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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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jetzt!«, rief er.
    »Noch einmal!«, rief ich zurück und war schon wieder im Laufschritt zum Haus unterwegs. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie er mit den Pferden kämpfte, die beide schnaubend vorwärts drängten, weil sie fort wollten. Er brüllte auf Gälisch unvorteilhafte Bemerkungen über mich, doch ich hörte eine gewisse Resignation aus seinem Tonfall heraus und lächelte unwillkürlich vor mich hin - aller Nervosität zum Trotz, die mir die Kehle zuschnürte und meine Finger von den glitschigen Riemen abrutschen ließ.
    Judas verdrehte schnaubend die Augen und fletschte immer wieder vor Angst die Zähne, doch Jamie zog ihn dicht zu sich heran und hielt ihm den Kopf fest, so dass es mir gelang, ihm das zweite Paar Öl gefüllter Schläuche über den Sattel zu schwingen und dann selbst aufzusteigen.
    Im selben Moment, in dem Jamies eiserner Griff das Halfter fahren ließ, schoss Judas davon. Ich hatte zwar den Strick in der Hand, begriff jedoch, dass er mir nichts nutzte, und klammerte mich einfach nur mit aller Kraft an den Sattel. Die Ölschläuche hämmerten wie wild gegen meine Beine, als wir auf die Zuflucht des höher gelegenen Geländes zurasten.
    Das Gewitter war sehr viel näher heran gekommen; der Wind hatte nachgelassen, doch über uns erscholl ein lauter Donnerschlag, und Judas knickte hinten ein und flitzte wie ein Kaninchen über das offene Gelände. Judas hasste Donner. Da mir wieder einfiel, was passiert war, als ich ihn das letzte Mal während eines Gewitters geritten hatte, beugte ich mich dicht über seinen Rücken und klebte wie eine Klette an ihm, wild entschlossen, mich im Lauf seiner Wahnsinnsflucht nicht abwerfen oder aus dem Sattel streifen zu lassen.
    Dann waren wir im Wald, und blattlose Äste hieben wie Peitschen auf mich ein. Ich presste mich noch dichter an den Pferdehals und schloss die Augen, damit sie mir nicht ausgestochen wurden. Judas bewegte sich jetzt zwangsweise langsamer, doch er war immer noch spürbar in Panik; ich konnte die kraftvollen Bewegungen seiner Hinterhand fühlen, die uns bergauf beförderten, und ich konnte den Atem in seinen Nüstern pfeifen hören.
    Es donnerte erneut, und er rutschte auf dem schlüpfrigen Laub aus, wurde zur Seite geworfen und stürzte in eine Gruppe von Schösslingen. Die federnden Stämmchen bewahrten uns jedoch davor, ernsthaft Schaden zu nehmen, und wir kämpften uns stolpernd wieder hoch und bewegten uns weiter bergauf. Ich öffnete vorsichtig ein Auge und konnte sehen, dass Judas irgendwie
einen Pfad gefunden hatte - ich konnte die schwache Zickzacklinie in dem dichten Bodenbewuchs vor uns sehen.
    Dann waren wir wieder von Bäumen umschlossen, und ich sah nur noch ein dichtes Netz aus Baumstämmen und Zweigen, das von den vergilbenden und scharlachroten Überbleibseln diverser Kletterranken durchzogen war. Der dichte Baumbestand bremste das Pferd noch weiter, und endlich schaffte ich es, tief Luft zu holen und mich zu fragen, wo Jamie war.
    Es donnerte erneut, und danach hörte ich nicht weit hinter mir ein schrilles Wiehern. Natürlich - Judas hasste Donner, doch Gideon hasste es, einem anderen Pferd zu folgen. Er musste dicht hinter uns sein und darauf drängen, uns einzuholen.
    Ein schwerer Regentropfen traf mich zwischen den Schulterblättern, und ich hörte das Rauschen des beginnenden Regens, der Tropfen für Tropfen für Tropfen ringsum auf Laub, Holz und Boden fiel. Ich hatte einen scharfen Ozongeruch in der Nase, und der ganze Wald schien einen grünen Seufzer auszustoßen und sich dem Regen zu öffnen.
    Auch ich seufzte tief auf - vor Erleichterung.
    Judas ging noch ein paar Schritte weiter, dann kam er keuchend und schnaubend zum Stehen. Da ich nicht abwarten wollte, bis er beim nächsten Donnerschlag durchging, glitt ich hastig zu Boden, packte den Halfterstrick und band ihn an einem kleinen Baum fest - angesichts meiner steifen, zitternden Hände keine leichte Aufgabe.
    Gerade rechtzeitig. Es donnerte erneut, und der Knall war so laut, dass ich ihn auf meiner Haut spüren konnte. Judas schrie und riss steigend an seinem Strick, doch ich hatte ihn um den Baumstamm geschlungen. Ich stolperte außer Reichweite seiner Panik, und Jamie fing mich von hinten auf. Er begann, etwas zu sagen, wurde jedoch von erneutem Donnerdröhnen übertönt.
    Ich drehte mich um und klammerte mich an ihn, zitternd vom Adrenalin meines verspätet einsetzenden Schocks. Es hatte jetzt ernsthaft zu regnen begonnen, und die Tropfen

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