Das Flüstern der Albträume
ist ein wichtiges Meeting.«
»Das hier ist wichtiger.« Garrison beugte sich ein wenig vor. »Sie müssen ihn holen.«
»Ist alles in Ordnung mit Sara?«
»Wir müssen ihren Chef sprechen.« Garrison hatte herausgefunden, dass Saras Eltern außer Landes und nicht erreichbar waren. Keiner ihrer Nachbarn schien zu Hause zu sein. Der Chef war der nächste Schritt, bevor man die anderen erreichte.
Die Empfangssekretärin runzelte die Stirn. »Gut.« Sie verschwand um eine Ecke.
Ein paar Minuten später erschien ein großer, grauhaariger Mann in einem schmal geschnittenen, dunklen Anzug. Er kam auf Garrison zu und streckte ihm die Hand entgegen. Ein goldener Manschettenknopf glitzerte im Kunstlicht. »Mein Name ist Ross Fairchild. Wie ich höre, haben Sie Fragen zu einer meiner Mitarbeiterinnen.«
»So ist es. Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?«
»In meinem Büro.« Fairchild führte die beiden durch einen Flur mit farbenfrohen Werbeplakaten, die offenbar einige ihrer erfolgreicheren Kampagnen zeigten. Frühstücksflocken. Uhren. Autos. Die Agentur schien für alles Werbung zu machen.
Fairchild öffnete die Mahagonitür zu seinem Büro. Die Wand hinter seinem polierten Schreibtisch war vollständig verglast. Man sah von hier aus über die ganze Stadt, und in der Ferne schlängelte sich der Fluss. Unter anderen Umständen hätte Garrison die Aussicht bewundert. Er sah sich im Büro um und betrachtete die Kunstgegenstände, das polierte Messing, die alten Orientteppiche und das Sideboard hinter dem Schreibtisch, auf dem Urkunden und Fotos standen. Auf einem Bild waren Fairchild und Sara Miller zu sehen. Er hielt einen Pokal in Händen, und sie lächelte zu ihm hinauf. In ihren glänzenden Augen lag Bewunderung.
Fairchild setzte sich ans Kopfende des Konferenztisches. Er wirkte gereizt. »Bitte nehmen Sie Platz. Möchten Sie einen Kaffee?«
Die Polizisten setzten sich beide zu seiner Linken. »Nein, danke.«
Er legte die Handflächen auf den Tisch. »Nun, was ist mit Sara?«
»Ms Millers Sekretärin hat heute früh eine Vermisstenmeldung aufgegeben.«
»Ja. Ich habe sie darum gebeten. Sie sollte den Anruf diskret halten. Ich möchte nicht, dass Gerüchte aufkommen.« Er deutete ein Lächeln an. »Sara ist meine engagierteste Mitarbeiterin, und als sie Mittwoch und Donnerstag nicht zur Arbeit gekommen ist, habe ich mir Sorgen gemacht. Ich habe es auf ihrem Handy und zu Hause versucht, vergeblich. Haben Sie sie gefunden?«
»Wann haben Sie Ms Miller zum letzten Mal gesehen?«
Fairchild zog die Stirn in Falten. »Vor drei Tagen haben wir uns zum Frühstück getroffen.«
»Und wann genau war das?«
»Ungefähr um sieben.«
»Wirkte sie durcheinander oder verstört?«
»Sie steht immer unter Strom. Aber genau das mag ich an ihr. Die Werbebranche ist hart umkämpft, und ich habe gern Leute um mich, die an ihre Grenzen gehen. Und die kein Problem damit haben, Überstunden zu machen.«
»In der Branche ist Burn-out weit verbreitet.«
»Stimmt. Berater, die wie Sara einen eigenen Etat betreuen, halten sich normalerweise nicht sehr lange. Die Kunden arbeiten gern mit jungen Leuten zusammen. Dadurch fühlen sie sich selbst jünger. Also muss man seine Schäfchen rechtzeitig ins Trockene bringen.«
»Die Berater sind austauschbar.«
»Klar.«
»Sara hat also sehr viele Überstunden gemacht?«
Fairchild zog die Augenbrauen hoch. »Nicht mehr als üblich.«
»Was ist üblich?«
»Achtzig, neunzig Wochenstunden.« Der Agenturchef trommelte mit seinen gepflegten Fingern auf den glänzenden Schreibtisch. »Haben Sie Sara gefunden?«
»Haben wir.« Garrison beobachtete Fairchilds Miene genau. »Eine Joggerin hat ihre Leiche gestern auf dem Wanderweg am Fluss entdeckt. Sie ist ermordet worden.«
Alle Farbe wich aus Fairchilds hagerem Gesicht. Zum ersten Mal verlor er ein wenig von seiner stocksteifen Haltung. »Mein Gott. Wie?«
»Darüber geben wir noch keine Informationen heraus.« Garrison blickte auf Fairchilds glatte, perfekt manikürte Hände. Keine Kratzer oder eingerissenen Nägel, wie sie ein Mörder vielleicht gehabt hätte, dessen Opfer sich gewehrt hat.
»Ich kann es kaum glauben. Noch vor drei Tagen stand Sara fröhlich hier im Konferenzraum.«
Malcolm lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »War sie mit jemandem zusammen?«
Fairchild zuckte die Schultern. »Nicht, dass ich wüsste, aber sie hat mir nicht alles erzählt.«
»Hatte sie enge Freunde?«
»Dafür hatte sie keine Zeit,
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