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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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dich, es gibt diesen Beweis«, erwiderte er schließlich.
    »Was?«, fragte Leesha in ruhigerem Tonfall, doch ihre Skepsis schimmerte immer noch durch.
    Der Tätowierte Mann wandte sich Rojer zu, der erschrocken zurückwich, als er dessen harten Gesichtsausdruck sah. »Was hier besprochen wird, bleibt in diesen vier Wänden!«, warnte er. »Wenn ich nur die leiseste Andeutung in einem Lied oder einer Geschichte höre …«
    Rojer hob beide Hände. »Ich schwöre beim Licht der Sonne. Keine Silbe kommt über meine Lippen.«
    Der Tätowierte Mann sah ihn eindringlich an, bevor er nickte. Er hielt den Blick gesenkt, als er endlich mit dem herausrückte, was ihm auf der Seele lag. »Innerhalb der Bannzone fühle ich mich … nicht wohl.«
    Rojer riss die Augen auf, während Leesha scharf die Luft einsog und dann den Atem anhielt. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Dann zwang sie sich, wieder auszuatmen. Sie hatte geschworen, für den Tätowierten Mann eine Heilung zu finden, oder wenigstens zu versuchen, einige Symptome zu lindern, und
sie hatte fest vor, zu ihrem Wort zu stehen. Er hatte nicht nur ihr Leben gerettet, sondern das gesamte Tal vor dem sicheren Untergang bewahrt. Sie war es ihm schuldig, ihm zu helfen.
    »Beschreibe mir ganz genau, worin dieses … Unwohlsein besteht«, bat sie ihn. »Was geschieht mit dir, wenn du den Bereich des Großsiegels betrittst?«
    »Ich spüre … einen Widerstand«, erklärte der Tätowierte Mann. »Es ist, als würde ich gegen einen starken Windstoß ankämpfen. Ich fühle, wie sich das Siegel unter meinen Füßen erhitzt, während sich mein Körper gleichzeitig abkühlt. Wenn ich durch den Ort laufe, habe ich das Gefühl, als würde ich durch Wasser waten, das mir bis zur Hüfte reicht. Ich lasse mir nichts anmerken, und keiner scheint mir anzusehen, dass etwas nicht stimmt, aber dieses Gefühl ist eindeutig da.«
    Er wandte sich an Leesha und sah sie mit traurigen Augen an. »Das Großsiegel will mich abstoßen, Leesha, so wie es jeden Dämonen vertreiben würde. Es weiß, dass ich nicht länger unter Menschen gehöre.«
    Leesha schüttelte heftig den Kopf. »Blödsinn! Das Siegel zieht lediglich einen Teil der Magie aus dir heraus, die in dir gespeichert ist.«
    »Das ist ja nicht alles«, fuhr der Tätowierte Mann fort. »Die Tarnumhänge machen mich schwindelig, und ich kann spüren, wie mit Siegel versehene Klingen sich durch meine Berührung erwärmen und schärfer werden. Ich fürchte, ich verwandle mich mit jedem Tag mehr in einen Dämon.«
    Aus ihrer Schürzentasche holte Leesha eines der Glasfläschchen mit den eingeritzten Siegeln und reichte es dem Tätowierten Mann. »Zerdrück es in der Faust.«
    Der Tätowierte Mann zuckte die Achseln und drückte mit aller Kraft die Finger zusammen, doch das Fläschchen blieb ganz.
    »In das Glas sind Symbole eingeritzt«, stellte der Tätowierte Mann fest, als er die Phiole musterte. »Na und? Ich selbst habe dir diesen Trick beigebracht.«

    »Stimmt, aber das Stück war nicht aufgeladen, bis du es berührt hast«, erklärte Leesha. Die Augen des Tätowierten Mannes weiteten sich.
    »Das beweist doch, dass ich mit meiner Vermutung Recht habe«, meinte er.
    »Es beweist lediglich, dass noch viel Arbeit vor uns liegt«, widersprach Leesha. »Wir müssen Experimente durchführen, weiterforschen. Ich bin damit fertig, deine Tätowierungen zu kopieren, und ich habe sie gründlich studiert. Als nächsten Schritt sollten wir Versuche mit Freiwilligen unternehmen.«
    »Was?!«, riefen Rojer und der Tätowierte Mann einstimmig.
    »Ich kann aus Schwarzstängelblättern eine Farbe herstellen, die nicht länger als zwei Wochen in der Haut bleibt«, schlug Leesha vor. »Dann werde ich Versuche durchführen und die Ergebnisse aufzeichnen. Ich bin zuversichtlich, dass wir …«
    »Auf gar keinen Fall!«, unterbrach Arlen sie barsch. »Ich verbiete es dir!«
    »Du verbietest es mir?«, brauste Leesha auf. »Bist du der Erlöser, dass du glaubst, du könntest andere Leute herumkommandieren? Du kannst mir gar nichts verbieten, Arlen Strohballen aus Tibbets Bach!«
    Er starrte sie wütend an, und Leesha fragte sich, ob sie nicht zu weit gegangen war. Er krümmte den Rücken wie ein fauchender Kater, und einen Moment lang fürchtete sie schon, er könnte sie angreifen, aber sie wich keinen Zoll zurück. Schließlich schien er sich wieder zu beruhigen.
    »Bitte«, drängte er leise. »Geh dieses Risiko nicht ein.«
    »Die Leute fangen

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