Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
Vom Netzwerk:
im Nu ab. Binnen Sekunden würden sie sich wieder vollständig erholt haben.

    Als sie im Verbund auf sie zu rückten, griff sie in den Beutel an ihrer Taille und schleuderte eine Handvoll Kastanien mit Siegeln in ihre Richtung. Die Dämonen kreischten und rissen abwehrend die Arme hoch, als die Hitzesiegel aufflammten und die Kastanien mit einem kurzen Knall und einer heißen Stichflamme explodierten.
    Die beiden Horclinge am Rand kamen unverletzt davon, doch über dem in der Mitte entlud sich die volle Salve, und eine seiner Schultern fing Feuer. Im nächsten Moment loderte das ganze Biest wie eine Fackel, wobei es erbärmlich kreischte und wie verrückt mit den Armen um sich schlug.
    Als die anderen Baumdämonen sahen, dass ihr Kamerad lichterloh brannte, wichen sie immer weiter zurück und verschafften Renna den Freiraum, den sie brauchte. Sie stürzte sich auf einen und rammte ihm das Messer in die verletzliche Stelle zwischen der dritten und vierten Rippe an seiner rechten Seite. Die lange Klinge durchbohrte mühelos das schwarze Herz des Horclings.
    Sie duckte sich unter seinen Todeszuckungen weg und packte mit der Linken seine Schulter, als er sie ansprang. Das Siegel auf ihrem Handteller glühte und verschmorte die knorrige, gepanzerte Haut; ein Gefühl von Macht und Stärke durchströmte sie, als ein Teil der Dämonenenergie auf sie überging. Sie wirbelte herum und trieb das Messer noch tiefer in die Wunde, dann benutzte sie es dazu, den zweihundert Pfund schweren Horcling glatt über ihren Kopf zu heben. Ein Kreischen löste sich aus ihrer Kehle, so dass sie selbst wie ein Dämon klang, als sie die aufgespießte Bestie gegen ihren brennenden Gefährten schleuderte.
    Harls Messer, das immer noch tief in dem Dämonen steckte, hätte nun freikommen müssen, aber es hatte sich mit dem Heft an der unteren Rippe verhakt. Renna schrie in ohnmächtigem Zorn, als ihr die Klinge aus der Hand gerissen wurde.
    Sobald der letzte Dämon sah, dass sie keine Waffe mehr hatte, brach er in ein ohrenbetäubendes Gebrüll aus, hechtete auf sie zu, drängte sie ins Unterholz ab und warf sie dort auf den Boden.

    Überall an ihrem Körper blitzten Siegel, doch der vor Wut und Schmerzen rasende Dämon biss und schlug um sich, bis seine Pranken ihr Ziel trafen. Die Krallen bohrten sich tief in Rennas Fleisch, das Mädchen schrie, und ihr heißes Blut tränkte das Erdreich.
    In den Bäumen erhob sich hektisches Geraschel, und Renna wusste, dass bald noch mehr Baumdämonen über sie herfallen würden, angezogen vom Licht und von dem Trubel. Obwohl das auch keine Rolle mehr spielte, wenn es ihr nicht gelang, mit der Bestie, die jetzt über ihr lag, fertigzuwerden.
    Wieder ließ der Dämon ein donnerndes Gebrüll los, und sie brüllte einfach zurück, während sie ihm gleichzeitig einen heftigen Stoß versetzte, den Spieß umdrehte und ihn auf den Rücken rollte. Sie wandte einen simplen sharusahk -Griff an, gegen den sich jeder Novize hätte wehren können, aber Horclinge hatten nur ein instinktives Bewusstsein der Hebelwirkung. Immer wieder rammte sie ihm die Knie auf die Schenkel, um zu verhindern, dass er seine Beine hob und sie mit seinen Krallen zerkratzte. Sie hatte genug Katzen gehabt, um zu wissen, dass der Kampf sehr schnell vorbei sein würde, wenn er sich diesen Vorteil verschaffte.
    Sie konnte eine Hand befreien, schnappte sich ihre Kette und schlug sie dem Horcling wie eine Peitschenschnur um den Hals. Dann drängte sie sich dicht an seinen Körper, um seine Reichweite und seine Hebelkraft möglichst gering zu halten, schlang die Enden über Kreuz und zog sie zu. Der Dämon hörte nicht auf, mit den Krallen an ihr zu zerren, aber sie blendete den Schmerz aus und ließ nicht locker, bis die Siegel aufflammten und der gigantische Kopf mit den Hörnern krachend vom Rumpf abbrach und sich eine Fontäne aus schwarzem, qualmendem Dämonenblut über sie ergoss.

    Unbewusst lockerte der Tätowierte Mann die Spannung seines Bogens, als Renna die Kastanien schleuderte. Er kannte das Hitzesiegel; in Tibbets Bach war es gang und gäbe. Im Winter hatten seine Eltern oft große Steine rings um das Haus und die Scheune damit bemalt, um Wärme aufzusaugen und zu speichern. In der Vergangenheit hatte er versucht, Waffen damit zu verstärken, doch während es sich bei Pfeilspitzen bewährte, zerstörte es entweder die Handwaffen oder brannte sich durch die Umhüllungen des Griffs, so dass man sich die Hände verbrannte. Selbst die

Weitere Kostenlose Bücher