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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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dieses Thema nichts anging. Duff seufzte und beobachtete Jamie genau.
    »Aye, nun. Es stimmt, ich habe keine Ahnung, wo der Mann ist. Als ich ihn gesehen habe, traf er gerade Vorkehrungen, um einige... Waren... an Land bringen zu lassen. Was auch immer Euch das sagen mag«, fügte er ausgesprochen unfreundlich hinzu.
    »Was für Waren? Wo an Land zu bringen? Um sie dann wohin zu transportieren?« Jamie stützte sich scheinbar lässig auf seine eingeholten Ruder. Doch ich konnte eine gewisse Anspannung seines Körpers sehen, und mir wurde klar, dass er seine Aufmerksamkeit zwar auf Duffs Gesicht gerichtet hatte, zwangsweise jedoch auch den Horizont hinter Duff beobachtete - der sich hypnotisch hob und senkte, während die Dünung das Boot hob und wieder sinken ließ. Wieder und wieder und...
    »Ich hab’ Teekisten für ihn an Land gebracht«, antwortete Duff argwöhnisch. »Über den Rest kann ich nichts sagen.«
    »Den Rest?«
    »Himmel, Mann, jedes Schiff in diesen Gewässern bringt irgendwelchen Hokuspokus mit - das wisst Ihr doch auch, oder?«

    Peters Augen hatten sich einen Spalt breit geöffnet; ich sah, wie sie sich mit einem gewissen Ausdruck des Interesses auf Jamies Gesicht hefteten. Der Wind hatte sich leicht gedreht, und es roch jetzt entschieden stärker nach totem Wal. Jamie holte langsam und tief Luft, um dann sehr viel schneller wieder auszuatmen.
    »Ihr habt also Tee an Land gebracht. Von wo. Von einem Schiff?«
    »Aye.« Auch Duff beobachtete Jamie mit wachsender Faszination. Ich rutschte beklommen auf dem schmalen Sitz hin und her. Seinem Nacken war zwar nichts anzusehen, doch ich hielt es für mehr als wahrscheinlich, dass er allmählich grün im Gesicht wurde.
    »Die Sparrow «, fuhr Duff fort, den Blick fest auf Jamie gerichtet. »Sie lag vor den Banks vor Anker, und die Boote sind zu ihr hinaus gefahren. Wir haben sie beladen und sind durch Toad’s Inlet an Land gekommen. Sind an Wylies Landeplatz an Land gegangen und haben es da einem Mann übergeben.«
    »Was... für einem Mann?« Der Wind war kühl, doch ich konnte sehen, wie Jamie der Schweiß über den Nacken rann, ihm den Kragen durchfeuchtete und das Leinenhemd zwischen den Schultern festklebte.
    Duff antwortete nicht sofort. In seinen kleinen, tief liegenden Augen flackerte ein berechnender Ausdruck auf.
    »Denk gar nicht erst daran, Duff«, sagte Roger leise, aber sehr selbstsicher. »Ich kann dich von hier aus mit dem Ruder erreichen.«
    »Aye?« Duff blickte nachdenklich von Jamie zu Roger und dann zu mir. »Aye, kann schon sein. Aber gehen wir einmal davon aus, dass du schwimmen kannst, MacKenzie, und sich vielleicht sogar Mr. Fräser an der Oberfläche halten kann - aber ich glaube nicht, dass das auch auf die Dame zutrifft, oder? Röcke und Unterröcke...« Er schüttelte den Kopf und sah mich mit gespitzten Lippen berechnend an. »Sie würde wie ein Stein zu Boden sinken.«
    Peter verrutschte kaum merklich und zog seine Füße unter sich.
    »Claire?«, sagte Jamie. Ich sah, wie sich seine Finger fest an die Ruder klammerten und hörte seinen angestrengten Unterton. Ich seufzte und zog die Pistole unter dem Rock auf meinem Schoß hervor.
    »Schön«, sagte ich. »Welchen von beiden soll ich erschießen?«
    Peter riss die Augen so weit auf, dass um seine ganzen, schwarzen Pupillen herum das Weiße zu sehen war. Er sah erst die Pistole an, dann Duff, dann Jamie.
    »Wir ha’m den Tee an ’nen gewissen Butler geliefert«, sagte er. »Arbeitet für Mist’ Lyon.« Er wies erst auf mich, dann auf Duff. »Schießt auf ihn«, schlug er vor.
    Nachdem das Eis nunmehr gebrochen war, brauchten unsere beiden Passagiere nicht mehr lange, um uns auch ihr restliches Wissen anzuvertrauen. Dabei hielten sie nur dann und wann inne, damit Jamie sich zwischen den einzelnen Fragen über den Bootsrand hinweg übergeben konnte.

    Wie Duff schon angedeutet hatte, war die Schmuggelei in der Gegend so verbreitet, dass sie als normales Geschäftsgebaren galt; die meisten Kaufleute - und sämtliche Besitzer kleiner Boote - in Wilmington wie auch an der ganzen Küste von Carolina, beteiligten sich daran, um die mörderischen Zölle zu umgehen, mit denen die offiziellen Importwaren belegt waren. Stephen Bonnet war allerdings nicht nur einer der erfolgreicheren Schmuggler, sondern auch ein echter Spezialist.
    »Besorgt Waren auf Bestellung«, sagte Duff und verdrehte den Hals, um sich besser zwischen den Schulterblättern kratzen zu können. »Und zwar in

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