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Das Fliederbett

Das Fliederbett

Titel: Das Fliederbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Augen. Seine Pupillen waren dunkel, von einem Ernst geweitet, der bis auf den Grund ihres Wesens drang. Sein Mund flüsterte unhörbare Worte, erfüllt von unaussprechbarer Zärtlichkeit. Mette erschauerte. Sie wollte ihn streicheln, aber ihre Hand sank herab. Der Schlaf nahm sie in Besitz, ein warmer, wiegender, wonniger Schlaf. Weit weg hörte sie Rakel flüstern: »Wir lassen sie hier liegen und schlafen.« Sie spürte, wie jemand sie zudeckte. Das Letzte, was sie bemerkte, war ein Kuß auf ihrer Wange und der Duft von Rakels Parfüm. Dann überkam sie der Schlaf, und alles verschwand.
     
    »Wir fahren mit dem Boot nach Rödskären«, sagte Rakel am nächsten Morgen. Sie tranken den Morgenkaffee unter der Eiche. Trotz des Schattens war es unerträglich heiß. Aus den Ästen des Baums hörte man unablässig das betäubende Summen der Insekten.
    »Wenn ich bloß wüßte, wozu die Bienen da oben summen«, sagte Rakel. »Die Eiche hat ja gar keine Blüten.«
    Åke machte sich darüber keine Gedanken. Mit Wohlbehagen strich er Butter auf eine Weißbrotscheibe und lehnte sich im Sessel zurück. Mette sah ihn mit verliebten Augen an. Sein helles Haar war zerzaust, das Hemd wegen der Wärme geöffnet. Sekundenschnell trafen sich ihre Blicke. Seine Augen waren so blau, daß sie Herzklopfen bekam. Sie schwappte Kaffee auf das Tischtuch.
    »Aber Mette«, sagte Rakel, »wo hast du nur deine Gedanken? «
    »Mette hat keine Gedanken«, sagte Åke. Er beugte sich vor und steckte ihr ein Zuckerstück in den Mund. Die Berührung seiner Finger war so erregend, daß ihr Herz schneller schlug. Er zwickte sie in die Nase. »Du hast die süßeste Nase der Welt«, sagte er. »Weißt du das eigentlich?«
    Sie errötete, obgleich sie schon selbst manchmal auf die Idee gekommen war, wenn sie in den Spiegel sah.
    »Sieh mich auch an«, sagte Rakel. »Ich habe die Shorts nur deinetwegen angezogen.«
    Åke sank im Stuhl zurück und genoß es, Rakels braune Hände über die weißen Shorts streichen zu sehen.
    »Gebt mir doch eine Weißbrotscheibe«, sagte er, »mit doppelt soviel Butter.«
    Eifrige Hände langten nach der Butterdose. Mette gewann. Triumphierend reichte sie ihm die Schnitte. Ihre Finger zitterten leicht. Sie sah auf Åkes Mund. >Glückliche Weißbrotscheibe<, dachte sie, >glückliche, glückliche Weißbrotscheibe. <
    Sie verstauten Essenkörbe, Schwimmwesten und Bademäntel im Boot. Zuletzt stellten sie Lottas Korb auf den Boden. Åke baute für sie einen Sonnenschutz mit Hilfe einer Badekappe und eines Stockes.
    »Du kannst alles«, sagte Mette voller Bewunderung. Er strich ihr über das Haar.
    »Mal sehen, ob ich auch den Motor in Gang bekomme«, meinte er.
    Mette hielt den Atem an. Aber bereits beim ersten Ruck startete das Boot so freundlich, als hätte es nie Scherereien gemacht.
    »Rakel muß manchmal fünfzehn- bis zwanzigmal ziehen«, sagte Mette zufrieden. Sie starrte ihn so entzückt an, daß Rakel lächeln mußte.
    Es briste auf der sonnenglitzernden Krokö-Förde. Geblendet sah Mette darüber hin. Weit hinten öffnete sich der Meeresrachen. Der Name ließ sie immer zusammenfahren. Wenn ihr Boot davon verschlungen würde. Ein schlürfender Laut... und weg war es. Aber Åke sah nicht ängstlich aus. Er blickte abwechselnd auf die Seekarte und die Förde, seine Hand lag ruhig auf der Ruderpinne. Ihn erschreckte kein Meeresrachen. Rakel zeigte auf die Inseln: Ängsholmen, Örkobben, Tistronskär. Auf dem hohen, grünen Granöland leuchtete die Granö-Bake, rot und weiß, das Fahrwasser mit ihrer Mächtigkeit beherrschend.
    »Halt nicht zu weit Backbord«, sagte Rakel, als sie durch den grünen Lindösund gingen. »Da liegt ein Stein im Schilf.«
    Mette war zum erstenmal auf Rödskären. Åke zog das Boot auf den weichen Sand und stellte Lottas Korb in den Schotten eines Himbeerstrauches, wo sie mit runden Augen in die Zweige sah, die im Winde schwankten. Rakel spannte das Mückennetz über sie.
    »Nun baden wir«, sagte sie, »und dann essen wir Lunch.«
    Åke steckte die Armbanduhr in die Tasche seiner Shorts. Er sah auf Rakel und Mette, die nackt zum Wasser hinunterliefen.
    »Wer zuerst drin ist, darf zuerst mit mir schlafen«, rief er aufmunternd.
    Mette raste so heftig ins Wasser, daß sie sofort auf dem Hintern saß. Am Strand standen Åke und Rakel. Sie lachten so, daß sie sich gegenseitig halten mußten. Mette saß bis zum Bauch im Wasser, die runden Knie ragten über die Oberfläche, naß und braun.
    »Ihr

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