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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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es auch keinen Sinn mehr, sich zu verstecken. Dann gab es nur noch eines - entweder man tötete, oder man wurde getötet.
    »Na, dann kommt!«, fauchte sie und richtete ihr Messer auf den Dämon, der direkt vor ihr stand.

    Der Tätowierte Mann beobachtete Renna von den Bäumen auf der anderen Straßenseite aus und schüttelte den Kopf. Es hatte eine ganze Weile gedauert, sie aufzuspüren. Er war losgezogen, um Kräuter und Feuerholz zu sammeln. Vorher hatte sie ihm versprechen müssen, in der Burg auf seine Rückkehr zu warten, damit sie gemeinsam auf die Jagd gehen konnten. Es war nicht das erste Mal, dass Renna die Geduld verloren oder einfach seine Wünsche ignoriert hatte und auf eigene Faust aufgebrochen war.
    Während er sie beobachtete, wie sie hinter den Flammendämon schlüpfte und ihn von der Kehle bis zum Schwanz aufschlitzte, gestand er sich ein, dass sie sehr schnell lernte. Sogar noch verbissener als Wonda von den Holzfällern hatte sich Renna Gerber mit
Leib und Seele der Dämonenjagd verschrieben, und die Geschicklichkeit, mit der sie nach nur wenigen Wochen Ausbildung vorging, legte ein beredtes Zeugnis davon ab.
    Er fragte sich, ob er richtig gehandelt hatte, als er ihr beibrachte, ihre Ängste zu umarmen und somit zu verdrängen. Renna war viel zu weit gegangen und geradezu tollkühn geworden; sie stellte nicht nur für die Dämonen eine Gefahr dar, sondern auch für sich selbst.
    Er verstand sehr gut, was sie durchmachte - esser als sie jemals erfahren würde. Die Nacht war gnadenlos, verzieh keinen Fehler, auch denen nicht, die sich ihr anpassten und sich ihr Wesen zu eigen machten. Das bewies das Rudel Baumdämonen, das sich an Renna heranpirschte, während sie mit dem Flammendämon beschäftigt war. Vermutlich würde sie nur den Horcling erkennen, der sich ihr offen näherte, und dann wäre sie unweigerlich verloren.
    Der Tätowierte Mann legte einen Pfeil an seinen Langbogen und hielt ihn schussbereit. Er wollte abwarten, bis sie alle drei Horcling entdeckte und merkte, dass ihr Untergang besiegelt war, bevor er die Bestien tötete. Vielleicht würde sie daraus eine Lehre ziehen und in Zukunft vorsichtiger sein.

    Der Baumdämon stieß ein mächtiges Gebrüll aus, mit dem er sie erschrecken und lähmen wollte; in ähnlicher Weise war der Flammendämon vorgegangen, als er versuchte, sie mit seinem Feuerspeichel zu treffen. Währenddessen krochen seine Kameraden näher heran und rüsteten sich zum Angriff.
    Aber dazu gab Renna ihnen gar keine Chance, sondern stürmte in einem selbstmörderisch erscheinenden Angriff nach vorn. Der Baumdämon fletschte seine Zähne und krümmte die Klauen, warf
sich in die Brust und wappnete sich für ihren ersten Hieb. Nur Felsendämonen waren Baumdämonen an Kraft überlegen, und aller Wahrscheinlichkeit nach war der Panzer dieser Kreatur noch nie durchbohrt worden.
    Renna drehte sich auf der eigenen Achse und holte Schwung für einen Kreistritt. Ihr tätowierter Fußspann und das Schienbein knallten gegen die Brust des Horclings, der in einem Funkenschauer aus Magie zurückgeschleudert wurde und für einen Moment benommen war.
    Die anderen Dämonen stürmten heulend aus der Deckung der Bäume. Renna lief einem entgegen, packte seinen Arm, stemmte die Füße in den Boden und lenkte mit einer Hüftdrehung den Angriffsschwung des Horclings gegen ihn selbst. Beinahe mühelos ließ sie den schweren Baumdämon durch die Luft segeln, so dass er gegen das dritte Mitglied des Rudels prallte. Sie stürzte sich mitten in das Gewühl und stach mit Harls Messer auf jede sich ihr darbietende Stelle ein, während die beiden Horclinge versuchten, sich voneinander zu trennen und wieder auf die Beine zu kommen.
    Vom Boden aus schlug einer der Dämonen nach Renna, als sie in Reichweite seiner langen, astgleichen Arme gelangte. Sie warf sich zurück und spürte den Luftzug an ihrer Brust, als die Krallen sie nur um Haaresbreite verfehlten. Sie hatte es nicht geschafft, den Stoff ihrer Weste mit wirksamen Siegeln zu versehen, und hätte der Schlag sie getroffen, wäre sie schwer verletzt worden. Sie beneidete Arlen darum, dass er ohne Hemd kämpfen konnte.
    Unversehrt richtete sie sich auf, aber sie hatte den Schwung verloren, und alle drei Baumdämonen waren nun wieder in der Lage, sie zu attackieren. Dort, wo sie zugeschlagen hatte, qualmten Wunden, doch so wie die Magie, die sie von den Horclingen abzog, ihre eigenen Verletzungen heilte, klangen auch die Blessuren der Bestien

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