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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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geleitet, doch er glaubte nicht, dass sie die Aspekte, die Abban ihm gerade aufgezählt hatte, in ihren Plänen berücksichtigte. Mit neu gewonnenem Respekt sah er Abban an.
    »Jemand, der sich um diese kleinen Dinge kümmern würde, kann von mir eine großzügige Belohnung erwarten«, erklärte er.
    Abban lächelte und verneigte sich so tief, wie seine Krücke es erlaubte. »Es wäre mir ein Vergnügen, dem Shar’Dama Ka zu dienen.«
    Jardir nickte. »In drei Sommern will ich aufbrechen.« Er legte seinen Arm um Abban, zog ihn an sich wie einen Freund und brachte die Lippen dicht an sein Ohr heran.
    »Und solltest du jemals versuchen, mich zu betrügen wie irgendeinen Trottel im Basar«, flüsterte er leise, »lasse ich deine Haut gerben und benutze sie als Dungsack. Das ist ein Versprechen, das du dir gut merken solltest.«
    Abban erbleichte und nickte hastig. »Ich werde es nicht vergessen.«

10
    kha’Sharum
    331 NR
     
     
    J ardir stieß zischend den Atem aus und umarmte den Schmerz.
    »Tue ich dir weh?«, erkundigte sich Inevera.
    »Im Labyrinth habe ich Schlimmeres aushalten müssen«, spottete Jardir. »Aber wenn dein Messer abrutscht und du eine Sehne triffst …«
    Inevera schnaubte verächtlich durch die Nase. »Ich weiß über den Körper eines Menschen viel besser Bescheid als du, mein Gemahl. Das hier ist nicht viel anders, als würde ich alagai hora schneiden.«
    Jardir schaute auf das silberne Tablett, auf dem die dünnen Fleischstreifen lagen, die sie aus seiner Handfläche geschnitten hatte. Er verdrängte die stechenden Schmerzen, die ihn durchzuckten, als Inevera Kräuter in die offenen Wunden legte. »Ich verstehe nur nicht, warum das hier notwendig sein soll.«
    »In dem Kanon, den wir einem der Kuriere weggenommen haben, bevor wir ihn in den Kerker warfen, steht geschrieben, dass der Erlöser auf seinem Körper Male trägt, die den Horclingen Schaden zufügen«, erklärte Inevera. Sie ließ seine Hand los und erlaubte ihm, dass er sie anhob, um sie betrachten zu können. Jardir staunte, mit welcher Präzision sie das Siegel in seine Haut geschnitten hatte.

    »Ob es wohl wirkt?«, fragte er und bewegte die Hand vorsichtig.
    Inevera nickte. »Wenn ich fertig bin, wird deine Berührung den alagai mehr Verletzungen zufügen als ein Stoß mit dem Speer des Kaji.«
    Ein Schauer der Erregung durchlief Jardir. Die Vorstellung, in einem Zweikampf mit einem Dämon zu ringen und ihn mit seinen bloßen Händen zu töten, war berauschend.
    Gerade hatte Inevera die Hand verbunden, da betrat Damaji Ashan den Thronsaal, gefolgt von seinem Sohn Asukaji und Jardirs zweitgeborenem Sohn Asome. Beide waren im Grunde noch zu jung, um die weiße Robe eines dama zu tragen, aber in ihren Adern floss das Blut des Erlösers, und niemand hätte gewagt, ihre Stellung in Zweifel zu ziehen.
    »Erlöser«, grüßte Ashan und verbeugte sich. »Der khaffit «, er spie das Wort aus als hätte es einen fauligen Geschmack, »ist mit den Listen hier.« Jardir nickte, und Abban hinkte in den Raum, während Inevera sich zu Jardirs Füßen niederließ. Damaji Aleverak, dessen leerer rechter Ärmel seiner Robe am Rücken festgesteckt war, folgte ihm, und Jardirs Sohn Maji in seinem nie’dama -Bido hing an seinen Fersen wie ein Schatten. Sie gesellten sich zu Ashan, Asukaji und Asome, die an der rechten Seite des Schädelthrons Aufstellung genommen hatten.
    Abban verneigte sich und zog ein kleines Fläschchen aus seinem Gürtel. Er warf es Jardir zu. » Dama Qavan von den Mehnding hat von mir verlangt, dir das hier zu geben.«
    Jardir fing die Phiole auf und sah sie neugierig an. »Das war für mich bestimmt?«
    »Jedenfalls der Inhalt«, erläuterte Abban. »Er sollte in dein Essen oder in ein Getränk gemischt werden, das du zu dir nehmen würdest.«
    Inevera entriss Jardir die Phiole, zog den Stöpsel heraus und schnupperte an der Substanz, die sich in dem Fläschchen befand.
Sie träufelte einen Hauch davon auf ihre Fingerspitze und leckte daran.
    »Das Gift der Tunnelviper«, erklärte sie und spuckte aus. »Genug, um zehn Männer zu töten.«
    Jardir legte den Kopf schräg und sah Abban scharf an. »Wie viel hat er dir bezahlt?«
    Abban schmunzelte und hob einen Beutel voll klimpernder Münzen in die Höhe. »Ein Lösegeld für einen Damaji .«
    Jardir nickte. Damaji Enkaji vom Stamm der Mehnding stärkte ihm in aller Öffentlichkeit wortreich den Rücken, aber dies war nicht das erste Mal, dass einer seiner Untergebenen

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