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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Augen lesen.
    »Ich schwöre es«, beteuerte Vika. Darsy zögerte einen Moment länger, doch dann nickte sie.
    »Ich schwöre es bei der Sonne«, gelobte sie. »Aber selbst dieser Vorrat geht einmal zur Neige, solltest du nicht zurückkommen.«
    Leesha nickte und ging zu einem Tisch, auf dem sich jede Menge Bücher stapelten. »Hier drin findet ihr die Geheimnisse des Feuers.«

    Jardir strahlte, als Leesha und ihre Eskorte eintrafen. In Anbetracht ihrer Machtposition hatte er mit einer größeren Gruppe gerechnet, doch ihre Begleitung bestand nur aus ihren Eltern, Rojer, dem Riesen Gared und der weiblichen Sharum , Wonda.

    »Dieses Weib wird die dama zur Raserei bringen«, prophezeite Abban und zeigte auf Wonda. »Sie werden verlangen, dass sie ihre Waffen abgibt und sich verhüllt. Du solltest darum bitten, sie hierzulassen.«
    Energisch schüttelte Jardir den Kopf. »Ich habe Leesha versprochen, dass sie mitnehmen kann, wen sie will, und ich stehe zu meinem Wort. Unsere Leute müssen sich langsam daran gewöhnen, die Sitten des Stammes der Talbewohner zu akzeptieren. Wenn man ihnen eine Frau zeigt, die den alagai’sharak kämpft, ist das vielleicht ein guter Anfang.«
    »Sofern sie sich vor ihnen bewährt«, gab Abban zu bedenken.
    »Ich habe die Frau kämpfen sehen«, erklärte Jardir. »Mit dem richtigen Training wird sie genauso tödlich sein wie jeder Sharum .«
    »Sei vorsichtig, Ahmann«, riet Abban. »Wenn du unseren Leuten zu schnell Veränderungen aufzwingst, werden viele von ihnen sich dagegen sperren.«
    Jardir nickte, denn er wusste nur allzu gut, dass Abban Recht hatte.
    »Ich möchte, dass du dich auf der Rückreise nach Everams Füllhorn eng an Leesha hältst«, befahl er. »Benutze den Vorwand, ihr unsere Sprache beibringen zu wollen. Sie selbst hat ja den Wunsch geäußert, sie zu lernen. Es schickt sich nicht, wenn ich ihr zu viel Aufmerksamkeit schenke, aber gegen dich dürften ihre Gefährten aus dem Norden nichts einzuwenden haben.«
    »Bestimmt bin ich ihnen lieber als die dal’Sharum «, murmelte Abban.
    Jardir nickte. »Ich muss alles über sie wissen. Welche Speisen sie bevorzugt, welche Düfte ihr Wohlbehagen bereiten, einfach alles.«
    »Natürlich«, pflichtete Abban ihm bei. »Ich erledige das.«

    Während die dal’Sharum ihr Lager abbrachen, humpelte Abban zu dem geschlossenen Wagen, in dem Leesha und ihre Eltern fuhren. Zu seiner maßlosen Verblüffung sah Abban, dass die Frau die Pferde selbst lenkte. Keine Diener, die ihr aufwarteten oder anfallende Arbeiten für sie verrichteten. Sein Respekt für sie wuchs.
    »Darf ich mit dir im Wagen sitzen, Meisterin?«, bat er mit einer Verbeugung. »Mein Gebieter gab mir den Auftrag, dich in unserer Sprache zu unterweisen, da du ja Unterricht gewünscht hast.«
    Leesha lächelte. »Selbstverständlich, Abban. Rojer kann reiten.«
    Rojer, der neben ihr auf dem Kutschbock saß, stöhnte und schnitt eine Grimasse.
    Abban verbeugte sich tief und klammerte sich dabei fest an seine Krücke. Wie die dama’ting befürchtet hatte, war sein Bein nie richtig verheilt, und selbst jetzt noch knickte es manchmal zur unpassendsten Zeit ein.
    »Wenn du magst, Sohn des Jessum, darfst du auf meinem Kamel reiten«, bot er an und zeigte auf das angepflockte Tier. Rojer beäugte das Kamel volle Argwohn, bis er den mit einem Baldachin und Kissen ausgestatteten Sitz entdeckte, geräumig und mit Zierrat überladen. Seine Augen glitzerten.
    »Diese Kamelstute ist äußerst sanftmütig und folgt den anderen Tieren, ohne dass man sie lenken müsste«, erklärte Abban.
    »Nun, wenn ich dir damit einen Gefallen erweise …«, entgegnete Rojer gedehnt.
    »Aber natürlich«, beteuerte Abban. Rojer schnappte sich seine Fiedel, sprang mit einem Salto vom Wagen und rannte zu dem Kamel. Selbstverständlich hatte Abban gelogen, die Kamelstute war ein übellauniges, störrisches Biest, doch nachdem sie Rojer angespuckt hatte, hob der seine Fiedel und besänftigte sie so mühelos, wie er die alagai beruhigte. Leesha mochte für Ahmann den größeren Wert besitzen, aber auch Rojer konnte sich als ein Trumpf erweisen, und man tat gut daran, sich bei ihm einzuschmeicheln.

    »Darf ich dich etwas fragen, Abban?«, riss Leesha ihn aus seinen Grübeleien.
    Abban nickte. »Nur zu, Meisterin.«
    »Warst du schon als Kind auf eine Krücke angewiesen? Bist du vielleicht mit dieser Behinderung auf die Welt gekommen?«
    Abban war sprachlos. In seinem Volk machte man sich über seine

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