Das Flüstern der Albträume
Zeit habe ich sie nicht gesehen. Zuletzt habe ich sie bei unserer Fünfjahresfeier vor ein paar Jahren getroffen, seither nicht mehr.«
»Sie haben nicht telefoniert oder auf andere Weise miteinander kommuniziert?«
»Nein. Ich verstehe nicht, was das mit mir zu tun hat. Nur weil zwei meiner College-Freundinnen gestorben sind, muss es doch keinen Zusammenhang mit mir geben.«
»Zwei Freundinnen? Ich hatte erwähnt, dass Lisa Black gestorben ist, aber nicht Sara Miller.«
»Nun, ich weiß von Sara Miller.«
»Von wem?«
»Eva Rayburn ist gestern hier gewesen. Sie war mit uns auf dem College und hat im Gefängnis gesessen, weil sie ihren Freund umgebracht hat. Ein sehr unangenehmer Besuch.«
Garrison versteifte sich. »Tatsächlich?«
»Ich habe mir ihr Geschwätz nicht angehört. Auf ihre verdrehte Art versucht sie, mir das anzuhängen, was vor zehn Jahren passiert ist.«
»Auf welche Weise?«
»Sie dreht alles so hin, wie es ihr passt. Wahrscheinlich fühlt sie sich schuldig, weil sie jemandem das Leben genommen hat.«
Garrison unterdrückte einen Fluch. »Ich dachte, Sie wären auf dem College Freundinnen gewesen.«
Kristens Augen funkelten belustigt. »Das ist ein bisschen zu viel gesagt. Sie war ein Mittel zum Zweck.«
»Und welcher war das?«
»Eva ist so eine Art Genie. Sie war ein paar Jahre jünger als wir, aber das College schaffte sie mit links. Sie hatte eine Begabung, die Lehrer zu durchschauen und vorauszusehen, was in den Prüfungen drankam. Sie fuhr auf Wahrscheinlichkeiten und Verhältnismäßigkeiten ab und meinte, auf der Basis könne sie Muster vorhersagen. Ich weiß nicht genau, wie es funktionierte, aber es war kein Schummeln, und es war sehr nützlich.«
»Sie war also keine Freundin?«
»Ich habe sie in unserer Clique geduldet, aber sie war eigentlich keine Freundin.«
Malcolm scharrte mit den Füßen. Er sagte nichts, doch die Bewegung seiner Beine drückte deutlich seine Missbilligung aus. »Was ist in der Nacht passiert, als das Feuer ausbrach?«
»Lisa, Sara und ich sind losgegangen, um Wein zu holen. Es war unser letzter Abend auf dem Campus. Eva war immer noch Anwärterin, also musste sie dableiben und aufräumen. Sie blieb gerne zurück, ich habe allerdings erst später verstanden, wieso.«
»Wieso denn?«
»Josiah Cross. Mein Freund. Sie hatten eine Affäre.«
»Das kam beim Prozess heraus.« Garrison ließ seine Stimme neutral klingen.
»Lassen Sie sich nicht von ihr täuschen. Sie ist sehr schlau und bekommt, was sie will. Sie wollte Josiah, und sie hat ihn bekommen.«
»Wussten Sie von der Affäre?«
»Ja. Und ich habe Josiah gesagt, dass er Schluss machen soll. Er war einverstanden. Ich glaube, er kam zum Wohnheim, weil er mich anbetteln wollte, zu ihm zurückzukehren. Als er dort eintraf, war nur Eva da. Ganz offensichtlich hatte sie es immer noch auf ihn abgesehen.« Wohlberechnete Tränen standen in Kristens Augen. »Eva muss fuchsteufelswild gewesen sein, als er sagte, sie solle ihn in Ruhe lassen. Ich kann mir nur ausmalen, was passiert ist.«
»Bitte erzählen Sie es uns.«
»Sie hat ihn bedrängt. Wahrscheinlich hat sie verlangt, dass er sich für sie entscheidet. Was sie wahrscheinlich nicht wusste, war, dass Josiah aufbrausend sein konnte.«
»Hat er Sie mal geschlagen?«, fragte Malcolm.
»Ich würde nie zulassen, dass ein Mann mir so etwas antut.« Ihre stocksteife Haltung sprach eine andere Sprache.
»Was ist geschehen, nachdem Eva sich Josiah an den Hals geworfen hatte?« Schon beim Aussprechen klangen die Worte unglaubwürdig.
»Sie haben miteinander geschlafen.«
»Ich habe die Berichte gelesen. Der Sex war anscheinend erzwungen, und Eva hatte ein sternförmiges Brandmal auf der Schulter.«
»Wir hatten solche Anhänger.« Kristen Hall ignorierte die Frage nach der Vergewaltigung vollständig. »Ich habe sie den drei anderen als Dankeschön dafür geschenkt, dass sie mir geholfen haben, in den Masterstudiengang der Boston University aufgenommen zu werden.«
»Haben Sie Ihren Stern noch?«
»Nein. Ich habe ihn vor Jahren verloren. Es war Billigschmuck.«
»Hat Lisa ihren behalten?«
»Es fiel ihr immer schwer, die Vergangenheit loszulassen.«
»Gibt es sonst jemanden, der gegen Lisa und Sara einen Groll hegen könnte?«
»Ich weiß es nicht.«
»Sie sagten, Sie wollten verreisen?«
»Ich fahre für ein paar Wochen nach New York. Ich muss meine Hochzeit vorbereiten.«
»Wo können wir Sie erreichen?«
Kristen trat an einen
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