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Das Flüstern der Stille

Das Flüstern der Stille

Titel: Das Flüstern der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Senn Heather Gudenkauf
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Gegenstand stammen. Vorsichtig lege ich meine Finger auf die regelmäßig verteilten Stellen und erzittere dabei.
    Ich setze meine Säuberung von Calli fort, konzentriere mich jetzt auf ihre Hände, versuche, den Dreck aus den kleinen Falten zu waschen, die sich über ihre Knöchel ziehen, und aus den Linien in ihren Handflächen.
    Gedankenverloren fahre ich die Linien in ihrer Hand nach, die jetzt ganz rosa sind, und frage mich, wie die Zukunft aussieht für mein kleines, verletztes Mädchen. Und ich frage mich, was mit Griff ist. Wo steckt er?
    „Okay“, sagt Dr. Higby. „Wir haben eine gebrochene Nase und, wie es aussieht, drei gebrochene Rippen. Du wirst überleben, Ben, aber in der nächsten Zeit gibt es erst mal keinen Kontaktsport mehr für dich.“
    Ben schnaubt als Antwort und schaut mich traurig an.
    „Wir werden Calli jetzt auf ihr Zimmer bringen. Sie sind beide herzlich eingeladen, die Nacht bei ihr zu bleiben. Sie können aber auch nach Hause gehen, wenn Ihnen das lieber ist“, erklärt uns Dr. Higby.
    „Wir bleiben“, sagen Ben und ich wie aus einem Mund und lächeln einander an. Wir wissen, dass wir bei Calli bleiben müssen.
    „Ich würde nur gern kurz nach Hause fahren und ein paar Sachen holen. Saubere Kleidung, Callis Decke und ihren Stoffaffen“, sage ich.
    „Das ist eine gute Idee“, erwiderte Dr. Higby. „Calli wird in den nächsten Tagen allen Trost brauchen, den sie kriegen kann. Und, Ben, ich will dir nicht zu nahe treten, aber du könntest eine Dusche und ein neues T-Shirt vertragen.“
    Ben lacht, und ich bin erleichtert. Was auch immer da oben passiert ist, es hat nicht gereicht, Ben das Lachen zu rauben.
    „Haben Sie eine Möglichkeit, nach Hause zu kommen?“, fragt Molly.
    Ich runzle die Stirn. Nein, hab ich nicht. Mein Auto steht am Haus. Aber ich möchte so gern, dass Calli beim Aufwachen ihre Decke und ihren Affen bei sich hat. Mir fällt Rose ein, die nette Rettungsassistentin, und ihr Angebot, mir zu helfen.
    „Ja, ich glaube, das habe ich“, antworte ich Molly.

Deputy Sheriff Louis
    Tucci, Dunn und ich gehen den Weg zurück, den ich und Ben auf dem Quad genommen haben. Am Kadaver des Hundes, den Martin Gregory und ich früher am Abend gefunden hatten, bleiben wir einen Moment stehen. Ich frage mich, ob der Hund irgendetwas mit den Ereignissen des Tages zu tun hat, und nehme mir vor, das forensische Team mit einer Untersuchung zu beauftragen. „Hat Charles Wilson, der Schulpsychologe, seinen Hund eigentlich wiedergefunden?“, frage ich.
    „Ich weiß es nicht“, antwortet Tucci. „Wir hatten nichts gegen ihn in der Hand, um ihn länger festzuhalten. Seine Frau sagte, dass sie um sieben Uhr am Morgen aufgewacht sei und er schon einige Zeit früher das Haus verlassen habe, um mit dem Hund spazieren zu gehen.“
    „Wissen wir, wo Wilson im Moment ist?“, will ich wissen. Ich frage mich, ob wir ihn zu früh haben gehen lassen. Im Licht meiner Taschenlampe sehe ich, wie Tucci mit den Schultern zuckt. „Ruf die Vermittlung an und frag nach. Wir müssen alle Möglichkeiten im Blick behalten.“ Mit einem Mal fühle ich mich albern dabei, mitten in der Nacht ein ungesehenes Wesen zu suchen. Ich weiß nicht, wieso ich gedacht habe, wir könnten denjenigen finden, den ich unter einem Baum habe lauern sehen. Schuldbewusst gestehe ich mir ein, dass ich vielleicht gehofft hatte, ich, der unerschrockene Held, Antonias Held, könnte Griff nach Hause bringen. Ben hat mir gesagt, dass Griff hier oben auf dem Felsen war. Griff war es auch, der ihn geschlagen hat und der ihn und Petra ganz allein hier oben zurückgelassen hat.
    „Kannst du etwas sehen?“, fragt Tucci, nachdem wir ungefähr vierzig Minuten gelaufen waren.
    „Nein“, sage ich, angewidert von mir selber.
    „Er ist vermutlich schon lange weg. Wir können genauso gut wieder zurückgehen und für morgen früh eine Suche organisieren. Er könnte im Moment sonst wo sein“, stimmt Dunn zu.
    Das Funkgerät an meiner Hüfte knackt, und die Zentrale lässt mich wissen, dass am Fuße des Bergs ein Gast auf mich wartet. Agent Fitzgerald.
    „Lasst uns gehen“, sage ich zu Tucci und Dunn, obwohl ich immer noch sicher bin, dass Griff irgendwo hier ist und wartet, wenn ich auch nicht weiß, auf was.
    Als wir aus dem Wald hinaustreten, sehe ich Fitzgerald ins Gespräch mit einem Mann und einer Frau vertieft, die zivile Kleidung tragen. Die Scheinwerfer von zwei Streifenwagen erleuchten sie von hinten. Ich nehme an, dass

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