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Das Flüstern der Stille

Das Flüstern der Stille

Titel: Das Flüstern der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Senn Heather Gudenkauf
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sie liebe und bald bei ihr bin.“ Ich küsse Fielda auf die Stirn und wende mich an Mrs. McIntire. „Danke, dass Sie sich um meine Frau kümmern. Dafür bin ich Ihnen wirklich sehr dankbar.“
    „Ich bin froh, helfen zu können. Fielda und ich sind inzwischen schon Freunde geworden.“
    „Ich hole schnell meine Tasche, oh, und Snuffy“, sagt Fielda, als sie ins Haus zurückeilt. Snuffy ist Petras Stoffameisenbär, mit dem sie jede Nacht einschläft.
    Mary Ellen beugt sich zu mir. „Sie wissen, wer das getan hat, oder?“
    „Ich glaube ja.“ Ich sehe ihr nicht in die Augen.
    „Er hat Petra Fürchterliches angetan.“ Mir fällt auf, dass sie das nicht als Frage formuliert.
    „Ja, das hat er.“
    „Sie wollen ihn sich holen, richtig?“
    „Ja, das will ich.“ Jetzt sehe ich ihr direkt in die Augen, versuche herauszufinden, ob sie Fielda davon erzählen wird, die mich ob meiner Dummheit verfluchen würde.
    Mary Ellen McIntire und ich stehen im Schatten der Veranda. Sie berührt kurz meinen Arm, sagt aber nichts.
    Mit Tasche und Snuffy in der Hand kommen Fielda und ihre Mutter aus dem Haus. Fielda küsst mich auf den Mund, sagt mir, dass sie mich liebt, dann steigt sie in Mrs. McIntires Auto und fährt davon. Ich schaue ihnen noch lange nach, bis die roten Heckleuchten verschwinden, dann gehe ich die Stufen hinauf ins Haus und schalte das Verandalicht aus. Im Dunkeln sitze ich in der Küche und versuche, meine Gedanken zu ordnen.
    Dann stehe ich mit steifen Gliedern auf, meine Muskeln protestieren, und ich gehe die Treppe hinauf ins Gästezimmer. Ich öffne die Schranktür und greife hoch oben hinter die Fotoalben und Mrs. Mournings Hochzeitskleid, das gleiche Kleid, das Fielda auch auf unserer Hochzeit getragen hat. Das Kleid liegt in Seidenpapier eingewickelt in einem Karton, der mit einem blauen Satinband zugebunden ist. Ich stehe auf den Zehenspitzen und taste nach der Holzkiste. Meine Hand streift sie, und es gelingt mir, sie so weit nach vorn zu schieben, dass ich sie herunternehmen und aufs Bett legen kann. Sie ist nicht verschlossen. Ich hebe den Deckel und höre das leichte Knirschen der Bronzescharniere. Vor mir liegt eine Waffe. Ich weiß nicht, von welcher Marke oder welches Kaliber. Ich habe mich nie für Waffen interessiert. Die Pistole hat Fieldas Vater gehört, der vor vielen Jahren verstorben ist, lange bevor ich Fielda kennengelernt habe. Fieldas Mutter weiß nicht, warum sie sie überhaupt behält; Waffen machen ihr Angst, aber sie bringt es nicht über sich, sie wegzugeben, und sehr wahrscheinlich hat sie inzwischen vergessen, dass sie überhaupt hier oben liegt. Ich nehme die Pistole aus ihrem samtenen Bett und bin überrascht davon, wie schwer sie ist. Eine einsame Kugel rollt in der Kiste umher, und ich nehme sie und halte sie fest, wärme sie in meiner schwitzigen Hand. Ich schaue auf die Uhr und weiß, dass mir nur wenig Zeit bleibt. Ich muss mich beeilen.

Antonia
    Ich betrachte Calli, während sie schläft. Ihr schmutziges Gesichtchen sieht friedlich aus, faltenfrei und unbesorgt, wie das Gesicht eines siebenjährigen Mädchens im Schlaf aussehen soll. Über ihrer Nase haben sich tiefe Rillen eingegraben, und sie hat die Lippen fest aufeinandergepresst. Auf einem anderen Untersuchungstisch, direkt neben Calli, sitzt Ben. Dr. Higby und Molly kümmern sich jetzt um ihn, sammeln weitere Beweise. Sein Gesicht sieht schlimm aus. Ich habe vermieden, Ben die Frage zu stellen, die mir auf den Lippen brennt, seit ich ihn das erste Mal gesehen habe, nachdem er ins Krankenhaus gekommen ist. Wer hat dir das angetan? Ich fürchte mich vor der Antwort.
    Ich tauche den Waschlappen, den Molly mir gegeben hat, in eine Schüssel mit warmem Wasser und fange an, den Schmutz von Callis Körper zu waschen. Ich beginne an ihrem Gesicht, am Haaransatz, versuche langsam, die Streifen auf ihrer Stirn fortzuwischen. Ich gleite mit dem Lappen hinter ihre Ohren, über ihre Wangen und unter ihr Kinn, wobei ich ihren Kopf vorsichtig anhebe und wieder hinlege, als sei sie ein Baby. Ich sehe ihre beinah nackte Form auf der Liege, nur bedeckt von einem Krankenhaushemdchen, und ich sehe die dicken weißen Verbände um ihre Füße. Die Anzahl der blauen Flecken, die ihre Arme überziehen, erschreckt mich, obwohl ich sie vorhin schon gesehen habe, als Molly Fotos davon gemacht hat. Das sind keine normalen Flecken, die von einem unvorsichtigen Stolpern oder einem versehentlichen Zusammenstoß mit einem harten

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