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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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dass sie einige eurer Gepflogenheiten akzeptieren müssen.«
    Leesha nickte. »Ahmann hat mir erzählt, es sei ganz ähnlich gewesen, als er den Par’chin kennenlernte.«
    Abban behielt eine betont neutrale Miene bei, aber Leesha sah, dass sich sein Gesicht leicht verfärbte. Es überraschte sie nicht, dass Arlen diese Wirkung gehabt hatte, noch bevor er anfing, sich zu tätowieren.
    »Mein Gebieter hat über den Par’chin gesprochen?«, vergewisserte sich Abban.
    »Eigentlich war ich es, die ihn erwähnte. Ich war offen gestanden verblüfft, dass Ahmann ihn auch kannte.«
    »Oh ja, mein Gebieter und der Par’chin waren eng miteinander befreundet«, erklärte Abban zu Leeshas nicht geringem Erstaunen. »Ahmann war sein ajin’pal .«
    »Ajin’pal?«
    »Sein …« Abban runzelte die Stirn, als er nach dem passenden Ausdruck suchte. »… Blutsbruder, würde man bei euch wohl dazu sagen. Ahmann zeigte ihm das Labyrinth, und sie vermischten ihr Blut miteinander. Bei meinem Volk ist das so bindend, als stamme man aus demselben Geschlecht.« Leesha öffnete den Mund, doch Abban ließ sie nicht zu Wort kommen.
    »Wir müssen jetzt aufbrechen, wenn wir rechtzeitig eintreffen wollen, Meisterin«, mahnte er. Leesha nickte. Sie sammelten den Rest der Abordnung aus dem Tal ein, einschließlich Amanvah und Sikvah, die Rojer nicht von der Seite wichen.
    Eine Eskorte geleitete sie zum Stadtrondell von Fort Rizon, einem weitläufigen, kopfsteingepflasterten Ring im Zentrum der Stadt, in dessen Mitte sich ein großer Brunnen befand und der von gut besuchten Läden gesäumt war. Leesha sah rizonische Frauen, die ebenso ihre Einkäufe erledigten wie die Krasianerinnen. Doch obwohl sie immer noch Kleider nach der Mode des Nordlandes trugen, waren ihre Gesichter mit Tüchern umwickelt, die auch die
tief ausgeschnittenen Dekolletés bedeckten, wenn sie nach draußen gingen. Viele Rizonerinnen gafften mit großen Augen Leesha und ihre Mutter an, die sich unverschleiert in der Öffentlichkeit bewegten, als erwarteten sie, ihre dal’Sharum -Eskorte könnte sie jeden Moment angreifen.
    Viele Krasianer hatten sich bereits eingefunden, die Damaji in ihren Baldachinsänften sowie etliche Sharum und dama . In dem Rondell hatte man drei Holzpfähle aufgestellt, doch es waren weder Handschellen noch Stricke zu sehen.
    Die Menge geriet in Bewegung und Köpfe drehten sich, als Jardir das Rondell betrat; hinter ihm folgten Inevera in ihrer Sänfte und seine anderen Gemahlinnen, die zu Fuß gingen. Leesha zählte vierzehn, hatte aber keine Ahnung, ob das sein gesamter Harem war. Die Frauen stellten sich neben Leesha und die Talbewohner, nahe genug, dass Leesha das Parfüm der Damajah riechen konnte.
    Den Speer des Erlösers schwenkend, marschierte Jardir zu den Pfählen. Die drei dal’Sharum brauchten weder eine Aufforderung noch eine Eskorte; aus freien Stücken begaben sie sich auf den Platz und zogen sich bis zur Taille aus. Dann knieten sie vor Jardir nieder und berührten mit der Stirn das Steinpflaster. Anschließend standen sie auf und schlangen die Arme um die Pfosten, ohne gefesselt zu werden. Der Mann, dessen Arm Wonda gebrochen hatte, trug einen weißen Gipsverband.
    Jardir holte eine Peitsche aus geflochtenem Leder aus seinem Gewand; in die letzten paar Zoll der drei Schnüre, in die sie auslief, waren scharfkantige Metallstücke eingeknüpft.
    »Was ist das?«, fragte Leesha Abban. Sie hatte damit gerechnet, dass Jardir eine einfache Pferdepeitsche benutzen würde. Diese Peitsche sah wesentlich brutaler aus.
    »So etwas nennt man einen alagai -Schwanz«, erklärte Abban. »Das ist die Peitsche der dama . Man sagt, ein Schlag damit sei so schmerzhaft, als würde man vom Schwanz eines Sanddämons getroffen.«

    »Wie viele Hiebe wird jeder der Männer bekommen?«, wollte Leesha wissen.
    Abban lachte. »So viele, wie sie ertragen können. Sharum werden so lange ausgepeitscht, bis sie den Halt an ihrem Pfahl verlieren und umkippen.«
    »Aber das kann ihren Tod bedeuten!«
    Abban zuckte mit den Schultern. » Sharum sind großartige Krieger, aber nicht bekannt für ihre Intelligenz oder ihren Selbsterhaltungstrieb. Sie glauben, es sei ein Beweis für ihre Männlichkeit, so viele Hiebe wie möglich einzustecken. Ihre Kameraden werden Wetten abschließen, wer von den dreien am längsten durchhält.«
    Leesha runzelte die Stirn. »Ich werde Männer niemals verstehen.«
    »Ich auch nicht«, pflichtete Abban ihr bei.
    Es war ein grausames

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