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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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nickte treuherzig. »Oder mich ihn erschießen lassen. Er hat die Hälfte der Männer in Rizon getötet und seinen Männern befohlen, sich jeder erwachsenen Frau im Herzogtum aufzuzwingen!«
    Wonda hielt inne, als sei ihr ein wichtiger Gedanke gekommen, und beugte sich dann dicht zu Leesha heran. »Du wirst ihm eine Droge geben, nicht wahr?«, wisperte sie mit glitzernden
Augen. »Damit wir ihn und seine Männer gefangen nehmen können!«
    »Nichts liegt mir ferner«, widersprach Leesha. »Alles, was wir über diesen Mann erfahren haben, beruht auf Gerüchten. Mit Bestimmtheit wissen wir nur, dass er und seine Männer uns geholfen haben, zweihundert Baumdämonen zu bekämpfen. Er genießt solange unsere Gastfreundschaft, bis er durch Taten bewiesen hat, dass er keine Rücksichtnahme verdient.«
    »Und wenn wir ihren Erlöser gefangen nähmen, wäre das der sicherste Weg unter der Sonne, die gesamte krasianische Armee gegen uns aufzubringen«, ergänzte Rojer. »Im Handumdrehen hätten sie das Tal überrollt.«
    »Rojer hat Recht«, stimmte Leesha zu. »Sag Smitt, er soll seinen Schankraum für eine größere Gesellschaft einrichten und den Stadtrat zusammenrufen. Alle sollen diesen angeblichen Wüstendämon mit eigenen Augen sehen und sich selbst ein Urteil über ihn bilden.«
    »Ich hatte ihn mir ganz anders vorgestellt«, erklärte Fürsorger Jona.
    »Er ist viel zu höflich«, pflichtete Gared ihm bei. »Solche Leute sind falsch, haben alle zwei Gesichter, wie die Diener im Herzogspalast.«
    »So etwas nennt man gute Manieren, Gared«, wies Leesha ihn barsch zurecht. »Du und die anderen Männer könnten ein bisschen Unterricht in Umgangsformen gut gebrauchen.«
    »Ich denke, ich verstehe, was Gared meint«, warf Rojer ein. »Ich habe so was wie ein Ungeheuer erwartet, und nicht jemanden, der durch seinen eingeölten Bart ein Lächeln zeigt, strahlend wie der Sonnenaufgang.«
    »Mir ging es ähnlich«, gab Leesha zu. »Und ich hatte erst recht nicht damit gerechnet, dass er ein so gut aussehender Mann ist.«
    Jona, Rojer und Gared blieben wie auf Kommando stehen. Leesha ging noch ein paar Schritte weiter, ehe ihr auffiel, dass sie
nicht mit ihr mitkamen. Sie drehte sich um und sah, dass die Männer sie wie vom Donner gerührt anstarrten. Sogar Wonda blickte verdattert drein.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Wir werden einfach so tun, als hättest du das nie gesagt«, antwortete Rojer nach einer Weile. Er setzte sich wieder in Bewegung und die anderen folgten seinem Beispiel. Leesha schüttelte den Kopf und stapfte ihnen hinterher.

    »Diese Nordländer sind ja noch schlimmer als wir dachten«, kommentierte Ashan, als sie zu den anderen Männern zurückmarschierten. »Ich komme einfach nicht darüber hinweg, dass sie den Befehlen einer Frau gehorchen!«
    »Aber was für einer Frau!«, rief Jardir aus. »Mächtig und außergewöhnlich, dazu schön wie die Morgendämmerung!«
    »Sie kleidet sich wie eine Hure!«, lästerte Ashan. »Du hättest sie töten müssen, nur weil sie es wagte, dir in die Augen zu sehen!«
    Jardir zischte warnend und winkte ab. »Es ist eine Todsünde, eine dama’ting zu ermorden.«
    »Vergib mir, Shar’Dama Ka , aber sie ist keine dama’ting «, stellte Ashan richtig. »Sie ist eine Heidin. Alle Nordländer sind Ungläubige und beten zu einem falschen Gott.«
    Jardir schüttelte den Kopf. »Sie folgen Everam, ob sie es wissen oder nicht. Es gibt lediglich zwei Göttliche Gesetze im Evejah: Du sollst nur einen einzigen Gott haben, und du sollst den alagai’sharak tanzen. Ansonsten darf jeder Stamm seinen eigenen Sitten und Gebräuchen nachgehen. Vielleicht sind diese Nordländer gar nicht so anders als wir. Vielleicht kommen uns ihre Traditionen bloß fremd vor.«

    Ashan öffnete den Mund zu einem Protest, aber ein Blick von Jardir machte klar, dass er die Diskussion als beendet betrachtete. Also verzichtete er auf jede weitere Bemerkung und verbeugte sich nur. »Natürlich, wenn der Shar’Dama Ka es sagt, dann muss es so sein.«
    »Geh und sage den dal’Sharum , sie sollen ein Lager aufschlagen«, ordnete Jardir an. »Du, Hasik, Shanjat und Abban werden mich zu diesem Tee begleiten.«
    »Wir nehmen den khaffit mit?« Ashan zog ein wütendes Gesicht. »Er ist nicht würdig, in Gesellschaft von Männern Tee zu trinken.«
    »Aber er spricht die Sprache der Nordländer fließender als du, mein Freund«, erklärte ihm Jardir, »und Hasik und Shanjat beherrschen zusammen nicht mal eine

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