Das Flammende Kreuz
Bein trotz des Penizillins aufgekeimt und vergiftete sein Blut?
Ich bewegte vorsichtig meinen Kopf, bis mein Gesicht nur noch Zentimeter vom Rücken seines Hemdes entfernt lag, und atmete langsam und tief ein. Ich konnte seine Wärme in meinem Gesicht spüren, doch durch das leinene Nachthemd hindurch konnte ich nicht genau abschätzen, wie heiß er wirklich war.
Er roch schwach nach dem Wald und stärker nach Blut. Die Zwiebeln in seinem Verband sonderten einen scharfen Geruch ab, ebenso sein Schweiß.
Ich atmete erneut prüfend ein. Kein Eitergeruch. Zu früh für Grangrängeruch, selbst falls der Wundbrand unter seinem Verband schon im Gange war. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass seiner Haut ein seltsamer Geruch anhaftete; etwas, das ich noch nie gerochen hatte. Gewebsnekrose? Ein Abfallprodukt des Schlangengiftes? Ich atmete kurz durch die Nase aus und holte noch einmal tiefer Luft.
»Stinke ich sehr?«, erkundigte er sich.
»Ak!«, sagte ich, denn ich erschrak so sehr, dass ich mir auf die Zunge biss. Er zitterte sacht - vor unterdrückter Belustigung, vermutete ich.
»Du hörst dich an wie ein Trüffelschweinchen, Sassenach, wenn du da hinten so herumschnüffelst.«
»Ach wirklich«, sagte ich leicht gereizt. Ich berührte die wunde Stelle auf meiner Zunge. »Nun, wenigstens bist du wach. Wie fühlst du dich?«
»Wie ein Haufen verschimmelter Innereien.«
»Sehr pittoresk«, sagte ich. »Könntest du das ein wenig spezifizieren?« Ich legte ihm leicht die Hand auf die Seite, und er atmete mit einem Geräusch aus, das wie leises Stöhnen klang.
»Wie ein Haufen verschimmelter Innereien«, sagte er und hielt dann schwer atmend inne, bevor er hinzufügte, »... mit Maden.«
»Du würdest sogar noch auf dem Totenbett Witze machen, wie?« Noch als ich das sagte, überlief mich ein beklommener Schauer. Er würde auf dem Totenbett Witze machen, und ich hoffte inständig, dass es noch nicht so weit war.
»Ich werde mir Mühe geben, Sassenach«, murmelte er verschlafen. »Aber ich bin im Augenblick nicht in Bestform.«
»Hast du große Schmerzen?«
»Nein. Ich bin nur... müde.« Er klang, als sei er sogar zu erschöpft, um nach dem passenden Wort zu suchen, und als hätte er sich einfach mit diesem zufrieden gegeben.
»Das ist ja auch kein Wunder. Ich lege mich irgendwo anders schlafen, damit du deine Ruhe hast.« Ich machte Anstalten, die Decke zurückzuschlagen und aufzustehen, doch er hielt mich davon ab, indem er die Hand ein wenig hob.
»Nein. Nein, lass mich nicht allein.« Seine Schulter sank gegen mich, und er versuchte, den Kopf vom Kissen zu heben. Mir wurde noch beklommener zumute, als ich begriff, dass er sogar zu schwach war, um sich aus eigener Kraft umzudrehen.
»Ich lasse dich nicht allein. Aber vielleicht sollte ich auf dem Sessel schlafen. Ich möchte nicht -«
»Mir ist kalt«, sagte er leise. »Mir ist furchtbar kalt.«
Ich legte meine Finger direkt unter sein Brustbein und übte einen leichten Druck aus, um nach seiner Bauchschlagader zu suchen. Sein Herz schlug schnell und flacher, als es mir lieb war. Er hatte kein Fieber. Er fühlte sich
nicht nur kalt an, er war kalt - seine Haut war kühl und seine Finger eisig. Das alarmierte mich sehr.
Ich vergaß meine Zurückhaltung und kuschelte mich dicht an ihn, so dass sich meine Brüste sanft gegen seinen Rücken schmiegten und meine Wange an seinem Schulterblatt ruhte. Ich versuchte mit aller Konzentration, Körperwärme zu erzeugen, sie durch meine Haut abzustrahlen und der seinen einzuflößen. Er hatte mich schon so oft mit seinem Körper umfangen, mich beschützt, mir mit seinem kräftigen Körper Wärme gespendet. Ich wünschte mir leidenschaftlich, ich wäre größer, um jetzt für ihn das Gleiche tun zu können; so jedoch blieb mir nichts anderes übrig, als mich wie ein kleines, brennendes Senfpflaster an ihn zu klammern und zu hoffen, dass ich dieselbe Wirkung hatte.
Ganz sanft spürte ich seinen Hemdsaum auf und legte meine Hände um seine Pobacken. Überrascht spannte er sie ein wenig an, dann entspannten sie sich wieder.
Ich fragte mich plötzlich, warum ich eigentlich dieses Gefühl hatte, ihm meine Hände auflegen zu müssen, doch ich belastete meinen Verstand erst gar nicht damit; ich hatte dieses Gefühl schon oft gehabt und machte mir schon lange keine Gedanken mehr darüber, dass es keine wissenschaftliche Methode war.
Ich konnte die schwach aufgeraute Oberfläche des Ausschlags auf seiner Haut spüren
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