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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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eines Tages in die Geheimnisse des Feuers einweihe.«
    »Dann sollen wir die Siedlung für die Flüchtlinge also auf Land bauen, das von Dämonen verseucht ist?«, fragte Gared.
    »Es handelt sich um eine Erweiterung des Tals, nicht um eine Flüchtlingsstadt«, berichtigte Leesha ihn. »Und selbstverständlich muss zuerst mit den Horclingen kurzer Prozess gemacht werden. Denke dir einen Plan aus, und wenn er mir vernünftig erscheint, stelle ich die benötigten Sachen her. Aber«, fügte sie hinzu, »ich werde dabei sein und aufpassen, dass kein holzköpfiger Idiot sich selbst oder die verdammten Wälder in Brand steckt.«
    Gared schüttelte den Kopf. »Die Idee finde ich nicht gut. Du wirst im Hospital gebraucht, falls jemand verletzt wird. Und da draußen könnte dir etwas zustoßen.«
    Leesha verschränkte die Arme. »Schön. Dann werdet ihr eben ohne Feuer kämpfen müssen.«
    Auch Wonda überkreuzte die Arme. »Wenn ich dabei bin, wird kein Dämon auch nur eine Kralle an Meisterin Leesha legen, Gared Holzfäller, und ich habe auch nicht vor, im Hospital zu warten.«
    »In einer Woche ist es so weit, dass wir mit dem Anlegen des Großsiegels beginnen können«, erklärte Leesha. »Zeit genug, um das Land vorzubereiten und die Chemikalien zu mischen. Gib auch Benn Bescheid. Es wäre sinnvoll, die Dämonen noch etwas Glas aufladen zu lassen, ehe wir ihnen die Sonne zeigen.«
    Weder Gared noch Rojer wirkten zufrieden, aber Leesha wusste, dass ihnen gar nichts anderes übrigblieb, als sich zu fügen. Sie ging vielleicht nicht so diskret vor wie Herzogin Araine, die die Männer davon überzeugt hätte, dass sie auf deren ausdrücklichen Wunsch hin am Schauplatz des Geschehens weilte, aber sie fand, sie hatte ihre Sache nicht schlecht gemacht. Sie fragte sich, ob
Bruna im Grunde nicht genauso gehandelt hatte wie Araine; von ihrer winzigen Hütte aus regierte sie das Tal, ohne dass jemand es merkte.

    Auf schwarzen Wüstenrössern galoppierten sie durch das Land, fünfzig Krieger, die Jardir und Ashan auf ihren weißen Hengsten folgten. Ein gutes Stück hinter ihnen hoppelte Abban auf seinem langbeinigen Kamel einher. Mehrere Male mussten sie anhalten, damit er sie einholen konnte, meistens an einem Fluss, an dem sie bei dieser Gelegenheit ihre Pferde tränkten. Wasserläufe gab es fast allüberall in diesem grünen Land, und die Wüstenkrieger wurden nie müde, sich darüber zu wundern.
    »Bei Everams Bart, sind diese Straßen steinig«, jammerte Abban, als er endlich einen Fluss erreichte. Er fiel buchstäblich aus seinem Sattel und rieb sich stöhnend sein ausladendes Hinterteil.
    »Ich sehe nicht ein, warum wir diesen khaffit mitnehmen mussten, Erlöser«, nörgelte Ashan.
    »Er ist hier, weil ich außer dir und mir noch jemanden dabeihaben möchte, der weiter zählen kann als bis zu seinen Zehen«, gab Jardir zurück. »Abban sieht Dinge, die anderen nicht einmal auffallen, und ich muss diese grünen Länder durch und durch kennenlernen, wenn ich sie im Sharak Ka zu unserem Vorteil nutzen will.«
    Abban hörte nicht auf, sich über jeden Huckel auf der Straße oder jeden kalten Windstoß zu beklagen, aber es fiel Jardir nicht schwer, seine endlosen Tiraden zu überhören, während sie weiterritten. So frei hatte er sich seit einem Jahrzehnt nicht gefühlt, als sei ein immenses Gewicht von seinen Schultern genommen. So lange diese Expedition dauerte, vielleicht mehrere Wochen, war er für nichts verantwortlich außer für Abban, Ashan und die fünfzig abgehärteten dal’Sharum hinter ihm. Ein Teil von
ihm wäre am liebsten bis in alle Ewigkeit weitergeritten, weg von den politischen Machenschaften der chin, der Damaji und der dama’ting .
    Unterwegs trafen sie auf einige Flüchtlinge, doch die Menschen liefen vor ihnen davon, und Jardir sah keinen Sinn darin, sie zu verfolgen. Sie waren zu Fuß unterwegs und zu ängstlich, um in der Dunkelheit zu marschieren, also bestand kaum die Gefahr, dass sie vor ihnen das Tal erreichen und die Bewohner warnen konnten; und kein einziger von ihnen hätte es gewagt, die Speere des Erlösers anzugreifen. Nachts versperrten ihnen selbst die Horclinge nicht den Weg, denn Jardir ließ bei Sonnenuntergang nicht haltmachen. Nach Anbruch der Abenddämmerung schaffte es Abban irgendwie, das Tempo zu halten. Er lenkte sein Kamel mitten in die Schar der Krieger hinein und ließ sich für den Schutz, den sie ihm boten, ungerührt mit Schmähungen und Sticheleien traktieren.
    In einer

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