Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
Vom Netzwerk:
der Prinz könnte ihn schlagen. Der Blick des Prinzen wanderte zu Jizell und dann wieder zu dem schmalbrüstigen Mann,
doch seine Haltung entspannte sich und nach einer Weile nickte er. »Also gut, Janson, jetzt seid Ihr an der Reihe.«
    »Ich bitte um Vergebung für die … unziemliche Hast, Meisterin Jizell«, hob der Erste Minister an und verbeugte sich, »aber wir wollten hier eintreffen, bevor dein … äh … Besucher die Gelegenheit hat, weiterzuziehen.« Mit einer Hand drückte er eine lederne Dokumentenmappe an seine Brust, mit der anderen schob er seine Brille zurück.
    »Besucher?«, wiederholte Jizell. Prinz Thamos gab einen knurrenden Laut von sich.
    »Flinn Holzfäller«, präzisierte Janson. Jizell sah ihn verständnislos an.
    »Der … äh … Tätowierte Mann«, ergänzte Janson. Jizells Blick wurde wachsam.
    »Ich versichere dir, er ist nicht in Schwierigkeiten«, fügte Janson schnell hinzu. »Seine Gnaden, der Herzog hat mir lediglich aufgetragen, ihm ein paar Fragen zu stellen, bevor er entscheidet, ob er ihm eine Audienz gewährt.«
    Es ertönte ein scharrendes Geräusch, und als Rojer den Kopf von der Tür wegdrehte, sah er, dass der Tätowierte Mann vom Tisch aufgestanden war. Er nickte Rojer zu.
    »Das ist schon in Ordnung, Meisterin«, rief Rojer und trat durch die Tür.
    Janson sah zu ihm hinüber und seine Nase zuckte. »Rojer Schenk«, bemerkte er. Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    »Ich fühle mich geehrt, dass Ihr Euch an mich erinnert, Minister«, gab Rojer zurück und verbeugte sich, während die anderen hinter ihm aus der Küche traten.
    »Selbstverständlich erinnere ich mich an dich, Rojer«, erwiderte Janson. »Wie könnte ich den Jungen vergessen, den Arrick mitbrachte? Ihr wart die Einzigen, die die Zerstörung von Flussbrücke überlebt haben.« Die anderen starrten Rojer verdutzt an.

    »Nichtsdestotrotz«, fuhr Janson fort, »könnte ich schwören, dass ich letztes Jahr einen Bericht des Gildemeisters Cholls gelesen habe, in dem stand, du gältest als vermisst und seist vermutlich tot.«
    Er fixierte Rojer durch seine Brille. »Wenn ich mich recht erinnere, schuldest du der Jongleurgilde noch eine beträchtliche Summe.«
    »Rojer!«, hauchte Leesha.
    Rojer setzte wieder seine gleichmütige Jongleurmiene auf. Es handelte sich um eine Wiedergutmachung, weil er Jansons Neffen, Jasin Goldkehle, die Nase gebrochen hatte. Allerdings hatte Jasin sich dadurch entschädigt, dass er diese Schuld mit Blut tilgte.
    »Habt Ihr den Weg hierher nur auf euch genommen, um über den Jongleur zu sprechen?«, mischte sich der Tätowierte Mann ein und stellte sich vor Rojer. Unter der Kapuze lag sein Gesicht im Schatten, was ihm ein bedrohliches Aussehen verlieh und selbst diejenigen einschüchterte, die ihn kannten. Prinz Thamos griff nach dem kurzen Speer auf seinem Rücken.
    Janson wand sich vor Nervosität, seine winzigen Augen huschten von einem Mann zum anderen, aber er hatte sich schnell wieder in der Gewalt. »Natürlich nicht«, räumte er ein und wandte seine Aufmerksamkeit von Rojer ab, als hätte er nichts Wichtigeres getan, als ein Hauptbuch zu prüfen. Er scharrte mit den Füßen, als wollte er bei der geringsten verdächtigen Bewegung weglaufen und sich hinter dem Prinzen verstecken.
    »Dann bist du … derjenige?«, fragte er.
    Der Tätowierte Mann schlug seine Kapuze zurück und zeigte dem Prinzen und dem Minister sein Gesicht. Bei dem Anblick bekamen beide große Augen, aber sonst gaben sie durch nichts zu erkennen, dass sie etwas Außergewöhnliches gesehen hatten.
    Janson verbeugte sich tief. »Es ist mir eine Ehre, dich kennenzulernen, Flinn Holzfäller. Erlaube mir, dir Prinz Thamos vorzustellen, Hauptmann der Holzsoldaten, jüngster Bruder unseres
Herzogs und dritter Anwärter auf den Efeuthron. Seine Hoheit befindet sich hier als mein Begleiter.« Er deutete auf den Prinzen, der höflich nickte, wenngleich in seinen Augen immer noch ein provozierender Blick lag.
    »Euer Hoheit«, erwiderte der Tätowierte Mann und verbeugte sich geschmeidig, wie es die angieranische Sitte verlangte. Leesha sank in einen Knicks und Rojer vollführte seinen besten Kratzfuß. Rojer wusste, dass der Tätowierte Mann während seiner Zeit als Kurier beiden Männern bereits begegnet war, doch nicht einmal Janson, der über ein sagenhaftes Gedächtnis verfügte, erkannte ihn.
    Janson wandte sich nach links, wo ein Junge, der sich im Türeingang herumgedrückt hatte, erschien. »Mein

Weitere Kostenlose Bücher