Das Flüstern der Nacht
ausspuckte.
»Bewegt euch, Ratten!«, polterte Kaval und schlug seinen Speer gegen den Schild.
Jardir wollte seinem Freund auf die Füße helfen, aber er wusste, dass er dadurch alles nur noch schlimmer machen würde. »Aufstehen!«, schrie er stattdessen. Abban warf ihm einen flehenden Blick zu, aber Jardir schüttelte nur den Kopf und verpasste Abban zu dessen eigenem Nutzen einen Tritt. »Umarme den Schmerz und steh auf, du Idiot«, befahl er ihm mit verhaltener, schroffer Stimme, »damit du nicht als khaffit endest wie dein Vater!«
Der verletzte Ausdruck in Abbans Augen schnitt ihm ins Herz, aber Jardir sagte nur die Wahrheit. Und das wusste Abban. Er holte tief Luft, rappelte sich mühsam hoch und stolperte hinter den anderen her. Eine Weile zog er mit, doch dann fiel er wieder zurück, prallte oft gegen die anderen Jungen und wurde gnadenlos herumgeschubst. Kaval, dem nichts entging, nahm dies zur Kenntnis und schloss zu Jardir auf.
»Wenn er unseren Marsch verzögert, Junge«, mahnte er, »dann werde ich dich als Warnung für alle auspeitschen.«
Jardir nickte. »Und das ist auch richtig so, Exerziermeister. Schließlich bin ich der Nie Ka .« Kaval grunzte und ließ es dabei bewenden.
Jardir ging zu den anderen. »Jurim, Abban, steigt auf die Karren«, ordnete er an. »Ihr kommt gerade erst aus dem dama’ting -Pavillon und seid noch nicht bereit für einen vollen Tagesmarsch.«
»Kamelpisse!«, fauchte Jurim und zeigte mit dem Finger auf Jardir. »Ich fahre nicht auf einem Karren wie eine Frau, nur weil dieser Sohn eines Schweinefressers nicht mit uns Schritt halten kann!«
Kaum hatte Jurim die Worte ausgesprochen, da griff Jardir ihn auch schon an. Er schnappte sich Jurims Handgelenk, wirbelte herum und drückte fest gegen seine Schulter. Dem Burschen blieb gar nichts anderes übrig, als nachzugeben, andernfalls hätte Jardir ihm den Arm gebrochen, und der Wurf schleuderte ihn mit voller Wucht auf den Rücken. Jardir hielt den Arm fest, zog daran und setzte gleichzeitig seinen Fuß auf Jardirs Kehle.
»Du fährst auf dem Karren, weil dein Nie Ka es dir befiehlt!«, verkündete er mit lauter Stimme, während Jurims Gesicht rot anlief. »Wenn du das noch einmal vergisst, wirst du es bitter bereuen!«
Bis Jurim endlich in der Lage war zu nicken, hatte sein Gesicht sich violett verfärbt, und als Jardir ihn losließ, rang er verzweifelt nach Luft. »Die dama’ting hat verlangt, dass ihr zwei jeden Tag ein Stückchen mehr lauft, bis ihr wieder ganz bei Kräften seid«, log Jardir. »Morgen marschiert ihr eine Stunde länger.« Mit einem kühlen Blick musterte er Abban. »Alle beide!«
Abban nickte eifrig, und die Jungen gingen zu den Karren. Jardir sah ihnen nach und betete, Abban möge sich rasch erholen. Er konnte sich nicht ewig dafür einsetzen, dass das Gesicht seines Freunde gewahrt blieb.
Dann sah er zu den anderen nie’Sharum , die herumstanden und gafften, und bleckte die Zähne. »Habe ich einen Halt angeordnet?«, schrie er, und die Jungen beeilten sich, ihren Marsch fortzusetzen. Jardir rief den Takt mit doppeltem Tempo aus, bis sie den Zug wieder eingeholt hatten.
Die Nacht brach an, und Jardir ließ seine nie’Sharum die Mahlzeiten zubereiten und das zusammengerollte Bettzeug auslegen, während die dama und die Bannzeichner, die sonst im Labyrinth die Fallgruben mit Siegeln versahen, mit der Erstellung des Bannzirkels begannen. Als der Schutzkreis fertig war, stellten sich die Krieger an seinem Rand auf; die Gesichter nach außen gewandt, mit erhobenen Schilden und griffbereiten Speeren, warteten sie darauf, dass die Sonne unterging und die Dämonen erschienen.
So dicht bei der Stadt stiegen scharenweise Sanddämonen aus dem Boden auf, zischten die dal’Sharum an und stürzten sich auf die Krieger. Jardir, der zum ersten Mal Dämonen aus der Nähe sah, beobachtete die alagai mit nüchternen, kühlen Blicken und merkte sich ihre Bewegungen, wenn sie zum Angriff übergingen.
Die Bannzeichner hatten gute Arbeit geleistet, und die aufflammende Magie hielt die Dämonen in Schach. Wenn sie gegen die Siegel schlugen, stießen die dal’Sharum einen Kampfschrei aus und stachen mit ihren Speeren zu. Die meisten Stöße glitten von der Panzerung der Sanddämonen ab, aber ein paar präzise geführte Stiche in die Augen oder in ein aufgerissenes Maul töteten die Ungeheuer. Die Krieger schienen es als einen Sport aufzufassen, in dem flüchtigen Moment, in dem ein magischer Blitz durch das
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