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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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leere, mit Austernschalen übersäte Fläche. »Sie haben mein Boot genommen, die Schufte.«
    Er wandte sich angewidert ab und begann, Befehle zum Ausladen und Einpferchen der russischen Wildschweine zu erteilen. Man hatte Chemodurow und seine Familie bereits zum Plantagenhaus gebracht. Beim Abmarsch hatten die Mädchen abwechselnd erstaunt auf die schwarzen Sklaven und schüchtern auf Roger geblickt, der zwar sein Hemd und seine Schuhe wieder an sich genommen hatte, dem die Hose jedoch immer noch am Körper klebte.
    Einer der Sklaven kam mit einem Arm voll abgelegter Waffen aus dem Schuppen, was Wylie kurzfristig an seine Pflichten als Gastgeber erinnerte.
    »Ich bin Euch zu Dank für Eure Hilfe bei der Rettung meines Eigentums verpflichtet, Sir«, sagte er zu Jamie. Er verbeugte sich steif. »Wollt Ihr mir nicht erlauben, Euch und Mr. MacKenzie meine Gastfreundschaft anzubieten?« Roger registrierte, dass er nicht besonders begeistert klang, aber immerhin hatte er es angeboten.

    »Ich bin Euch zu Dank für Eure Hilfe bei der Rettung unseres Lebens verpflichtet«, sagte Jamie nicht minder steif und verbeugte sich ebenfalls. »Und ich danke Euch, aber -«
    »Mit dem größten Vergnügen«, unterbrach ihn Roger. »Danke.« Er schüttelte Wylie fest die Hand, was diesen sehr überraschte, und packte Jamie am Arm, um ihn auf die Muschelstraße zuzusteuern, bevor er protestieren konnte. Es gab sicher Zeiten und Orte, an denen man auf dem hohen Ross sitzen konnte, aber nicht jetzt.
    »Du brauchst dem Mann ja nicht den Arsch zu küssen«, sagte er als Antwort auf Jamies Murren, als sie auf den Wald zuschritten. »Sein Butler kann uns ein trockenes Handtuch und etwas zu essen geben, und dann sind wir weg, während er noch mit seinen Schweinen zugange ist. Ich habe nicht gefrühstückt, und du auch nicht. Und wenn wir nach Edenton zurücklaufen müssen, mache ich das nicht mit leerem Magen.«
    Die Erwähnung von etwas Essbarem schien Jamies Gleichmut weitgehend wiederherzustellen, und als sie den ansatzhaften Schutz des Waldes erreichten, war zwischen ihnen eine beinahe überschwängliche Fröhlichkeit aufgekommen. Roger fragte sich, ob dies das Gefühl war, das man nach einer Schlacht empfand; die schiere Erleichterung, sich lebendig und unverletzt wiederzufinden, war so groß, dass man Lust bekam zu lachen und herumzublödeln, nur um zu beweisen, dass man es noch konnte.
    In unausgesprochenem Einverständnis hoben sie sich jede Diskussion der jüngsten Ereignisse - und jede Spekulation über Stephen Bonnets gegenwärtigen Aufenthaltsort - für später auf.
    »Russische Wildschweine, du meine Güte«, sagte Jamie und schüttelte sich wie ein Hund, als sie im Schutz der Bäume stehen blieben. »Dabei bezweifle ich, dass der Mann im Leben schon einmal ein Wildschwein gesehen hat! Man sollte doch meinen, dass er billigere Mittel und Wege kennt, sich umzubringen.«
    »Aye, was glaubst du wohl, was ihn das gekostet hat? Wahrscheinlich mehr Geld, als wir in zehn Jahren zu sehen bekommen, nur um eine Ladung Schweine... wie weit, sechstausend Meilen zu transportieren?« Von der bloßen Vorstellung verblüfft, schüttelte er den Kopf.
    »Nun, um fair zu sein, es sind mehr als nur Schweine«, sagte Jamie nachsichtig. »Hast du sie nicht gesehen?«
    Roger hatte sie gesehen, allerdings nur kurz. Die Sklaven hatten gerade eines der Tiere über das Dock getrieben, als er mit seinen Kleidern aus dem Schuppen kam. Es war groß und borstig mit langen, gelben Zähnen, die ziemlich gemein aussahen.
    Doch es war von der langen Seereise ausgemergelt, man konnte seine Rippen zählen, und sein borstiges Fell war zur Hälfte kahl gescheuert. Offenbar hatte es sich noch nicht an den festen Boden gewöhnt, denn es stolperte und schwankte mit rollenden Augen wie betrunken auf seinen lächerlich kleinen
Hufen herum und grunzte panisch, als die Sklaven es anschrien und mit ihren Stöcken anstießen. Es hatte Roger ziemlich Leid getan.
    »Oh, sie sind ganz schön groß, aye«, sagte er. »Und wenn sie wieder etwas auf den Rippen haben, sind sie bestimmt ein imposanter Anblick. Ich frage mich allerdings, wie es ihnen hier gefallen wird - nach Russland?« Er wies mit einer Handbewegung auf den nassen, stoppeligen Wald ringsum. Die Luft war regenfeucht, doch die Bäume fingen den größten Teil des Niederschlags ab, so dass es unter dem niedrigen Dach aus Krüppeleichen und klapprigen Kiefern dunkel war und nach Harz duftete. Auf dem Sandboden knirschten

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