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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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rhythmischen Bewegungen seiner breiten Schultern, die diese Arbeit offensichtlich nicht zum ersten Mal taten. Jamie, der vor Roger saß, bediente die Ruder sehr elegant, aber etwas weniger selbstsicher. Er war kein Seemann und würde nie einer sein. Doch immerhin schien ihn das Rudern von seinem Magen abzulenken. Für den Moment.
    »Oh, daran könnt’ ich mich gewöhnen, was sagst du dazu, Peter?« Duff
hob seine lange Nase in den Wind und genoss mit halb geschlossenen Augen die völlig neue Erfahrung, sich rudern zu lassen.
    Peter, der eine exotische Mischung aus Indianer und Schwarzafrikaner zu sein schien, knurrte als Erwiderung, entspannte sich jedoch nicht minder erfreut neben Duff auf der Bank. Sein einziges Kleidungsstück war eine fleckige Leinenkniehose, die er an der Taille mit einem geteerten Seil zugebunden hatte, und die Sonne hatte ihn so dunkel gebräunt, dass er ein Neger hätte sein können, hätte er nicht dichtes, langes, schwarzes Haar gehabt, das ihm bis über die Schulter fiel und mit Muschelstückchen und kleinen, getrockneten Seesternen verziert war.
    »Stephen Bonnet?«, erkundigte sich Jamie freundlich, während er heftig an den Rudern zog.
    »Oh, der.« Duff sah ganz so aus, als wäre es ihm lieber gewesen, dieses Thema auf unbestimmte Zeit zu verschieben, doch nach einem Blick in Jamies Gesicht fügte er sich in sein Schicksal.
    »Was wollt Ihr denn wissen?« Der kleine Mann zog argwöhnisch den Kopf ein.
    »Erst einmal, wo er ist«, sagte Jamie und zog leise ächzend an den Rudern.
    »Keine Ahnung«, sagte Duff prompt, und seine Miene hellte sich auf.
    »Nun, wo habt Ihr den Kerl zuletzt gesehen?«, fragte Jamie geduldig.
    Duff und Peter wechselten einen Blick.
    »Nun ja«, begann Duff vorsichtig, »meint Ihr damit, wo ich den Kapitän zuletzt vor der Nase hatte?«
    »Was soll er denn sonst meinen, Dummkopf?«, sagte Roger und legte sich ächzend in die Ruder.
    Peter nickte nachdenklich - offensichtlich ging dieser Punkt an uns -, dann stieß er Duff mit dem Ellbogen in die Rippen.
    »Er war in einem Wirtshaus an der Roanoke Street und hat Fischpastete gegessen«, sagte Duff kapitulierend. »Mit Austern und einem Belag aus Brotkrumen, dazu Ale zum Herunterspülen. Und Melassepudding.«
    »Ihr habt ja eine gute Beobachtungsgabe, Mr. Duff«, sagte Jamie. »Wie steht es denn mit Eurem Zeitgefühl?«
    »Häh? Oh, aye, ich kapier’ schon, Mann. Wann war das... ungefähr vor zwei Monaten.«
    »Und wenn Ihr dicht genug dran wart, um zu sehen, was der Mann auf dem Teller hatte«, merkte Jamie geduldig an, »dann habt Ihr ja wohl mit ihm an einem Tisch gesessen, oder? Was hat er gesagt?«
    Duff wirkte ein wenig verlegen. Er sah erst mich an, dann eine der über uns kreisenden Möwen.
    »Aye, nun ja. Eigentlich war nur von der Form des Hinterns der Kellnerin die Rede.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Gesprächsthema für eine
ganze Mahlzeit ist, selbst wenn das Mädchen besonders wohlgeformt gewesen ist«, meldete sich Roger zu Wort.
    »Ah, du wärst überrascht, wie viel es über den Arsch einer Frau zu erzählen gibt, Junge«, versicherte ihm Duff. »Bei dieser war er rund wie ein Apfel und so schwer wie ’n anständiger Pudding. Es war furchtbar kalt in dem Haus, und der Gedanke, so’n dickes, heißes, kleines Luder zwischen den Fingern zu haben - nichts für ungut, Ma’am, wirklich«, fügte er hastig hinzu und tippte sich an den Hut.
    »Das macht gar nichts«, versicherte ich ihm in aller Herzlichkeit.
    »Könnt Ihr schwimmen, Mr. Duff?«, fragte Jamie, immer noch im Tonfall schwacher Neugier.
    »Was?« Duff blinzelte verblüfft. »Ich... äh... nun ja...«
    »Nein, er kann nicht schwimmen«, sagte Roger fröhlich. »Er hat es mir erzählt.«
    Duff warf ihm über Jamies Kopf hinweg einen Blick der Entrüstung zu.
    »Wo bleibt denn deine Loyalität?«, fragte er entsetzt. » Du bist mir vielleicht ein schöner Schiffskamerad! Mich einfach so zu verraten - solltest dich schämen, wirklich!«
    Jamie hob seine triefenden Ruder aus dem Wasser, und Roger tat es ihm nach. Wir befanden uns etwa eine Viertelmeile vom Ufer entfernt, und das Wasser jenseits der Bootswand war tiefgrün, was von einer Wassertiefe von mehreren Metern kündete. Das Boot wiegte sich sanft auf dem Kamm einer langen, langsamen Welle.
    »Bonnet«, sagte Jamie immer noch höflich, doch mit einem deutlich gereizten Unterton. Peter verschränkte die Arme und schloss die Augen, um zu verdeutlichen, dass ihn

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