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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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und bis zu meiner Genesung war ich übermäßig auf Sikvah angewiesen. Es zerreißt mir das Herz, dass wir nicht imstande waren, dir zu dienen.«
    »Schon gut, schon gut«, wiegelte Rojer hastig ab und ließ endlich die Messer verschwinden. »Ich brauche nichts.«
    Amanvah sog schnuppernd die Luft ein. »Ich bitte um Vergebung, Zukünftiger, aber du brauchst ein Bad. Morgen beginnt der Zyklus des Erlöschens, und du musst vorbereitet sein.«
    »Der Zyklus des Erlöschens?«, fragte Rojer verständnislos.

    »Die Zeit des Schwarzen Mondes«, erklärte Amanvah, »wenn Alagai Ka , der Dämonenprinz, den Horc verlässt und frei umherstreift. Ein Mann muss während der Phase des Erlöschens den hellen Tag genießen, damit er in der Finsternis der Nacht stark bleibt.«
    Rojer blinzelte. »Das klingt gut. Jemand sollte ein Lied darüber schreiben.« In Gedanken komponierte er bereits dazu passende Melodien.
    »Vergib mir, mein Zukünftiger«, wandte Amanvah ein. »Aber über den Schwarzen Mond gibt es bereits viele Lieder. Sollen wir dir eines vorsingen, während wir dich baden?«
    Plötzlich hatte Rojer eine Vision; er sah sich selbst, wie er im Badezuber von den Mädchen erdrosselt wurde, während beide nackt und in vollkommener Harmonie sangen. Er lachte nervös. »Mein Lehrmeister warnte mich vor allen Dingen, die zu schön sind, um wahr zu sein.«
    Amanvah legte den Kopf schräg. »Das verstehe ich nicht.«
    Rojer schluckte trocken. »Vielleicht sollte ich allein baden.«
    Die Mädchen kicherten hinter ihren Schleiern. »Du hast uns doch schon unbekleidet gesehen, Zukünftiger«, meinte Sikvah. »Willst du dich nicht vor uns ausziehen, weil du befürchtest, dein Anblick könnte uns nicht gefallen? Oder gibt es einen anderen Grund, weshalb du uns nicht bei dir haben willst, wenn du in den Zuber steigst?«
    Rojer errötete. »Es ist nicht so, dass ich …«
    »Du traust uns nicht«, erklärte Amanvah rundheraus.
    »Wundert euch das?«, erwiderte Rojer. »Zuerst mimt ihr unschuldige Mädchen, die kein Wort Thesanisch sprechen, dann versucht ihr, Leesha umzubringen, und wie es sich herausstellt, beherrscht ihr unsere Sprache perfekt. Woher soll ich wissen, dass ihr das Badewasser nicht mit Nachtschatten verpestet habt?«
    Beide drückten ihre Stirn wieder auf den Boden. »Wenn du so über uns denkst, dann töte uns, Zukünftiger«, erwiderte Amanvah.

    »Was?«, brauste Rojer auf. »Ich werde niemanden umbringen.«
    »Es ist dein gutes Recht«, erklärte Amanvah, »und für unseren Verrat haben wir den Tod verdient. Dasselbe Schicksal wird uns ereilen, wenn du uns ablehnst.«
    »Man wird euch ermorden?«, fragte Rojer ungläubig. »Blutsverwandte des Erlösers?«
    »Entweder bringt die Damajah uns um, weil es uns nicht gelungen ist, Meisterin Leesha zu vergiften, oder der Shar’Dama Ka tötet uns, weil wir es versucht haben. Nur in deinen Räumlichkeiten sind wir sicher.«
    »Schön und gut, aber das heißt noch lange nicht, dass ihr mich baden müsst«, versetzte Rojer.
    »Meine Base und ich wollten dir niemals Schande bereiten, Sohn des Jessum«, versicherte Amanvah. »Wenn du uns nicht zu deinen Gemahlinnen machen willst, gehen wir zu unserem Vater und gestehen alles.«
    »Ich … weiß nicht, ob ich das gutheißen kann«, stotterte Rojer.
    »In dieser Nacht solltest du dir über nichts den Kopf zerbrechen«, riet ihm Sikvah. »Lass dich nur von uns mit einem Bad und einem Lied über das Erlöschen des Mondes verwöhnen.« Gleichzeitig nahmen die krasianischen Mädchen ihre Schleier ab und begannen zu singen, mit Stimmen, die genauso herrlich waren wie er sie in Erinnerung hatte. Die Worte verstand er nicht, aber die Melodie kündete von Stärke in der schwärzesten Nacht. Sie erhoben sich aus ihrer knienden Stellung und kamen zu ihm; sanft führten sie ihn an den Zuber und streiften seine Kleidung ab. Bald saß er nackt in dem dampfenden Wasser und fühlte, wie die wunderbare Hitze die Schmerzen aus seinen Muskeln sog. Die Mädchen woben einen Schleier aus Musik um ihn, der ebenso hypnotisch wirkte wie der Bann, mit dem er die Horclinge verzaubert hatte.
    Sikvah bewegte ihre Schultern, und ihre schwarze Seidenrobe glitt auf den Boden. Rojer konnte kaum atmen, als sie sich umdrehte und auch Amanvahs Gewänder löste.

    »Was macht ihr da?«, krächzte er, als Sikvah zu ihm in den Zuber stieg und sich vor ihm in dem heißen Wasser niederließ. Amanvah nahm hinter ihm Platz.
    »Wir baden dich, was denn sonst?«,

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