Das Flüstern der Nacht
erlegte, den sie auch nur von weitem sah. Sie holte sogar mehrere aus der Luft, ehe sie auf den Wall aus Schildern niederstoßen konnten.
Als ihr schließlich die Pfeile ausgingen, befand sie sich ein gutes Stück von der Gruppe entfernt. Mit einem triumphierenden Zischen stürzte sich ein Flammendämon auf sie; einer der Speere des Erlösers stieß einen Schrei aus und rannte zu ihr, um sie zu schützen.
Die Mühe hätte er sich sparen können. Wonda ließ den Bogen los, packte den Dämon bei den Hörnern, machte eine Drehung, um dem Feuerspeichel auszuweichen, und schmetterte ihn mit einem sharusahk -Wurf zu Boden. In ihrer Hand erschien ein Messer mit Siegeln, und sie schnitt dem Dämon die Kehle durch.
Sie sah hoch, und der Blutrausch, der ihr ins Gesicht geschrieben stand, war nicht geringer als die fanatische Lust am Töten, die Jardir bei den verwegensten seiner Sharum gesehen hatte. Strahlend lächelte sie den dal’Sharum an, der noch vor wenigen Sekunden losgehetzt war, um ihr beizustehen, doch dann weiteten sich ihre Augen und sie zeigte gen Himmel.
»Aufgepasst!«, brüllte sie, doch es war bereits zu spät. Ein Winddämon raste heran, durchbohrte die Panzerung des Kriegers und zerfetzte ihm mit seinen tödlichen Krallen die Brust.
Alle reagierten blitzschnell. Plötzlich hielt Rojer ein Messer in der Hand, das durch die Luft flog und sich gleichzeitig mit Wondas geschleuderter Klinge und drei Speeren in den Dämon grub, ehe er sich wieder in die Höhe schwingen konnte. Leesha raffte die Röcke und hetzte zu dem gefallenen Krieger hin. Der alagai zappelte nur wenige Zoll von dem Verwundeten entfernt am Boden, als sie sich neben ihn kniete. Jardir rannte zu ihr, während Gared und die Speere des Erlösers dem Horcling den Garaus machten und stehen blieben, um nach weiteren Dämonen Ausschau zu halten.
Der Krieger, Restavi, hatte Jardir viele Jahre lang treu gedient. Sein Harnisch war mit Blut durchtränkt. Er wehrte sich wie besessen, als Leesha versuchte, sich seine Wunde anzusehen.
»Halte ihn fest«, befahl Leesha in einem Ton, der dem einer dama’ting in nichts nachstand. So redete eine Frau, die es gewohnt war, dass man ihr gehorchte. »Wenn er um sich schlägt, kann ich nicht arbeiten.«
Jardir gehorchte, packte Restavis Schultern und drückte ihn auf den Boden. Die Augen des Kriegers waren weit aufgerissen, und mit wildem Blick starrte er Jardir an. »Ich bin bereit, Erlöser!«, schrie er. »Segne mich und schicke mich auf den einsamen Weg!«
»Was sagt er?«, fragte Leesha, während sie den dicken Stoff seines Gewandes aufschnitt und die darin eingenähten zertrümmerten Keramikplatten wegwarf. Sie fluchte, als sie sah, wie groß die Wunde war.
»Er sagt mir, seine Seele sei bereit, in den Himmel einzugehen«, antwortete Jardir. »Er bittet mich, ihn mit einem schnellen Tod zu segnen.«
»Du wirst nichts dergleichen tun!«, fauchte Leesha. »Sag ihm, seine Seele mag bereit sein, aber sein Körper ist es nicht!«
Wie sehr sie dem Par’chin gleicht, dachte Jardir und merkte auf einmal, wie sehr er seinen alten Freund vermisste. Restavi lag offenkundig im Sterben, doch die Heilerin des Nordens weigerte sich, ihn kampflos aufzugeben. Das war ehrenhaft, und er wusste, dass sie zutiefst gekränkt sein würde, wenn er sich über ihre Wünsche hinwegsetzte und den Mann tötete, obwohl der ihn darum gebeten hatte.
Jardir umschloss Restavis Gesicht mit seinen Händen und begegnete seinem Blick. »Du bist ein Speer des Erlösers! Du wirst den einsamen Weg gehen, wenn ich es dir befehle, und nicht früher. Umarme den Schmerz und halte still!«
Restavi erschauerte, doch er nickte; dann holte er tief Luft und hörte auf sich zu wehren. Überrascht sah Leesha ihn an, dann stieß sie Jardir zur Seite und machte sich ans Werk.
»Den Wall aus Schilden beibehalten!«, brüllte Jardir Hasik zu. »Ich bleibe bei der Meisterin, während sie Restavi versorgt.«
»Und wozu soll das gut sein?«, schrie Hasik zurück. »Selbst wenn er überlebt, wird er nie wieder den Speer erheben.«
»Das weißt du genauso wenig wie ich!«, versetzte Jardir. »Es ist inevera . Ich werde mich meiner Verlobten nicht widersetzen, so wie ich auch nie einer dama’ting widersprechen würde.«
Die Speere des Erlösers folgten ihren Kameraden nicht in die Stadt zurück, sondern formierten sich zu einem Kreis mit Leesha und Restavi in der Mitte. Im Grunde wäre dies nicht nötig gewesen, denn Rojer spann mit seiner Musik
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