Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
Vom Netzwerk:
sehen, doch dann ging ein Raunen durch die Menge der Sharum und es schien, als ob seine Männer vor Furcht erstarrten. Er blickte hoch und sah, wie seine Erste Gemahlin den Raum betrat - aber in einer Aufmachung, in der nur er sie hätte sehen dürfen. Ihre leuchtend bunte Kopfbedeckung und der Schleier waren durchsichtig, ebenso die hauchdünnen Stoffbahnen, die sie zu umfließen schienen wie Rauch und nichts von ihrem wunderschönen Körper verhüllten. Ihr nachtschwarzes Haar war mit einem Duftöl parfümiert und wurde von einem goldenen Netz zusammengehalten. An den Armen und Beinen klimperte Schmuck aus Edelsteinen und mit Siegeln geschmücktem Gold. Sie trug keinerlei Abzeichen ihrer Kaste oder ihres Ranges. Lediglich ihr hora -Beutel an der Taille gab zu erkennen, dass sie mehr war als die bevorzugte Kissentänzerin eines wohlhabenden Damaji .
    Inevera zog die Blicke aller auf sich, als sie in den Saal hineinschwebte - die Männer glotzten sprachlos vor Entsetzen und die
Damaji’ting unterzogen sie einer kühlen Musterung. Jardir schoss das Blut in die Wangen, als sie zu ihm kam, und gegen seinen Willen spürte er Regungen, die nur in eine Schlafkammer gehörten. Er bemühte sich, die Fassung zu wahren, aber sie steuerte geradewegs auf ihn zu, lüftete ihren Schleier und küsste ihn inbrünstig. Dann drapierte sie ihren weichen Körper um ihn als posiere sie für eine Statue - sie markierte ihn vor aller Augen, wie eine Hündin eine Hausecke markieren würde.
    »Beim Abgrund von Nie, was hat das zu bedeuten?«, flüsterte er in scharfem Ton.
    »Ich will sie daran erinnern, dass der Shar’Dama Ka nicht den Gesetzen der Menschen untersteht«, antwortete sie leise. »Wenn du willst, kannst du mich hier auf dem Schädelthron nehmen, und alle dürfen zuschauen. Keiner würde es wagen zu protestieren.« Sie schob eine Hand zwischen seine Beine und liebkoste ihn sanft. Jardir blies zischend den Atem aus.
    » Ich würde protestieren«, gab er zurück und schob sie auf Armeslänge von sich. Inevera zuckte mit den Schultern, lächelte breit und streichelte sein Gesicht.
    »Ganz Krasia freut sich über deinen heutigen Sieg, mein Gemahl«, verkündete sie so laut, dass jeder im Raum sie hören konnte.
    Jardir wusste, dass er auf dieses Stichwort hin eine mitreißende Ansprache hätte halten sollen, aber derlei politische Darbietungen lagen ihm immer noch nicht, und ihn plagten andere Sorgen.
    »Wird er überleben?«, fragte Jardir und zeigte mit dem Kinn auf Aleverak. Der Damaji lag in einer großen Blutlache, sein Arm war vollkommen zertrümmert.
    Belina schüttelte den Kopf. »Das ist sehr zweifelhaft, mein Gemahl«, antwortete sie und neigte das Haupt wie es sich für eine Ehefrau geziemte - eine Geste, die seine dama’ting -Gemahlinnen ihm noch nie zuvor zugestanden hatten.
    »Ihr müsst ihn retten«, raunte Jardir Inevera zu.

    »Wozu?«, wisperte sie durch ihren Schleier, und diese Frage war nur für seine Ohren bestimmt. »Aleverak ist eigensinnig und viel zu mächtig. Das Beste wäre, sich seiner zu entledigen.«
    »Ich habe ihm versprochen, dass nach seinem Tod sein Erbe mit Maji um den Majah-Palast kämpfen darf«, erwiderte Jardir genauso leise.
    Vor Schreck quollen ihr fast die Augen aus dem Kopf. »Du hast was getan?!« Alle blickten in ihre Richtung, doch sie hatte sich sofort wieder in der Gewalt und nahm eine entspannte Haltung ein. Sie drehte sich um und schritt mit wiegendem Gang die Stufen des Podests hinunter; der Schwung ihrer Hüften, die durch das transparente Gewand deutlich zu sehen waren, wurde von sämtlichen anwesenden Männern mit gierigen Blicken verfolgt. Am liebsten hätte Jardir jedem einzelnen von ihnen die Augen ausgestochen, weil er sich an einem Anblick ergötzte, der allein ihm, Ineveras Gemahl, zustehen sollte.
    Belina und die Majah- Damaji’ting verbeugten sich tief und machten für Inevera Platz. »Damajah«, begrüßten sie sie wie mit einer Stimme.
    Als Inevera die Untersuchung der Wunde beendet hatte, war Aleverak durch den Blutverlust ohnmächtig geworden. Sie stand auf und wandte sich an die Sharum . »Zieht sämtliche Vorhänge zu und schließt alle Türen«, ordnete sie an. Während ein paar Krieger losstürzten, um den Befehl zu befolgen, ließ sie andere in einem Kreis rings um sie und den verletzten Damaji Aufstellung nehmen. Sie kehrten ihr den Rücken zu, hoben die Schilde und hakten sie ineinander, um sie und Aleverak in Dunkelheit zu tauchen.
    In dem abgedunkelten

Weitere Kostenlose Bücher