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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Dunkel zuckte, einen dieser Punkte genau zu treffen, und sie lachten und gratulierten den wenigen Kriegern, denen es gelang. Diejenigen, die dieses Kunststück fertiggebracht hatten, widmeten sich danach ihrem Abendessen; die anderen, die noch kein Glück gehabt hatten, setzten ihre Versuche fort, während immer mehr Dämonen hervorkamen. Jardir entging nicht, dass Hasik zu den Ersten gehörte, die ihre Schale füllten.
    Er schaute zu Kaval hinüber, der den Bannzirkel verließ, nachdem er einen Dämon getötet hatte. Sein roter Nachtschleier verhüllte sein Gesicht, und es war das erste Mal, dass Jardir ihn so sah. Er fing den Blick des Exerziermeisters auf, und als der Mann ihm zunickte, näherte sich Jardir ihm mit einer tiefen Verbeugung.

    »Exerziermeister«, begann er, »dies ist nicht der alagai’sharak , wie man ihn uns gelehrt hat.«
    Kaval lachte. »Das hier hat überhaupt nichts mit dem alagai’sharak zu tun, Junge, es ist nur ein Sport, um unsere Speerspitzen scharf zu halten. Der Evejah schreibt vor, dass der alagai’sharak nur auf einem eigens vorbereiteten Boden stattfinden darf. Hier gibt es keine Dämonengruben, keine Labyrinthmauern oder Hinterhalte. Wir wären Narren, wenn wir unseren Bannzirkel verließen, aber nichts spricht dagegen, ein paar alagai die Sonne zu zeigen.«
    Jardir verneigte sich ein zweites Mal. »Danke, Exerziermeister. Ich habe verstanden.«
    Das Spiel ging noch stundenlang weiter, bis die übrig gebliebenen Dämonen begriffen, dass es keine Lücke in den Siegeln gab, und anfingen, das Lager zu umkreisen, oder sich außerhalb der Reichweite der Speere auf die Hinterkeulen hockten und glotzten. Die Krieger, die sich die Bäuche vollgeschlagen hatten, übernahmen dann die Wache, wobei sie ihre Kameraden verspotteten, die keinen Dämon zur Strecke gebracht hatten und nun zu ihren Mahlzeiten gingen.
    Als alle gegessen hatten, rollte sich die Hälfte der Krieger in ihr Bettzeug ein, während die anderen wie Statuen in einem Kreis das Lager umringten. Nach ein paar Stunden Schlaf lösten ihre Kameraden sie ab.

    Am nächsten Tag kamen sie durch ein khaffit -Dorf. Jardir hatte noch nie zuvor eins gesehen, obwohl es in der Wüste viele kleine Oasen gab, meistens südlich und östlich der Stadt gelegen, in denen ein Wasserrinnsal aus dem Boden sprudelte und einen kleinen Teich füllte. Khaffit , die sich aus der Stadt geflüchtet hatten, siedelten sich oft dort an, doch solange sie für sich selbst sorgten
und nicht an der Stadtmauer bettelten oder vorbeiziehende Händler überfielen, ließen die dama sie in Ruhe.
    Es gab auch größere Oasen, und um diese beachtlichen Wasserstellen versammelten sich manchmal mehr als hundert khaffit , oft mit ihren Frauen und Kindern im Gefolge. Um diese kümmerten sich die dama in gewisser Weise, ebenso die Kriegerstämme, die einzelne Oasen für sich beanspruchten, so wie sie behaupteten, ein Anrecht auf Brunnen in der Stadt zu haben; für die Erlaubnis, sich an diesen Orten niederlassen zu dürfen, forderten sie von den khaffit einen Tribut in Form von Arbeitsleistung und Waren. Hin und wieder suchten dama die der Stadt am nächsten gelegenen Dörfer auf, nahmen alle Knaben mit, um sie dem Hannu Pash zuzuführen, und die hübschesten Mädchen, die als Jiwah’Sharum in den großen Harems landeten.
    Das Dorf, das sie passierten, war nicht durch eine Mauer geschützt; rings um den Rand verteilt ragte lediglich eine Reihe von Sandsteinmonolithen auf, mit uralten, tief in den Stein gekerbten Siegeln. »Was ist das für ein Ort?«, fragte sich Jardir laut, während sie hindurchmarschierten.
    »Dieses Dorf heißt ›Sandstein‹«, erklärte Abban. »Hier wohnen über dreihundert khaffit . Man nennt sie ›Grubenhunde‹.«
    »Grubenhunde?«, wunderte sich Jardir.
    Abban zeigte auf eine riesige Grube im Boden, eine von mehreren im Dorf, in der Männer und Frauen sich gemeinsam abrackerten und mit Schaufeln, Spitzhacken und Sägen Sandstein brachen. Die Leute hatten breite Schultern und kräftige Muskeln, im Gegensatz zu den khaffit , die Jardir aus der Stadt kannte. An ihrer Seite schufteten auch Kinder, beluden Karren und trieben die Kamele an, die die Steine aus der Grube beförderten. Alle trugen gelbbraune Sachen - Männer wie Jungen Weste und Mütze, während die Kleider der Mädchen wenig der Fantasie überließen, ihre Gesichter, Arme und meistens sogar die Beine, blieben unbedeckt.

    »Das sind starke Menschen«, bemerkte Jardir. »Welche

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