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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Iren, die ihm Honig ums Maul geschmiert haben - sogar Louis; er und sein Gold.« Er winkte mit einer Handbewegung ab. »Aber darum geht es hier nicht. Du hast gesagt, Claire und ich konnten ihn nicht aufhalten ─ und das stimmt, wir konnten den Beginn nicht verhindern. Aber wir hätten das Ende verhindern können.«
    »Du meinst Culloden?« Roger starrte ins Feuer und erinnerte sich dumpf an jenen längst vergangenen Tag, an dem Claire ihm und Brianna zum ersten Mal von den Steinen erzählt hatte - und von Jamie Fraser. Ja, sie hatte von einer letzten Chance gesprochen - der Chance, jenes endgültige Gemetzel der Clans zu verhindern...
    Er blickte zu Fraser auf.
    »Durch den Mord an Charles Stuart?«
    »Aye. Wenn wir es getan hätten - aber wir konnten uns beide nicht dazu durchringen.« Seine Augen waren jetzt fast ganz geschlossen, doch er wandte den Kopf unruhig hin und her und fühlte sich sichtlich unwohl. »Seitdem habe ich mich oft gefragt, ob das nun anständig von uns war-oder feige.«
    »Oder vielleicht etwas anderes«, sagte Roger. »Das kannst du doch nicht wissen. Ich wette, es wäre etwas dazwischen gekommen, wenn Claire versucht hätte, ihn zu vergiften; das Essen wäre verschüttet worden, ein Hund hätte es gefressen, es wäre jemand anders gestorben - es hätte nichts geändert!«
    Frasers Augen öffneten sich langsam.
    »Du meinst also, es ist alles vorbestimmt, ja? Der Mensch hat überhaupt keine freie Wahl?« Er rieb sich mit dem Handrücken über den Mund. »Und als du dich entschlossen hast, um Briannas willen zurückzukommen, und dann noch einmal, für sie und das Kind - da war es gar nicht deine Wahl, aye? Es war dir bestimmt?«
    »Ich -« Roger hielt inne, die Hände auf den Oberschenkeln zu Fäusten geballt. Der Kielwassergeruch der Gloriana schien plötzlich den Geruch des
brennenden Holzes zu überlagern. Dann entspannte er sich und lachte auf. »Ein merkwürdiger Zeitpunkt zum Philosophieren, oder?«
    »Aye, nun ja«, sagte Fraser nachsichtig. »Möglich, dass es der letzte Zeitpunkt ist, der sich für mich ergibt.« Bevor Roger protestieren konnte, fuhr er fort. »Wenn es keine freie Entscheidung gibt - dann gibt es auch weder Sünde noch Erlösung, aye?«
    »Himmel«, brummte Roger und schob sich das Haar aus der Stirn. »Da geht man mit Lederstrumpf auf die Jagd und landet mit Augustinus von Hippo unter einem Baum!«
    Jamie ignorierte ihn und konzentrierte sich auf seinen Gedankengang.
    »Wir haben uns entschieden - Claire und ich. Wir konnten keinen Mord begehen. Wir waren nicht in der Lage, das Blut eines Menschen zu vergießen, aber lastet damit das Blut von Culloden auf uns? Wir wollten keine Sünde begehen - aber holt uns die Sünde dennoch ein?«
    »Natürlich nicht.« Roger stand rastlos auf und schürte im Stehen das Feuer. »Was in Culloden geschehen ist - es war nicht eure Schuld, wie auch? All die Männer, die daran beteiligt waren - Murray, Cumberland, die Clanshäuptlinge... es war nicht die Tat eines Einzelnen!«
    »Also glaubst du, dass alles vorher bestimmt ist? Dass wir von Geburt an verdammt oder erlöst sind und nichts und niemand das ändern kann? Und du willst ein Priestersohn sein!« Fraser gluckste trocken.
    »Ja«, sagte Roger, dem zugleich beklommen und unerklärlich wütend zumute war. »Ich meine, nein, das glaube ich nicht. Es ist nur... na ja, wenn etwas schon auf eine Weise geschehen ist, wie soll es dann anders werden?«
    »Du bist derjenige, der glaubt, dass es geschehen ist«, wies Fraser ihn zurecht.
    »Ich glaube es nicht, ich weiß es!«
    »Mmpfm. Aye, weil du es von der anderen Seite siehst; es liegt hinter dir. Also meinst du, du warst nicht in der Lage, etwas zu ändern - aber ich hätte es gekonnt, weil es noch vor mir lag?«
    Roger rieb sich fest mit der Hand durch das Gesicht.
    »Das ergibt doch -«, begann er und hielt dann inne. Wie konnte er sagen, dass es keinen Sinn ergab? Manchmal glaubte er, dass nichts auf der Welt noch einen Sinn ergab.
    »Vielleicht«, sagte er erschöpft. »Weiß der Himmel; ich weiß es nicht.«
    »Aye. Nun, ich nehme an, wir werden es bald herausfinden.«
    Roger sah ihn scharf an, denn er hörte einen merkwürdigen Unterton in seiner Stimme.
    »Was meinst du damit?«
    »Du glaubst zu wissen, dass ich in drei Jahren gestorben bin«, sagte Fraser ruhig. »Wenn ich heute Nacht sterbe, bist du im Unrecht, aye? Das, wovon du glaubst, dass es geschehen ist, wird nicht geschehen sein - also kann man die Vergangenheit

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