiner Kehle aus, als risse das Narbengewebe in ihrem Inneren auf.
    »Komme«, hauchte er in Clarences Richtung. Es hätte auch nichts geändert, wenn er gerufen hätte; selbst als er noch eine Stimme hatte, war sie nicht so sonor gewesen wie die des Maultiers. Er hatte das Maultier mit gefesselten Beinen auf einem grasigen Fleck am Rand des Röhrichts zurückgelassen, doch er war nicht sehr weit gekommen.
    »Noch einmal«, knurrte er und warf sich mit vollem Gewicht gegen ein Dickicht aus jungem Schilfrohr, um sich gewaltsam seinen Weg zu bahnen. »Brüll... noch mal... verdammt.« Der Himmel war dunkel. Da er aus dem Schlaf gerissen worden war und einfach losgelaufen war, hatte er ohne die Hilfe des Maultiers keine Ahnung, wo er war.
    Mist, was war hier nur los? Der Qualmgeruch war deutlich stärker geworden; als sein Hirn jetzt aus dem Nebel aus Schlaf und Panik auftauchte, begriff er, dass hier irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. Die Vögel, die um die Mittagszeit normalerweise dösten, waren hellwach und flatterten ihm mit lautem, unzusammenhängendem Gekreische um die Ohren. Die Luft wehte unruhig durch das Schilf, dessen zerzauste Halme wedelten, und ein
Hauch von Wärme traf sein Gesicht - nicht die feuchte, klebrige, durchdringende Wärme des schwülen Röhrichts, sondern ein trockener, heißer Hauch, der seine Wange streifte und ihm paradoxerweise einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Himmel, das Röhricht stand in Flammen.
    Er holte tief Luft und zwang sich zur Ruhe. Das Röhricht ringsum war lebendig; ein heißer Wind ließ das Schilf klappern und trieb Schwärme von Singvögeln und

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