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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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blütenweißen Robe geführt, der sich von den schwarz gekleideten Kriegern auffällig abhob. Obwohl er keine Waffe trug, marschierte er zuversichtlich über das Schlachtfeld. Als ein Baumdämon ihn ansprang, wich er seitlich aus, stellte ihm ein Bein und brachte ihn zum Stolpern; mit einem geschickten Stoß trieb er ihn in den Speer eines seiner Krieger.
    Ein zweiter Dämon stürzte sich auf ihn; doch ohne die Füße zu bewegen, schwenkte der Mann in Weiß seinen Oberkörper zuerst nach links und dann nach rechts und brachte sich geschickt aus der Reichweite der Krallen. Beim dritten Anlauf des Ungeheuers packte er dessen Handgelenk, drehte sich um und nutzte den Schwung des Dämons aus, um ihn auf den Rücken zu werfen, wo ein Krieger ihn beinahe lässig aufspießte.
    Rojer und die anderen hatten geglaubt, die Säuberung des Landes von Horclingen würde die ganze Nacht dauern, und hatten eingeplant, frische Kämpfer anzufordern, die sich bereithielten. Außerdem waren sie davon ausgegangen, dass eine Menge von Leeshas Donnerstöcken und flüssigem Feuer verbraucht würde.

    Doch nachdem die Krasianer sich eingemischt hatten, war die Schlacht binnen Minuten vorbei.

    Als der letzte Dämon gefallen war, blieben Krasianer und Nordländer wie angewurzelt stehen und starrten einander verblüfft an. Alle hielten ihre Waffen weiterhin umklammert, als wüssten sie nicht recht, ob der Kampf nicht doch weitergehen würde; keiner wagte es, den ersten Schritt zu tun, und alle warteten auf ein Wort ihrer Anführer.
    »Die chin beobachten uns mit einem Auge«, sagte Jardir zu Ashan.
    Ashan nickte. »Das andere Auge blickt auf den Riesen und auf den rothaarigen khaffit -Jungen, der die alagai verscheucht hat.«
    »Die beiden stehen genauso stocksteif da wie der Rest«, bemerkte Jardir.
    »Dann sind sie nicht die wahren Anführer«, vermutete Ashan. » Kai’Sharum oder die heidnische Entsprechung. Der Riese könnte sogar ihr Sharum Ka sein.«
    »Also verdienen sie Respekt«, erklärte Jardir. »Komm.«
    Er steuerte auf die beiden zu, schob seinen Speer in den Schultergurt und zeigte seine leeren Hände, um anzudeuten, dass er in friedlicher Absicht käme. Als er vor den Männern stand, deutete er eine höfliche Verbeugung an.
    »Ich bin Ahmann, Sohn des Hoshkamin, aus dem Geschlecht des Jardir, Sohn des Kaji«, stellte er sich in tadellosem Thesanisch vor und sah, dass in den Augen der Männer Erkennen aufblitzte. »Das ist Damaji Ashan.« Er deutete auf Ashan, der seine knappe Verbeugung nachahmte.
    »Es ist mir eine Ehre«, murmelte Ashan.

    Die beiden Nordländer tauschten einen verdutzten Blick. Schließlich zuckte der rothaarige Bursche mit den Schultern und der Riese entspannte sich. Zu seiner Verwunderung merkte Jardir, dass der Junge dem Riesen überlegen war.
    »Rojer, Sohn des Jessum, aus dem Geschlecht der Schenks von Flussbrücke«, stellte der Rothaarige sich vor und schlug seinen farbenfrohen Umhang zurück. Er stellte einen Fuß nach vorn, den anderen zurück und bückte sich in einer Art Verbeugung, wie sie wohl im Norden üblich war.
    »Gared Holzfäller«, begann der Riese. »Äh … Sohn des Steave.« Er gebärdete sich sogar noch unzivilisierter; er trat vor und streckte seine Hand so schnell aus, dass Jardir um ein Haar sein Handgelenk umklammert und ihm den Arm gebrochen hätte. Erst im letzten Moment erkannte er, dass der Hüne ihm nur zur Begrüßung die Hand geben wollte. Er drückte fest zu - vielleicht war dies ein primitives Ritual, um Männlichkeit zu beweisen -, und Jardir erwiderte den Druck, bis beide Männer spürten, wie ihre Knochen knirschten. Als sie sich schließlich voneinander lösten, nickte der Riese ihm noch einmal anerkennend zu.
    » Shar’Dama Ka , es nähern sich weitere chin «, sagte Ashan auf Krasianisch. »Einer ihrer ketzerischen Geistlichen und die heidnische Heilerin.«
    »Ich will diese Leute nicht verprellen, Ashan«, entgegnete Jardir. »Auch wenn sie Heiden sind, so werden wir ihnen Respekt erweisen, als wären sie ein dama und eine dama’ting .«
    »Soll ich vielleicht auch noch ihren khaffit die Füße waschen?«, fragte Ashan angewidert.
    »Ja, wenn ich es dir befehle«, gab Jardir zurück und verbeugte sich tief vor den Neuankömmlingen. Der rothaarige Junge übernahm die Vorstellung. Jardir stellte sich vor den Heiligen Mann, verbeugte sich und hatte dessen Namen sofort wieder vergessen. Dann wandte er sich der Frau zu.

    »Meisterin Leesha Papiermacher«, stellte

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