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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Fenster aufgetaucht und winkten ihnen ekstatisch zu.
    »Was ich furchtbar gern wüsste, ist, wo Stephen Bonnet ist.«
    »Wilmington.«
    Jamie fuhr herum und sah ihn stirnrunzelnd an.
    »Was?«
    »Wilmington«, wiederholte Roger. Er öffnete vorsichtig das andere Auge, doch es schien nichts zu passieren. Nur ein Jamie. »Das hat Lillywhite gesagt - aber ich dachte, er macht einen Scherz.«
    Jamie starrte ihn kurz an.
    »Das will ich doch schwer hoffen«, sagte er.

103
    Im Myrtengebüsch
    Wilmington
    Im Vergleich zu Fraser’s Ridge war Wilmington eine überschäumende Metropole, und unter normalen Umständen hätten die Mädchen und ich seine Vorzüge sehr genossen. Angesichts von Rogers und Jamies Abwesenheit und der Natur ihres Vorhabens waren wir jedoch kaum in der Lage, Ablenkung zu finden.
    Nicht, dass wir es nicht versucht hätten. Wir überstanden die dahinkriechenden Minuten der Nächte, die von weinenden Kindern unterbrochen und von Phantasiebildern heimgesucht wurden, die schlimmer waren als jeder Alptraum. Ich bereute es, dass Brianna nach der Schlacht von Alamance so viel gesehen hatte; vage, auf Angst basierende Vorstellungen waren schlimm genug; viel schlimmer jedoch waren sie, wenn sie auf persönlichen Erfahrungen mit dem Aussehen zerstörter Körper, zerschmetterter Knochen und stierender Augen beruhten.
    Wir erhoben uns mit schweren Lidern, umgeben von Bergen abgelegter Kleider und muffigen Leinens, fütterten die Kinder und kleideten sie an und begaben uns dann ins Freie, um im Lauf des Tages unsere geistige Zuflucht beim Pferderennen, beim Einkaufen oder den konkurrierenden Musikabenden zu suchen, die Mrs. Crawford und Mrs. Dunning, die beiden prominentesten Gastgeberinnen in der Stadt, jeweils einmal wöchentlich - an zwei aufeinander folgenden Abenden - veranstalteten.
    Mrs. Dunnings Abend hatte am Tag nach Jamies und Rogers Abreise stattgefunden. Darbietungen auf der Harfe, der Violine, dem Cembalo und der Flöte wechselten sich mit Lyrikrezitationen - zumindest wurde es als Lyrik bezeichnet - und »Gesaengen der Komick und Tragick« ab, die von Mr. Angus McCaskill vorgetragen wurden, dem allseits beliebten und umgänglichen Inhaber der größten Wirtschaft von Wilmington.
    Eigentlich waren die »Gesaenge der Tragick« sehr viel lustiger als die »der Komick«, und zwar dank Mr. McCaskills Angewohnheit, während der kummervollsten Passagen die Augen so zu verdrehen, dass sie in seinem Kopf verschwanden, als stünde der Text auf der Innenseite seines Schädels. Ich setzte jedoch eine angemessen ernste Miene der Wertschätzung auf und biss mir fortwährend auf die Wange.
    Brianna brauchte sich gar nicht erst zusammenzureißen. Sie saß da und betrachtete sämtliche Darbietungen mit einer Miene derart brütender Intensität, dass sie einige der Musiker aus der Fassung zu bringen schien. Diese beäugten sie nervös und verdrückten sich ans andere Ende des Zimmers, wo
sie das Cembalo als Schutzwall benutzten. Ich wusste allerdings, dass Briannas Verhalten nichts mit den Darbietungen zu tun hatte, sondern vielmehr damit, dass sie im Geiste noch einmal die Streitgespräche durchlebte, die der Abreise der Männer vorausgegangen waren.
    Diese waren lang und heftig gewesen und im Flüsterton geführt worden, während wir vier bei Sonnenuntergang am Kai spazieren gingen. Brianna hatte aufgewühlt, wortgewaltig und leidenschaftlich argumentiert. Jamie hatte geduldig und kühl gekontert und sich nicht umstimmen lassen. Ich hatte den Mund gehalten und war ausnahmsweise sturköpfiger gewesen als sie beide. Ich konnte nicht guten Gewissens Briannas Partei ergreifen; ich wusste, was für ein Mensch Stephen Bonnet war. Ich konnte nicht Jamies Partei ergreifen; ich wusste, was für ein Mensch Stephen Bonnet war.
    Ich wusste auch, was für ein Mensch Jamie war, und bei dem Gedanken, dass er sich mit Stephen Bonnet anlegte, bekam ich zwar das Gefühl, als hinge ich an einem zerschlissenen Seil über einem bodenlosen Abgrund, doch ich wusste auch, dass es kaum einen Menschen gab, der für ein solches Vorhaben besser geeignet war. Denn über die Tod bringenden Fähigkeiten hinaus, welche er ohne Zweifel besaß, brachte Jamie auch ein Gewissen mit.
    Jamie war Highlander. Nun mochte der Herrgott ja darauf bestehen, dass die Rache sein sei, doch ich kannte keinen männlichen Highlander, der es für rechtens hielt, den Herrgott derartige Dinge ohne Hilfe erledigen zu lassen. Gott hatte den Menschen mit gutem Grund

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