Das Flammende Kreuz
spürte es schlittern und knirschen, als das Metall an seinem Schädelknochen entlangschabte und dann zu etwas Weicherem durchstieß, wo es stecken blieb. Er versuchte loszulassen, doch seine Hand steckte im Korb des Griffes fest. Lillywhite erstarrte, und Roger konnte spüren, wie das Leben des Mannes geradewegs an seinem Schwert entlanglief, durch seine Hand hindurch und an seinem Arm hinauf, rasend schnell und lähmend wie elektrischer Strom.
Er zerrte und drehte panisch, um sein Schwert loszureißen. Lillywhite
bäumte sich auf, erschlaffte und fiel in seine Richtung. Er zuckte wie ein riesiger, toter Fisch, als Roger jetzt vergebens weiter darum kämpfte, sich von seinem Schwert zu befreien.
Da ergriff Jamie ihn am Handgelenk und bekam ihn frei, legte einen Arm um ihn und führte ihn beiseite, stolpernd und blind vor Panik und Schmerz. Jamie hielt ihm den Kopf und massierte ihm den Rücken und murmelte gälischen Unsinn, während sich Roger heftig würgend übergab. Wischte ihm das Gesicht mit feuchtem Laub ab, wischte ihm mit dem nassen Hemdsärmel den Rotz von der Nase.
»Bist du okay?«, murmelte Roger irgendwann zwischendurch.
»Aye, bestens«, sagte Jamie und klopfte ihm erneut auf den Rücken. »Und du auch, klar?«
Irgendwann war er wieder auf den Beinen. Sein Kopf hatte den Schmerz hinter sich gelassen; er schmerzte zwar noch, doch der Schmerz schien sich von ihm losgelöst zu haben und in seiner Nähe zu lauern, ohne ihn jedoch zu berühren.
Lillywhite lag mit dem Gesicht nach oben im Laub. Roger schloss die Augen und schluckte. Er hörte, wie Jamie etwas vor sich hinknurrte, dann ein Ächzen, ein Rascheln im Laub und einen leisen Aufprall. Als er die Augen öffnete, lag Lillywhite mit dem Gesicht auf dem Boden; der Rücken seines Hemdes war voller Sand und Eichelhüllen.
»Komm mit.« Jamie fasste ihm unter den Arm, zog den Arm über seine Schulter. Roger hob seine freie Hand und schwenkte sie vage in Richtung der Leichen.
»Sie. Was machen wir mit... ihnen?«
»Wir lassen sie für die Schweine liegen.«
Als sie den Waldrand erreichten, konnte er allein gehen, obwohl er die Tendenz hatte, zur einen oder anderen Seite abzudriften und noch nicht richtig geradeaus steuern konnte. Wylies Haus lag vor ihnen, ein prächtiges Gebäude aus rotem Backstein. Sie überquerten den Rasen, ohne zu beachten, dass sie von mehreren Haussklaven angestarrt wurden, die sich um die Fenster im ersten Stock drängten und tuschelnd mit den Fingern auf sie zeigten.
»Warum?«, fragte Roger und blieb kurz stehen, um sich das Laub vom Hemd zu schütteln. »Haben sie das gesagt?«
»Nein.« Jamie zog einen nassen Stoffball, der einmal ein Taschentuch gewesen war, aus dem Ärmel und schwenkte ihn in Philip Wylies Zierspringbrunnen. Er wischte ihm damit durchs Gesicht, warf einen kritischen Blick auf die so entstandenen Schmutzstreifen und tauchte es erneut in den Brunnen.
»Ich habe erst gemerkt, dass sie da waren, als Anstruther dich niedergeknüppelt hat - da, dein Kopf blutet ja immer noch. Ich habe mich umgedreht und dich am Boden liegen sehen, und im nächsten Moment fuhr mir ein Schwert aus dem Nichts quer über die Rippen. Sieh dir das an.« Er steckte
seine Finger durch einen großen Riss in seinem Hemd und wackelte damit. »Ich bin hinter einem Baum in Deckung gegangen und konnte gerade noch mein Schwert ziehen. Aber keiner von ihnen hat ein einziges Wort gesagt.«
Roger presste das Taschentuch, das Jamie ihm entgegenhielt, vorsichtig an seinen Hinterkopf. Er atmete zischend durch die Zähne ein, als das kalte Wasser mit der Wunde in Berührung kam.
»Mist. Liegt es nur daran, dass ich einen Sprung im Schädel habe, oder ergibt das alles keinen Sinn? Warum in aller Welt haben sie mit solcher Gewalt versucht, uns umzubringen?«
»Weil sie wollten, dass wir tot sind«, sagte Jamie in aller Logik und krempelte sich die Ärmel auf, um sich die Hände im Springbrunnen zu waschen. »Sie oder jemand anders.«
Der Schmerz hatte sich entschlossen, jetzt doch wieder in Rogers Kopf Quartier zu beziehen. Ihm wurde wieder übel.
»Stephen Bonnet?«
»Wenn ich ein Spieler wäre, würde ich alles darauf verwetten.«
Roger schloss ein Auge, um der Tatsache ein Ende zu setzen, dass er Jamie doppelt sah.
»Du bist doch ein Spieler. Das habe ich selbst schon gesehen«
»Na bitte.«
Jamie fuhr sich geistesabwesend mit der Hand durch das verklebte Haar und wandte sich dem Haus zu. Karina und ihre Schwestern waren am
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