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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Handvoll ihrer Worte. Aus genau diesem Grund habe ich ihn überhaupt auf diese Expedition mitgenommen. Bei diesem Treffen wird er sich als von unschätzbarem Wert erweisen.«

    Als die Krasianer eintrafen, schien es, als hätte sich die gesamte Stadt vor Smitts Taverne versammelt. Leesha erlaubte nur den Stadtratsmitgliedern und deren Ehepartnern, an der Begegnung teilzunehmen, aber zusammen mit Smitts kleiner Armee aus Kindern und Enkeln, die die Tafel deckten und für die Bedienung sorgten, waren sie den Krasianern zahlenmäßig weit überlegen.
    Durch die Menge ging ein unheilvolles Grollen, als Jardir zur Taverne schritt. »Geht zurück in die Wüste!«, brüllte jemand und ernte zustimmendes Gemurmel.
    Sofern die Krasianer überhaupt besorgt waren, gaben sie dies durch nichts zu erkennen. Hoch erhobenen Hauptes, furchtlos, spazierten sie mitten durch das Gedränge. Nur einer, ein unglaublich fetter Mann, der in grellbunte Farben gekleidet war und sich
humpelnd auf einen Stück stützte, beäugte im Vorbeigehen misstrauisch die Talbewohner. Leesha stand vor der Tür und hielt sich bereit, um einzuschreiten, sollte sich die Stimmung der Dörfler weiter aufheizen.
    »Du hast Recht, er sieht wirklich sehr gut aus«, raunte Elona ihr ins Ohr.
    Verblüffte drehte sich Leesha zu ihr um. »Woher weißt du, dass ich das gesagt habe?«
    Elona lächelte hintergründig, blieb ihr jedoch die Antwort schuldig.
    »Willkommen«, grüßte Leesha, als Jardir die Tür erreichte. Sie und ihre Mutter machten gleichzeitig einen Knicks. Jardir sah Elona an, dann glitt sein Blick zu Leesha. Die beiden Frauen glichen einander so sehr, dass sie miteinander verwandt sein mussten.
    »Deine … Schwester?«, riet Jardir.
    »Meine Mutter, Elona.« Leesha verdrehte die Augen, während Elona affektiert kicherte und Jardir erlaubte, ihre Hand zu küssen. »Und das ist mein Vater, Ernal.« Sie nickte in seine Richtung. Jardir verbeugte sich vor ihm.
    »Gestatte, dass ich dich mit meinen Ratgebern bekanntmache«, begann Jardir und deutete nacheinander auf die Männer hinter sich. » Damaji Ashan kennst du bereits. Das sind kai’Sharum Shanjat und mein dal’Sharum Leibwächter, Hasik.« Als die Männer vorgestellt wurden, verbeugten sie sich. Jardir hielt es nicht für nötig, das fünfte Mitglied seines Gefolges vorzustellen, sondern schritt mit seinen Männern die Reihe der Personen entlang, die sich zu seinem Empfang eingefunden hatten, sich verbeugend und Namen sowie Rang seiner Leute nennend.
    Dieser fünfte Mann stellte einen auffälligen Gegensatz zu den anderen Krasianern dar. Sie waren schlank, und er war dick. Bis auf den in einer weißen Robe gekleideten Mann trugen sie schwarze, düster wirkende Gewänder, wohingegen der Fettwanst sich bunt aufputzte wie ein Jongleur. Während die anderen vor Kraft und
Geschmeidigkeit strotzten, stützte er sich so schwer auf seine Krücke, als würde er ohne sie hinfallen.
    Leesha öffnete den Mund, um den Mann bei seinem Eintreten willkommen zu heißen, doch er übersah sie einfach und verbeugte sich vor ihrem Vater. »Es ist mir ein Vergnügen, dich endlich persönlich kennenzulernen, Ernal Papiermacher.«
    Erny musterte ihn mit einem fragenden Blick. »Müsste ich deinen Namen kennen?«
    »Abban am’Haman am’Kaji«, stellte der Dicke sich vor.
    »Ich … ich habe früher Papier an dich verkauft«, erinnerte sich Erny nach einer Weile. »Deine … äh … letzte Bestellung liegt noch in meiner Werkstatt. Ich wartete auf die Bezahlung, doch dann stellten die Kuriere aus Rizon ihre Touren ein.«
    »Sechshundert Blatt Papier aus der Blumenpresse deiner Tochter, wenn ich mich recht erinnere«, half Abban aus.
    »Bei der Nacht, du hast diese Bestellung aufgegeben?!«, rief Leesha. »Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie viele Stunden ich an diesen Bögen gearbeitet habe, nur damit sie jetzt im Trockenhaus lagern wie … wie Kompost?«
    Im Nu war Jardir bei ihnen, obwohl er und Smitt gerade einander vorgestellt wurden. Er unterbrach einfach das Gespräch als sei es völlig belanglos.
    »Womit hast du unsere Gastgeberin beleidigt, khaffit ?«, schnauzte er.
    Abban verneigte sich so tief wie es ihm mit seiner Krücke nur möglich war. »Es scheint, als schulde ich ihrem Vater noch ein wenig Geld, Erlöser. Die Bezahlung für Papier, das sie und ihr Vater vor ein paar Jahren für mich herstellten. Leider kam der Handel nicht mehr zustande, nachdem unsere Grenzen geschlossen wurden.«
    Jardir

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