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Das Fliederbett

Das Fliederbett

Titel: Das Fliederbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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neckt mich bloß«, rief sie, »pfui, wie gehässig ihr seid!«
    Rakel ging langsam ins Wasser.
    »Du hast ja auf jeden Fall gewonnen«, tröstete sie. »Denk an mich, die immer die zweite ist.«
    Sie waren alle drei ziemlich lange im Wasser. Mette glaubte, nicht genug bekommen zu können. Die Schultern waren heiß von der Sonnenhitze, der Körper unter Wasser blieb kühl und leicht. Sie schwamm und schwamm. Aber als Åke und Rakel herausgingen, verlor das Wasser sofort seinen Reiz, und sie trottete auch an Land. Sie schüttelte ihr nasses Haar, daß die Wassertropfen spritzten.
    »Du siehst aus wie ein Seehund«, sagte Åke und zog sie an sich. Seine Stimme klang anders als vorhin im Wasser. Sie war leise und ließ Mette erschauern. Die Wassertropfen glänzten auf seiner Haut. Sie bohrte ihr Gesicht in seine Brust. Es roch nach Wind und Salzwasser.
    »Wir essen wohl erst«, sagte Rakel vom Lunchkorb her.
    Åke zum Essen zu überreden, war niemals schwer. Mit geschickten Händen half er Rakel beim Decken und öffnete schnell drei Bierbüchsen. Das Bier sprudelte hoch in die Luft.
    »Ah«, sagte er. Er trank direkt aus der Büchse. »Wo sind die Oliven? Da. Und die Eier? Da. Gott, was ich für einen Hunger habe.«
    Mette hielt einen Fleischklops in der Hand und war so beschäftigt damit, Åke anzusehen, daß sie das Essen vergaß. Rakel folgte ihrem Blick. »Ja, er ist hübsch, sogar wenn er ißt«, pflichtete sie bei. »Will jemand ein Heringsbrot haben?«
    »Aus meinem Mund hört ihr kein Nein«, sagte Åke. Er öffnete eine weitere Bierbüchse und sog den Schaum ab. Mette trank, um ihm zu helfen. Sie hatte das Gefühl, als stände die Zeit still. Die Sonne würde nie untergehen, der Wind nie aufhören zu wehen, die drei würden nie auseinandergehen. Wenn sie Åke ansah, liebte sie ihn; wenn sie
    Rakel ansah, fand sie, daß niemand in der Welt ihr glich. Wirr vor Glück nahm sie von den Speisen, ohne zu merken, was sie aß. Der Sonnenschein umfloß sie, wärmte und verzauberte sie und erfüllte ihnen alle Wünsche.
    Nach dem Essen machte sie einen Streifzug um die Insel, während Åke sich im Sand ausstreckte, um auszuruhen. Überall wuchsen Heidekraut und verkrüppelte Kiefern. Die Wacholderbüsche waren klein und verkümmert, die Steinplatten der Klippen an den Stränden glatt wie Marmor. Sie sah weit hinaus auf das Älandmeer und fühlte einen leichten Schwindel; es war so komisch, kein Land zu sehen. Im Schutze einiger Felsblöcke fand sie einen Hang mit reifen Erdbeeren. Sie stieß einen Ruf des Entzückens aus. Lange Zeit pflückte und aß sie und fädelte zum Schluß eine rote, duftende Beerenreihe auf einen Halm, um sie für Åke und Rakel mitzunehmen.
    Als sie zurückkam, ging Rakel mit Lotta im Arm den Strand entlang. Ab und zu tauchte sie ihre Füßchen ins Wasser. Lotta schrie vor Entzücken und zappelte mit den rosigen Fußsohlen. Åke betrachtete sie aus seiner liegenden Stellung im Sand.
    »Warum sind Frauen immer so lieblich?« fragte er.
    Rakel ließ die Augen nicht von Lotta.
    »Darum, weil wir es sein wollen«, sagte sie in einem Ton, als wenn sie eine alte Weisheit ausgesprochen hätte. Sie drückte Lotta an sich. Mette hielt ihren Halm hin.
    »Ich habe Erdbeeren gefunden«, sagte sie.
    Åke sah sie an.
    »Füttere mich«, sagte er. »Ich bin zu faul, mich zu rühren.«
    Sie setzte sich neben ihn und steckte eine Erdbeere nach der anderen zwischen seine Lippen. Sie waren so weich, so verlockend, weniger rot als die Beeren, aber lieblicher, besonders die Unterlippe. Sie bekam Lust, ihn zu küssen. Er roch an ihren Fingern.
    »Du duftest wie der ganze Sommer«, sagte er. Die Augen in seinem sonnengebräunten Gesicht waren so blau, daß sie in ihnen hätte ertrinken mögen.
    »Weißt du, daß die Zeit stillsteht?« fragte sie. Bald konnte sie es nicht länger lassen, ihn zu küssen. Er legte den Arm um sie und zog sie an sich.
    »Auf jeden Fall ist meine Uhr stehengeblieben«, sagte er.
    Rakel setzte sich ein Stück weiter, um Lotta zu stillen.
    »Dem Glücklichen schlägt keine Stunde«, sagte sie. Im gleichen Augenblick fühlte Mette seine Lippen auf ihren. Sie schmeckten nach Erdbeeren. Sie biß in seine Unterlippe. Plötzlich merkte sie, daß sie auf dem Rücken lag. Åke neigte das Gesicht über sie, sein helles Haar hing in die Stirn, der Mund bewegte sich ein wenig, die Nasenflügel bebten. So küßte er sie wieder, führte die Zunge in ihren Mund und ließ seine Hand über die Hüften

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