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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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beiden anrühren. Zuerst triffst du deine Wahl.«
    »Wahl?«, wiederholte Jardir verblüfft.
    »Sie oder ich«, verkündete Leesha. »Du kannst uns nicht beide haben.«
    »Die, für die du dich entscheidest, ist dann deine Jiwah Ka «, erklärte Inevera, »und die andere stirbt im Stadtrondell einen schnellen Tod durch deine eigene Hand.«
    Leesha streifte Inevera mit einem angewiderten Blick, widersprach aber nicht.
    »Und damit bist du einverstanden?«, fragte Jardir überrascht. »Trotz deines Eides als Kräutersammlerin?«
    Leesha lächelte. »Zieh sie nackt aus und wirf sie auf die Straße, wo jeder sie sehen kann, wenn dir das lieber ist.«
    »Schwach, wie alle Leute aus dem Norden«, spottete Inevera. »Feinde werden am Leben gelassen, damit sie zum nächsten Schlag ausholen können.«
    Leesha zuckte die Achseln. »Was ihr Schwäche nennt, bedeutet für mich Stärke.«
    Jardirs Blicke huschten von einer Frau zu anderen; er konnte nicht fassen, dass es zu dieser Situation gekommen war, aber die Mienen der Frauen waren absolut unnachgiebig, und er wusste, dass sie es ernst meinten.
    Es war ihm völlig unmöglich, eine Wahl zu treffen. Leesha töten? Undenkbar! Selbst wenn er dadurch nicht jeden eventuellen Bündnispartner im Norden gegen sich aufbringen würde, hätte er sich eher das eigene Herz aus der Brust geschnitten, als ihr ein Leid anzutun.
    Aber genauso wenig konnte er sich gegen Inevera entscheiden. Die dama’ting würden Leesha nicht anerkennen, und wenn er Inevera entmachtete - zugunsten einer Frau aus dem Nordland -
konnte es sehr wohl sein, dass sie Inevera immer noch gehorchten und für eine Spaltung seines Imperiums sorgten, die nie mehr rückgängig gemacht werden konnte.
    Und sie war seine Erste Gemahlin, die Mutter seiner Kinder, die seinen Aufstieg zur Macht in die Wege geleitet und ihm die Mittel verschafft hatte, den Sharak Ka zu gewinnen. Trotz des Kummers, den sie ihm ständig bereitete, wurde ihm bewusst, dass er sie immer noch liebte.
    »Ich kann mich nicht entscheiden«, erklärte er.
    »Aber es muss sein«, versetzte Inevera und zog ihr Messer. »Triff deine Wahl, und zwar sofort, andernfalls schneide ich dieser Hure selbst die Kehle durch!«
    Leesha zückte ebenfalls ihr Messer. »Nicht, wenn ich dir vorher deine Kehle durchschneide!«
    »Nein!«, brüllte Jardir und schleuderte den Speer des Kaji. Er bohrte sich tief in die Wand und der Schaft vibrierte zwischen den beiden Frauen. Flink wie eine Katze stürzte sich Jardir auf sie, packte sie bei den Handgelenken und zerrte sie voneinander weg.
    Plötzlich fingen die Siegel auf seiner Krone an zu glühen ein gleißendes Licht fiel auf die Frauen, die die Köpfe schüttelten als erwachten sie aus einem Traum.
    Leesha kam als Erste wieder zur Besinnung: »Hinter dir!«, schrie sie.
    »Alagai Ka!«, kreischte Inevera.
    Alagai Ka. So hatten Jardir und seine Männer im Scherz dem Felsendämon genannt, der den Par’chin verfolgt hatte. Doch es war ein uralter Name, mit dem ein Nimbus von ungeheurer Machtfülle einherging. Alagai Ka war der Gefährte der Mutter der Dämonen, und er und seine Söhne sollten angeblich die mächtigsten Dämonenfürsten sein, Generäle, die Nies Streitmacht befehligten.
    Er wirbelte herum, um sich dem Dämon zu stellen, doch zuerst sah er überhaupt nichts. Dann, als er genauer hinschaute, verströmte die Krone des Kaji abermals Wärme, und er erkannte,
dass ein Teil des Raum durch Magie vernebelt war. In der Dunstwolke rührte sich etwas, und bevor Jardir wusste, wie ihm geschah, sprang ihn ein Dämon an, eine Bestie von so furchterregender Gestalt, wie er sie noch nie zuvor gesehen hatte.
    Geistesgegenwärtig griff er nach seinem Speer, doch der steckte fest in der Wand; der Bruchteil einer Sekunde, in dem Jardir vergeblich an dem Schaft zerrte, genügte dem Dämon, um durch den Raum zu schnellen und Jardir anzugreifen. Der Schwung des Angriffs schleuderte sowohl Jardir als auch den Dämon glatt über das Bett; beide landeten ungebremst auf der anderen Seite, wo die Kreatur Jardir wie wahnsinnig mit ihren Krallen bearbeitete. Er spürte wie die Keramiktafeln in seinen Gewändern unter dem Ansturm zersplitterten, aber sie fingen die größte Wucht der ersten Hiebe ab. Der Dämon schien das ebenfalls zu merken; er sperrte seine Kiefer unglaublich weit auf, und vor Jardirs Augen wuchsen Reihen von neuen Zähnen, bis sich ein Rachen gebildet hatte, der groß genug war, um seinen Kopf in einem Stück zu

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