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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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will die Männer des Nordens zu Kriegern machen, ich will sie nicht umbringen! Was habe ich davon, wenn sie an Hunger sterben? Die wahren Feinde sind die alagai - was du offenbar vergessen hast!«
    Er streckte den Arm aus, packte die weiße Robe des dama und riss sie ihm vom Leib. »Du bist kein dama mehr! Du wirst deine weißen Gewänder verbrennen und fortan für den Rest deines schändlichen Lebens Gelbbraun tragen!«
    Der Mann schrie, als er aus dem Haus gezerrt und in den Schnee geworfen wurde. Wahrscheinlich würde er sich umbringen, wenn die anderen dama ihn nicht vorher töteten.
    Wieder heftete Jardir seinen Blick auf Abban. »Ich will eine genaue Aufstellung der Verluste und der noch verbliebenen Vorräte«, forderte er.
    »Es kann sein, dass nicht genug Nahrung für alle da ist«, warnte Abban.
    Jardir nickte. »Wenn das Korn nicht reicht, lass die chin , die zu alt zum Arbeiten oder Kämpfen sind, töten, bis feststeht, dass wir mit den Vorräten auskommen.«
    Aus Abbans Gesicht wich jede Farbe. »Ich werde - einen Weg finden, um die Reserven zu strecken«, entgegnete er mit dünner Stimme.
    Jardir lächelte kalt. »Das dachte ich mir. Und nun zu den chin , die du herbeigeschleppt hast. Ich wollte mit ihren Anführern sprechen, aber diese Männer sehen aus wie Händler - wie khaffit .«
    »Die Händler regieren den Norden, Erlöser«, erklärte Abban.
    »Ekelhaft!«, kommentierte Asome.
    »Trotzdem ist es so«, betonte Abban. »Diese Männer können dir helfen, den Norden zu erobern.«

    »Mein Vater braucht keine …«, setzte Jayan an, doch mit einer Handbewegung brachte Jardir ihn zum Schweigen. Er bedeutete seinen Wachen, die chin zu ihm zu bringen.
    »Wer von euch führt die anderen an?«, fragte Jardir in dem barbarischen Zungenschlag des Nordens. Die Gefangenen bekamen große Augen und wechselten Blicke untereinander. Schließlich trat einer vor, straffte den Rücken und sah Jardir hoch erhobenen Hauptes ins Gesicht. Er hatte eine Glatze, einen mit grauen Strähnen durchschossenen Bart, und er trug eine schmutzige, zerrissene Seidenrobe. Von der Prügel, die man ihm verpasst hatte, war sein Gesicht fleckig, und sein linker Arm ruhte in einer notdürftigen Schlinge. Er war fast einen Fuß kleiner als Jardir, aber dennoch hatte er das Auftreten eines Mannes, der es gewohnt ist, dass man seinen Worten Gewicht beimisst.
    »Ich bin Edon VII., Herzog von Fort Rizon und Gebieter über mein Volk«, verkündete er.
    »Fort Rizon gibt es nicht mehr«, stellte Jardir fest. »Dieses Land heißt jetzt Everams Füllhorn, und es gehört mir.«
    »Beim Horc, es gehört dir nicht !«, knurrte der Herzog.
    »Weißt du, wer ich bin, Herzog Edon?«, fragte Jardir mit leiser Stimme.
    »Der Herzog von Fort Krasia«, antwortet Edon. »Abban behauptet, du seist der Erlöser.«
    »Aber du glaubst es nicht, oder?«, hakte Jardir nach.
    »Der Erlöser würde nicht mit Mord, Vergewaltigung und Plünderungen einherkommen«, spuckte Edon aus.
    Die Krieger im Raum erstarrten und erwarteten einen Wutausbruch, aber Jardir nickt nur. »Es überrascht nicht, dass die schwachen Männer des Nordens an einen nachgiebigen Erlöser glauben«, meinte er. »Aber das spielt keine Rolle. Ich verlange nicht, dass ihr an mich glaubt, ich will lediglich eure Gefolgschaft.«
    Der Herzog sah ihn misstrauisch an.

    »Wenn du dich vor mir niederwirfst und einen Eid schwörst, dich in allen Dingen Everam zu unterwerfen, wird dein Leben und das deiner Ratgeber verschont«, erklärte Jardir. »Deine Söhne nehmen wir mit und bilden sie zu dal’Sharum aus, und sie werden mit Ehre überhäuft wie kein anderer chin des Nordens. Du erhältst deine Reichtümer und deinen Besitz zurück, abzüglich des Zehnten, den ich als dein Lehnsherr beanspruche. All dies biete ich dir an, wenn du mich in meinem Bestreben unterstützt, die Grünen Länder zu erobern.«
    »Und falls ich mich weigere?«, fragte der Herzog.
    »Dann gehört alles, was du besitzt, mir«, klärte Jardir ihn auf. »Du wirst zusehen, wie deine Söhne durch den Speer sterben und meine Männer deine Weiber und Töchter schwängern. Du selbst wirst dich für den Rest deiner Tage in Lumpen kleiden, Scheiße fressen und Pisse trinken, bis sich jemand deiner erbarmt und dich umbringt.«
    Und so kam es, dass Edon VII., Herzog von Fort Rizon und Gebieter über sein Volk, als erster Machthaber im Norden vor Ahmann Jardir auf die Knie fiel und seine Stirn an den Boden presste.

    Jardir saß auf seinem

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