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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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was sie darüber wusste. Vielleicht kann ich seine Gunst erringen, wenn ich ihn heile.«
    »Gunst?«, spottete Rojer. »Wenn du ihm hilfst, macht er dich zu seiner Herzogin und zeugt das Kind gleich mit dir.«
    »Das spielt keine Rolle«, meinte der Tätowierte Mann. »Selbst wenn deine Kräuter seinen Samen stärken, könnte es Monate dauern, bis ein Erfolg eintritt. Wir müssen ihn auf anderem Weg überzeugen, sich uns anzuschließen.«
    »Genügt es nicht, wenn er merkt, dass eine Armee aus Wüstenkriegern vor seiner Türschwelle steht?«, erwiderte Rojer.
    »Rhinebeck wird sofort mobil machen müssen, wenn er überhaupt eine Chance haben will, Jardir aufzuhalten. Anderenfalls
stehen die Krasianer tatsächlich vor dem Stadttor, bevor Rhinebeck weiß, wie ihm geschieht«, erklärte der Tätowierte Mann. »Aber Herzöge gehen ungern solche Risiken ein, es sei denn, es gelingt tatsächlich jemandem, sie davon zu überzeugen, dass gehandelt werden muss.«
    »Außerdem sind da noch Rhinebecks Brüder, die bestimmt auch ein Wort mitreden wollen«, gab Rojer zu bedenken. »Prinz Mickael wird den Thron übernehmen, falls Rhinebeck kinderlos stirbt, und Prinz Pether ist Hirte der Fürsorger des Schöpfers. Thamos, der jüngste Bruder, befehligt Rhinebecks Leibgarde, die Holzsoldaten.«
    »Könnte einer von ihnen Einsicht zeigen?«, fragte Leesha.
    »Das halte ich für sehr unwahrscheinlich«, entgegnete Rojer. »Der, den wir wirklich überzeugen müssen, ist Lord Janson, der Erste Minister. Ohne Janson könnte keiner der Prinzen seine eigenen Stiefel finden. In Angiers geschieht nichts, ohne dass Janson es in seinen akribisch geführten Büchern aufzeichnet, und die herzogliche Familie überträgt ihm fast sämtliche anfallenden Aufgaben und Pflichten.«
    »Sollte Janson uns seine Unterstützung verweigern, müssen wir also davon ausgehen, dass auch der Herzog untätig bleiben wird«, folgerte der Tätowierte Mann.
    Rojer nickte. »Janson ist ein Feigling«, warnte er. »Ihn dazu zu bringen, dass er einem Krieg zustimmt …« Er zuckte mit den Schultern. »Nun, einfach wird das nicht. Vielleicht wirst du auf ganz andere Methoden zurückgreifen müssen.« Der Tätowierte Mann und Leesha stutzten.
    »Du bist doch der Tätowierte Mann, verdammt nochmal«, rief Rojer. »Die Hälfte der Leute, die südlich von Miln leben, halten dich jetzt schon für den Erlöser. Ein paar Treffen mit den Fürsorgern und die passenden Geschichten, die im Gildehaus der Jongleure in Umlauf gesetzt werden, dürften genügen, auch noch die andere Hälfte zu bekehren.«

    »Auf gar keinen Fall«, wehrte der Tätowierte Mann energisch ab. »Ich würde mich niemals für jemanden ausgeben, der ich nicht bin, auch in diesem Fall nicht.«
    »Stell dir vor, du bist wirklich der Erlöser«, gab Leesha zu bedenken. »Woher nimmst du diese absolute Gewissheit, dass es nicht stimmt?«
    Verdutzt wandte sich der Tätowierte Mann ihr zu. »Jetzt fang du nicht auch noch an. Ich finde es schon albern, wenn die Jongleure, die süchtig nach Geschichten sind, diesen Blödsinn faseln, und es ist schrecklich, Fürsorger so reden zu hören, die von ihrem Glauben verblendet sind. Aber du bist eine Kräutersammlerin, Leesha. Du heilst deine Patienten durch dein Wissen und nicht durch Gebete.«
    »Außerdem bin ich eine Bannhexe«, gab sie zurück, »und erst du hast mich zu einer gemacht. Du hast Recht, ich halte mehr von wissenschaftlichen Büchern als vom Kanon der Fürsorger, aber auch die Wissenschaft hat keine Erklärung dafür, warum ein paar in den Dreck gezeichnete Schnörkel einen Horcling fernhalten oder ihm schaden können. Es gibt mehr Dinge im Universum als nur die Wissenschaft. Vielleicht ist auch Platz für einen Erlöser vorgesehen.«
    »Mich hat nicht der Himmel geschickt«, knurrte der Tätowierte Mann. »Und ich habe nicht nur Gutes getan … kein Himmel würde jemanden wie mich aufnehmen.«
    »Viele Leute glauben, dass die Erlöser früherer Zeiten auch nur Menschen waren wie du«, hielt Leesha ihm entgegen. »Generäle, die sich bei bestimmten Gelegenheiten zum Anführer aufschwangen, weil sie sich am besten dazu eigneten. Und das Volk brauchte diese Persönlichkeiten. Würdest du der Menschheit deine Dienste vorenthalten, weil dir die Wortwahl nicht gefällt, mit der man deine herausragende Stellung beschreibt?«
    »Hier geht es nicht um eine Wortwahl oder um die Beschreibung von irgendetwas«, widersprach der Tätowierte Mann. »Aber wenn die Leute

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