Das Flüstern der Nacht
Thron, als Abban wieder eine Gruppe chin zu ihm brachte. Es war eine bittere Ironie, dass gerade dieser fette khaffit sich als unentbehrlichstes Mitglied seines Hofs erwies, aber kaum einer von Jardirs Männern beherrschte die Sprache des Nordens. Einige der anderen khaffit -Händler konnten ein paar Brocken, aber nur Abban und Jardirs engste Berater beherrschten diese Sprache fließend. Und von diesen war Abban der Einzige, der lieber mit den chin verhandelte als sie zu töten.
Wie sämtliche Gefangene, mit denen Abban zusammenkam, so waren auch diese grün und blau geschlagen, halbverhungert und
nur mit dreckigen Fetzen gegen die Kälte geschützt. »Noch mehr khaffit -Händler, die gleichzeitig Herrscher sind?«, erkundigte sich Jardir.
Abban schüttelte den Kopf. »Nein, Erlöser. Diese Männer sind Bannzeichner.«
Jardirs Augen weiteten sich, und sofort richtete er sich in seinem Sessel auf. »Warum hat man sie so schlecht behandelt?«, verlangte er zu wissen.
»Weil ein Bannzeichner im Norden als Handwerker gilt, wie ein Müller oder Zimmermann«, erklärte Abban. »Die dal’Sharum , die die Stadt plünderten, konnten sie nicht von den anderen chin unterscheiden, und viele wurden getötet oder flohen mit ihren Werkzeugen.«
Jardir fluchte leise. In Krasia betrachtete man Bannzeichner als die Elite der Kriegerkaste, und im Evejah stand geschrieben, dass man ihnen jede nur erdenkliche Ehre erweisen sollte. Selbst die Bannzeichner des Nordens besaßen einen Wert, wenn es darauf ankam, den Sharak Ka zu gewinnen.
Er wandte sich den Männern zu, verbeugte sich und wechselte mühelos in deren Sprache über. »Für das, was man euch angetan hat, bitte ich um Vergebung. Ihr bekommt zu essen und werdet in feine Gewänder gekleidet. Euer Land und eure Frauen erhaltet ihr zurück. Hätten wir gewusst, dass ihr Bannzeichner seid, wäret ihr mit dem euch gebührenden Respekt behandelt worden.«
»Ihr habt meinen Sohn ermordet!«, würgte einer der Männer hervor. »Meine Frau und meine Töchter vergewaltigt und mein Haus abgebrannt! Und jetzt bittest du mich um Vergebung?« Er spuckte Jardir ins Gesicht.
Die Wachen an der Tür stießen einen Schrei aus und senkten die Speere, aber Jardir winkte ab und wischte sich gelassen den Speichel von der Wange.
»Für deinen getöteten Sohn zahle ich dir ein Sühnegeld«, verkündete er, »und für die anderen Verluste werde ich dich gleichfalls
entschädigen.« Er ging zu dem gramgebeugten Mann und baute sich vor ihm auf. »Aber ich warne dich, strapaziere meinen Großmut nicht noch mehr.« Er gab den Wachen ein Zeichen und die Männer wurden weggeführt.
»Es ist bedauerlich«, meinte er, als er sich wieder auf seinen Thron fallen ließ, »dass unser erster Sieg im Norden von so viel überflüssiger Verschwendung begleitet wird.«
»Wir hätten Bündnisse mit ihnen eingehen können, Ahmann«, erwiderte Abban leise. Er spannte sich an, bereit, demütig auf die Knie zu sinken, sollten seine Worte nicht gut aufgefasst werden, aber Jardir schüttelte lediglich den Kopf.
»Die Bewohner der Grünen Länder sind zu zahlreich«, erklärte er. »Als wir Fort Rizon einnahmen, kamen auf einen unserer Krieger acht einheimische Männer. Wenn man diesen Leuten genügend Zeit für eine Mobilmachung gegeben hätte, wären wir selbst mit unserer überragenden Kampfkunst nicht in der Lage gewesen, die Stadt ohne Verluste zu erobern. Und Verluste können wir uns nicht leisten. Nun, da der Herzog Everam umarmt hat, müssten wir mit den Dörfern leichteres Spiel haben, bis wir aufbrechen, um die Stadt der chin zu erobern, die auf der Oase erbaut ist.«
»Lakton«, half Abban aus. »Aber ich warne dich: Nach allem, was man hört, ist diese ›Wasserstelle‹ der Nordländer wesentlich größer als jede Oase, die wir kennen. Kuriere haben mir erzählt, dieser See sei so groß, dass man sogar an einem klaren Tag nicht von einem Ufer zum anderen schauen könne, und die Stadt selbst liege so weit draußen auf dem Wasser, dass sie auch mit einem Skorpion nicht beschossen werden kann.«
»Sie haben sicherlich übertrieben«, wiegelte Jardir ab. »Wenn diese … Fischmänner genauso wenig vom Kampf verstehen wie die Männer von Rizon, werden wir sie zu gegebener Zeit mit Leichtigkeit unterwerfen.«
In diesem Augenblick marschierte ein dal’Sharum in den Raum und schlug mit seinem Speer auf den Boden.
»Verzeih die Störung, Shar’Dama Ka «, begann der Krieger, ließ sich auf beide Knie
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