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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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sein ausführlicher Bericht über diese verfluchte Nacht. Doch was sollte er sagen? Er hatte mindestens ein Drittel der krasianischen Krieger verloren, und welche Erfolge hatte er vorzuweisen, die man gegen diese hohen Verluste aufrechnen konnte?
    »Was ist passiert?«, schrie der Andrah , während er zu ihm hinaufstürmte. Im Nu stand Inevera an Jardirs Seite, aber am hellichten Tag, mit den Damaji hinter ihm und angesichts Jardirs Versagen ließ der Andrah sich nicht von ihr einschüchtern.
    Selbst noch nach Jahren erfüllte der Anblick dieses fetten Mannes Jardir mit Hass und Abscheu. Doch der Tag, den Inevera vorhergesehen hatte, an dem er den Mann mit seinem Speer durchbohren und seine Männlichkeit abschneiden konnte, schien nun in unendlich weite Ferne gerückt zu sein. Jardir durfte sich glücklich schätzen, wenn er nicht als khaffit endete.
    »Gestern Nacht wurde eine Bresche in das Außentor geschlagen«, berichtete Jardir. »Und der Feind drang in das Labyrinth ein.«
    »Ihr habt das Tor verloren?«, fragte der Andrah .
    Jardir nickte.
    »Wie viele Tote?«
    »Sie werden noch gezählt«, erwiderte Jardir. »Es sind mindestens mehrere Hundert, vermutlich geht die Zahl sogar in die Tausende.«

    Unter den Damaji wurden geflüsterte Gespräche laut. Von allen Seiten wurde die Szene scharf beobachtet, sowohl die Sharum als auch die dama beobachteten voll angespannter Aufmerksamkeit, was sich vor dem Palast abspielte.
    »Ich lasse deinen Kopf auf einer Pike über dem neuen Tor aufhängen!«, drohte der Andrah .
    Bevor Jardir etwas entgegnen konnte, trat Hasik vor ihn, fiel vor dem Andrah auf die Knie und drückte seinen Kopf gegen die Stufen.
    »Was tust du da, du Narr?«, rief Jardir, aber Hasik ignorierte ihn.
    »Vergib mir, Andrah «, begann er, »aber den Ersten Krieger trifft keine Schuld. Ohne Ahmann Jardir wären wir alle in dieser Nacht zu Tode gekommen!«
    Die versammelten Krieger brachen in zustimmendes Gemurmel aus. »Er hat mich aus einer Dämonengrube gezogen!«, schrie einer. »Der Erste Krieger hat den Sturm angeführt, der meinen Verband rettete!«, brüllte ein anderer.
    »Das erklärt aber nicht, wie er zulassen konnte, dass das Tor gesprengt wurde!«, blaffte der Andrah .
    »Gestern Nacht griff Alagai Ka die Mauer an«, erklärte Hasik. »Er fing einen geschleuderten Stein auf, warf ihn zurück und zertrümmerte das Außentor. Nur dem schnellen Eingreifen des Ersten Kriegers haben wir es zu verdanken, dass wir nicht völlig überrannt wurden.«
    »Derzeit herrscht die Phase des Erlöschen des Mondes«, mischte sich Damaji Amadeveram ein. »Aber Alagai Ka wurde seit über dreitausend Jahren nicht mehr in Krasia gesehen.«
    »Es war nicht Alagai Ka «, stellte Jardir richtig. »Nur ein Felsendämon aus den Bergen.«
    »Selbst das hat es noch nie gegeben«, beharrte Amadeveram. »Was könnte ihn veranlasst haben, sich so weit von seiner gebirgigen Heimat zu entfernen?«

    Hasik hob den Kopf und ließ den Blick über die Menge schweifen. Jardir zischte warnend, aber wieder ließ sein Leutnant sich nicht von ihm beirren.
    »Der da!«, rief er plötzlich und zeigte auf den Nordländer.
    Alle Augen richteten sich auf den Fremden, der einen Schritt zurücktrat, als ihm auffiel, dass er plötzlich im Mittelpunkt des Interesses stand.
    »Ein chin ?«, staunte der Andrah . »Was hat ein chin unter den Sharum von Krasia zu suchen? Er sollte sich bei den anderen khaffit in den Elendsvierteln des Marktes aufhalten.«
    Ein dama wisperte etwas in Amadeverams Ohr. »Soeben erfahre ich, dass er gestern Nacht zu dem Ersten Krieger kam und darum bat, kämpfen zu dürfen«, erklärte der Damaji .
    »Und du hast es ihm erlaubt?«, wandte sich der Andrah überrascht an Jardir.
    Inevera spannte sich an als wollte sie einschreiten, aber Jardir hielt sie mit einer Handbewegung zurück. In einem kleinen Kreis konnte sie vielleicht ihre Macht ausspielen, aber wenn eine Frau, selbst wenn es sich um eine dama’ting handelte, ihn vor den versammelten Kriegern und dama verteidigte, tat sie ihm damit keinen Gefallen.
    »Ja, so war es«, antwortete er.
    »Dann ist dieses Unheil, das über uns hereingebrochen ist, einzig und allein deine Schuld!«, brüllte der Andrah . »Der Kopf des chin soll neben deinem am Tor hängen, damit die Bussarde euch die Augen auspicken!«
    Er wandte sich zum Gehen, aber Jardir dachte nicht daran, jetzt aufzugeben. Für diesen Mann aus dem Norden hatte er zu viele Opfer gebracht, um jetzt einfach

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