Das Flammende Kreuz
und musste unwillkürlich an die Lamia denken. Eine Kreatur, die sich glatt und kühl anfühlte und ihr Aussehen verändern konnte, stark giftig und von Natur aus infektiös. Ein rascher Biss, und schon breitete sich das Schlangengift aus, verlangsamte sein Herz, kühlte sein warmes Blut ab; ich konnte mir im Dunklen gut vorstellen, wie sich unter seiner Haut winzige Schuppen bildeten.
Ich verdrängte den Gedanken mit aller Gewalt, jedoch nicht den Schauer, den er auslöste.
»Claire«, sagte er leise. »Fass mich an.«
Ich konnte seinen Herzschlag nicht hören. Ich konnte den meinen hören; ein dumpfes Geräusch in meinem Ohr, das an das Kissen gepresst war.
Ich ließ meine Hand über seinen Bauch gleiten, dann langsamer abwärts, bis meine Finger das drahtige Lockengewirr zerteilten und abtauchten, um ihn zu umfassen. All seine Wärme war hier.
Ich streichelte ihn mit dem Daumen und spürte, wie er sich regte. Er atmete mit einem langen Seufzer aus, und sein Körper schien schwerer zu werden und in die Matratze zu sinken, als er sich jetzt entspannte. Seine Haut war wie Kerzenwachs in meiner Hand, das sich erwärmte, glatt und seidig.
Mir war sehr merkwürdig zumute; ich hatte keine Angst mehr, sondern all meine Sinne waren gleichzeitig übernatürlich wach und doch... friedvoll. Die einzigen Geräusche, die ich jetzt noch wahrnahm, waren Jamies Atem und sein Herzschlag; sie erfüllten die Dunkelheit. Ich dachte nicht mehr bewusst
nach, sondern schien nur noch meinem Instinkt zu folgen, als ich jetzt unter ihn fasste und das Herz seiner Wärme in der Mitte seines Wesens suchte.
Dann bewegte ich mich - oder wir bewegten uns gemeinsam. Ich fasste mit einer Hand zwischen uns, zwischen seinen Beinen hinauf, und legte meine Fingerspitzen genau hinter seine Hoden. Mit der anderen Hand fasste ich über ihn hinweg, legte sie um ihn und bewegte sie im selben Rhythmus, der meine Oberschenkel durchfuhr und meine Hüften bewegte, während ich von hinten gegen ihn drängte.
Ich hätte ewig so weitermachen können und hatte das Gefühl, dass es vielleicht sogar so war. Ich hatte keinerlei Zeitgefühl und spürte nur einen verträumten Frieden und jenen langsamen, beständigen Rhythmus, in dem wir uns gemeinsam in der Dunkelheit bewegten. Irgendwo, irgendwann spürte ich ein Pulsieren, erst in der einen Hand, dann in beiden. Es verschmolz mit dem Rhythmus seines Herzens.
Er seufzte lange und tief, und ich spürte, wie auch aus meinen Lungen die Luft entwich. Wir lagen schweigend da und sanken gemeinsam sanft in die Bewusstlosigkeit.
Ich erwachte mit einem Gefühl absoluten Friedens. Ich lag still, ohne an irgendetwas zu denken, lauschte dem Rauschen des Blutes in meinen Adern, und sah dem Treiben der Staubpartikel zu, die von der Sonne erleuchtet in dem Lichtstrahl schwebten, der durch die halb geöffneten Fensterläden fiel. Dann fiel mir alles wieder ein, und ich warf mich im Bett herum und starrte neben mich.
Er hatte die Augen geschlossen, und seine Haut hatte die Farbe antiken Elfenbeins. Sein Kopf lag leicht von mir abgewandt, so dass die Sehnen in seinem Hals vorstanden, doch ich konnte keinerlei Pulsation in seinem Hals sehen. Er war noch warm, oder zumindest war es die Bettwäsche. Ich sog hektisch die Luft ein. Der Raum roch nach Zwiebeln, Honig und Fieberschweiß, stank aber nicht nach plötzlichem Tod.
Ich klatschte ihm mit der Hand auf die Mitte seiner Brust, und er fuhr erschrocken zusammen und öffnete die Augen.
»Du Schuft «, sagte ich, und meine Stimme zitterte vor Erleichterung, als ich die Bewegung spürte, mit der er Atem holte. »Du hast versucht, mir unter den Fingern wegzusterben, stimmt’s?«
Seine Brust hob und senkte, hob und senkte sich unter meiner Hand, und mein Herz erschauerte ebenfalls zuckend, als sei ich in letzter Sekunde von einem unerwarteten Abgrund zurückgerissen worden.
Er sah mich blinzelnd an. Seine Augenlider waren schwer, die Augen nach wie vor vom Fieber umwölkt.
»Das war nicht besonders schwer, Sassenach«, sagte er, und seine Stimme war leise und heiser vom Schlaf. »Nicht zu sterben war viel schwieriger.«
Er versuchte gar nicht erst, so zu tun, als verstünde er mich nicht. Bei Tageslicht sah ich genau, was meine Erschöpfung und die Nachwirkungen meines Schocks mich am Abend zuvor nicht hatten sehen lassen. Sein Beharren auf seinem eigenen Bett. Die offenen Fensterläden, so dass er die Stimmen seiner Familie unten im Haus, die seiner Pächter im Freien
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