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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ganz leicht auf, doch seine Füße knirschten auf den Nadeln. Fraser zuckte nicht einmal. Er hatte die Augen geschlossen. Die Hautflecken hatten sich bis zu seinem Gesicht ausgebreitet. Roger fand, dass seine Gesichtszüge einen aufgedunsenen Eindruck machten und seine Lippen und Augenlider leicht geschwollen aussahen. Im flackernden Licht war es unmöglich zu sagen, ob er noch atmete.
    Roger kniete sich neben ihn und rüttelte ihn fest.
    »Hey! Lebst du noch?« Er hatte vorgehabt, es in scherzhaftem Ton zu sagen, doch er konnte die Angst in seiner Stimme deutlich hören.
    Fraser regte sich nicht. Dann öffnete er ein Auge einen Spalt breit.
    »Aye«, brummte er. »Aber es ist nicht besonders angenehm.«
    Roger wich ihm nicht mehr von der Seite. Er wischte Jamie das Gesicht mit einem feuchten Tuch ab, bot ihm mehr Whisky an - der zurückgewiesen wurde -, und dann saß er neben der liegenden Gestalt und lauschte jedem einzelnen, rasselnden Atemzug.
    Ganz gegen seinen Willen ertappte er sich dabei, dass er Pläne schmiedete, von einer unliebsamen Schlussfolgerung zur nächsten gelangte. Was, wenn
es zum Schlimmsten kam? So sehr ihm der Gedanke widerstrebte, hielt er es doch für möglich; er hatte schon Leute sterben sehen, die nicht annähernd so schlimm aussahen wie Fraser jetzt.
    Wenn es also zum Schlimmsten kam und die anderen nicht zurückkehrten, würde er Jamie begraben müssen. Er konnte seinen Körper weder tragen noch liegen lassen; es waren schließlich Panther oder andere Tiere in der Nähe.
    Sein Auge schweifte beklommen über die Umgebung. Felsen, Bäume, Gebüsch - alles sah feindselig aus, und die von der Dunkelheit halb getarnten Umrisse schienen im flackernden Feuerschein zu schwanken und sich zu verändern, während der Wind heulte wie ein umherziehendes Tier.
    Dort vielleicht; das gezackte Ende eines halb umgestürzten Baumes ragte schräg in der Dunkelheit auf. Er konnte eine flache Grube schaufeln und den Baum dann umreißen und ihn auf das provisorische Grab fallen lassen.
    Er presste den Kopf fest gegen seine Knie.
    »Nein ! «, flüsterte er. »Bitte nicht!«
    Der Gedanke, es Brianna sagen zu müssen, es Claire sagen zu müssen, bereitete ihm körperliche Schmerzen, Stiche in Brust und Hals. Und es waren ja nicht nur sie - was war mit Jemmy? Mit Fergus und Marsali, Lizzie und ihrem Vater, den Bugs, den Lindsays, den anderen Familien in Fraser’s Ridge. Sie alle sahen vertrauensvoll zu Fraser auf und ließen sich von ihm leiten; was würden sie ohne ihn tun?
    Fraser bewegte sich und stöhnte dabei auf. Roger legte ihm eine Hand auf die Schulter, und er wurde still.
    »Geh nicht fort« , dachte er, und die unausgesprochenen Worte steckten ihm als fester Kloß in der Kehle. »Bleib hei uns. Bleib bei mir.«
    Er saß lange da, seine Hand auf Frasers Schulter. Ihm kam der absurde Gedanke, dass er Fraser irgendwie festhielt, ihn auf der Erde verankert hielt. Wenn er bis Sonnenaufgang durchhielt, würde alles gut werden; wenn er seine Hand hob, würde dies das Ende sein.
    Das Feuer brannte jetzt nur noch schwach, doch er schob die Notwendigkeit, etwas nachzulegen, von Minute zu Minute auf, weil er nicht loslassen wollte.
    »MacKenzie?« Es war nicht mehr als ein Murmeln, doch er beugte sich sofort über Fraser.
    »Aye, ich bin hier. Möchtest du Wasser? Einen Tropfen Whisky?« Er hatte die Hand schon nach dem Becher ausgestreckt und verschüttete vor lauter Nervosität das Wasser. Fraser trank zwei Schlucke, dann schob er den Becher mit einer zuckenden Handbewegung beiseite.
    »Ich weiß nicht, ob du Recht hast oder nicht«, sagte Fraser. Seine Stimme war leise und heiser, aber deutlich zu verstehen. »Aber wenn du Unrecht hast, Roger, und ich im Sterben liege, dann muss ich dir ein paar Dinge sagen. Ich will es nicht aufschieben, bis es zu spät ist.«

    »Ich bin hier«, wiederholte Roger, denn er wusste nicht, was er sonst sagen sollte.
    Fraser schloss die Augen und sammelte seine Kraft, dann schob er die Hände unter seinen Körper und drehte sich langsam und umständlich halb auf die Seite. Er verzog das Gesicht und brauchte ein paar Sekunden, um wieder zu Atem zu kommen.
    »Bonnet. Ich muss dir sagen, was ich ins Rollen gebracht habe.«
    »Aye?« Zum ersten Mal empfand Roger etwas anderes als nur Sorge um Frasers Wohlergehen.
    »Da ist dieser Mann namens Lyon - Duncan Innes wird am ehesten wissen, wie du ihn findest. Er verdient sein Geld an der Küste, indem er den Schmugglern der Outer Banks

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