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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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sagen, dass ihre Wünsche nicht von Belang sind. Der Shar’Dama Ka hat einen Befehl erteilt, dem sie Folge leisten müssen.«

    Leesha zog unwillig die Stirn kraus und öffnete den Mund, aber Gared kam ihr zuvor: »Schon gut, Leesh.« Er hob eine Hand. »Ich möchte lernen.«
    »Ich auch«, stimmte Wonda zu.
    Leesha nickte und trat zur Seite, als Kaval die beiden zu sich winkte, um sie in Augenschein zu nehmen. Während er den hünenhaften Gared musterte, stieß er ein beifälliges Grunzen aus, doch von Wonda schien er weniger beeindruckt zu sein, obwohl sie so groß und kräftig war wie die meisten dal’Sharum . Danach kam er zu Leesha zurück.
    »Aus dem Riesen kann ich einen hervorragenden Krieger machen«, dolmetschte Abban, »sofern er diszipliniert ist. Die Frau … wir werden sehen.« Er wirkte nicht gerade hoffnungsvoll.
    Mit geschmeidigen Bewegungen trat der Exerziermeister auf den Hof zurück. Er sah Gared an, schnauzte ein Kommando und schlug sich mit der Faust auf die Brust.
    »Der Exerziermeister will, dass du ihn angreifst«, half Abban aus.
    »Das hättest du nicht zu übersetzen brauchen«, meinte Gared. Er ging auf den Exerziermeister zu und baute sich vor ihm auf, doch Kaval schien das nicht zu imponieren. Mit einem schaurigen Gebrüll griff Gared an, doch seine Schläge, so sorgfältig er auch zielte, trafen nur ins Leere. Er wollte sich auf Kaval stürzen und ihn umklammern, lag aber im nächsten Moment rücklings auf dem Boden. Kaval verdrehte seinen Arm, bis Gared vor Schmerzen schrie, erst dann ließ er ihn los.
    »Mit dir wird er noch härter umspringen«, warnte Abban Wonda. »Mach dich auf was gefasst!«
    »Ich hab keine Angst«, behauptete Wonda und trat vor.
    Wonda hielt länger durch als Gared, sie bewegte sich gewandter und schneller, auch wenn der Ausgang dieses Kampfes abzusehen war. Zweimal kamen Wondas Schläge so nah an den Exerziermeister heran, dass dieser sie direkt blocken musste; einmal revanchierte er sich, indem er ihr seinen Handrücken gegen den
Kiefer knallte, so dass sie herumgewirbelt wurde und Blut spuckte, beim anderen Mal mit einem Fausthieb in die Magengrube, der sie vornüberkippen ließ und ihr die Luft aus den Lungen trieb.
    Bevor sie sich erholen konnte, packte Kaval ihren Arm und schleuderte sie auf das Kopfsteinpflaster. Im Fallen trat Wonda ihm ins Gesicht und traf ihn mit voller Wucht, doch Kaval schien das nicht im Geringsten zu kümmern. Sein Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen, als er ihren Arm verdrehte. Wonda wurde blass und biss die Zähne zusammen, aber sie weigerte sich zu schreien.
    »Wenn sie sich nicht ergibt, wird er ihr den Arm brechen«, warnte Abban.
    »Wonda!«, rief Leesha. Erst dann kam das Mädchen zur Vernunft und stieß einen lauten Schrei aus.
    Kaval gab sie frei und sagte etwas zu Abban; es hörte sich an als koste es ihn Überwindung, diese Worte auszusprechen.
    »Vielleicht kann ich doch noch was aus ihr machen«, übersetzte Abban. »Und jetzt lasst uns bitte allein, damit wir ohne Ablenkung mit dem Training beginnen können.«
    Leesha sah Gared und Wonda an und nickte. »Hättest du nicht Lust, mir und Rojer bei einer Tasse Tee Gesellschaft zu leisten, Abban?«
    »Die Einladung ehrt mich, Meisterin.« Abban verbeugte sich.
    »Aber zuerst«, fuhr Leesha in scharfem Ton fort, »richtest du Meister Kaval von mir aus, dass der Horc los sein wird, wenn ich zurückkomme und Krieger vorfinde, die zu stark verletzt sind, um heute Nacht kämpfen zu können.«

    Abbans Gemahlinnen wollten sie bedienen, doch Amanvah stieß ein wütendes Zischen aus, woraufhin sie sich hastig zurückzogen.
Sie klatschte in die Hände, und Sikvah eilte beflissen herbei, um den Tee zuzubereiten. Leesha rümpfte die Nase. Das Mädchen mochte ja Jardirs Nichte sein, doch selbst sie stand nur knapp über dem Status einer Sklavin.
    »Seit gestern geht das schon so«, erzählte Rojer. Amanvah sagte etwas auf Krasianisch, und Abban nickte ihr zu.
    »Es ist unsere Aufgabe, für Rojer zu sorgen«, übersetzte er. »Wir werden es keinem anderen überlassen.«
    »Daran könnte ich mich gewöhnen«, seufzte Rojer und grinste. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
    »Gewöhne dich nur nicht zu sehr daran«, mahnte Leesha. »Es ist nämlich nicht von Dauer.« Sie sah, wie Amanvahs Augen sich bei dieser Bemerkung verengten, aber das Mädchen sagte nichts.
    Bald darauf kam Sikvah mit dem Tee zurück. Schweigend, mit niedergeschlagenen Augen,

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