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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Abban.
    Abban wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Er sagte: ›Es ist nicht richtig, dass du dich so erniedrigen musst‹«, übersetzte er mit eingezogenem Kopf und geschlossenen Augen, als erwarte er den nächsten Hieb.

    Jardir nickte. »Sag ihm, dass du dir und deiner Familie im Labyrinth Schande bereitet und dein Recht verwirkt hast, in Anwesenheit von Männern aufrecht zu stehen.«
    Abban nickte und übersetzte hastig. Der Nordländer gab eine Antwort, und Abban dolmetschte: »Er sagt, das dürfe keine Rolle spielen. Kein Mensch sollte am Boden kriechen wie ein Hund.«
    Ashan schüttelte den Kopf. »Bei diesen Wilden herrschen merkwürdige Sitten.«
    »In der Tat«, pflichtete Jardir ihm bei, »aber wir sind nicht hier, um über die Behandlung von khaffit zu diskutieren. Abban, du darfst die Hände vom Boden nehmen.«
    »Danke, Erster Krieger.« Abban richtete sich auf. Der Nordländer schien sich nun zu entspannen, und er und der Krieger rückten voneinander ab.
    »Letzte Nacht hast du gut gekämpft, Par’chin «, eröffnete Jardir das Gespräch. Abban beeilte sich, die Worte zu übersetzen.
    Der Nordländer verbeugte sich und blickte Jardir in die Augen, als er in seinem rauen Zungenschlag antwortete. Abban übersetzte.
    »Gibt es im Norden Männer, die so kämpfen wie wir?«, erkundigte sich Jardir.
    Der Fremde schüttelte den Kopf. »Meine Leute kämpfen nur dann, wenn es unbedingt sein muss, um ihr Leben zu retten oder auch das von anderen Menschen«, übersetzte Abban. Der Nordländer setzte eine finstere Miene auf, fügte etwas hinzu und spuckte auf den Boden. »Und manchmal nicht einmal dann.«
    »Sie sind eine Rasse von Feiglingen, so steht es schon im Evejah«, warf Ashan ein. Als Abban den Mund aufmachte, warf der dama einen goldenen Trinkbecher nach ihm, und dunkler Nektar durchtränkte die Bekleidung aus feiner Seide. »Übersetz das nicht, du Idiot!« Der Nordländer ballte eine Faust, hielt den Blick jedoch auf Jardir gerichtet.

    »Warum bist du so anders?«, fragte Jardir. Abban dolmetschte, doch der Fremde zuckte lediglich die Achseln und blieb ihm die Antwort schuldig. »Du hast diesem Felsendämon den Arm abgehackt?«
    Der Nordländer nickte. »Ich war noch ein Junge«, übersetzte Abban, »als ich von zu Hause weglief. Bei Sonnenuntergang legte ich einen Kreis aus Siegeln an, und ich war umzingelt von Horclingen …«
    Jardir hob eine Hand. »Horclinge?«
    Abban verbeugte sich. »In den Grünen Ländern nennt man so die alagai , Erster Krieger«, erläuterte er. »Es bedeutet: ›die im Horc leben.‹ Was bei uns Nies Abgrund heißt, bezeichnen die Menschen im Norden als den ›Horc‹, der sich ihrer Überzeugung nach im Mittelpunkt von Ala befindet, so wie auch wir glauben, dass dort Nies Abgrund sein müsse.«
    Jardir nickte verstehend und bedeutete dem Mann mit einem Wink, er möge fortfahren.
    »In dieser Nacht spürte mich der Felsendämon auf«, übersetzte Abban, »und in meiner Dummheit verspottete ich ihn, ich schrie, johlte und machte allerhand Kapriolen. Dabei rutschte ich aus und beschädigte ein Siegel. Der Horcling schlug nach mir, und die Krallen verletzten meinen Rücken, aber bevor er den Kreis ganz durchbrechen konnte, gelang es mir, das Siegel auszubessern. Als die Magie des Zirkels dann wieder aufflammte, wurde sein Arm abgetrennt.«
    Ashan schnaubte. »Das ist unmöglich. Der chin lügt, Sharum Ka , das steht fest. Niemand könnte einen Schlag von einer solchen Bestie überleben.«
    Der Nordländer sah Abban an, doch als der khaffit nicht übersetzte, wandte er sich an Jardir. Er sagte etwas und zeigte auf Ashan.
    »Was hat der Heilige Mann gesagt?«, dolmetschte Abban.
    Jardir warf Ashan einen Blick zu, dann sah er wieder den Fremden an. »Er hält dich für einen Lügner.«

    Der Nordländer nickte als hätte er nichts anderes erwartet. Er legte den Speer hin, hob sein Hemd an und kehrte ihnen den Rücken zu.
    »Bei Nies schwarzem Herzen«, ächzte Abban und wurde blass, als er die gewaltigen Narben sah, die quer über den Rücken des Mannes verliefen. Im Laufe der Jahre hatten sie ein wenig von ihrer Auffälligkeit verloren, aber es bestand nicht der geringste Zweifel daran, dass sie von Krallen stammten, die wesentlich größer waren als die eines Sanddämons.
    Der Fremde drehte sich wieder um und starrte Ashan herausfordernd ins Gesicht. »Nennst du mich jetzt immer noch einen Lügner?«, übersetzte Abban.
    »Bitte ihn um Vergebung«, murmelte

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