Das Flüstern der Stille
Fielda noch unseren Camry. Ich beschloss, zum Willow-Creek-Campingplatz zu fahren, einem trostlosen, verdreckten Fleckchen Erde, auf den Menschen, die nichts Besseres zu tun hatten, ihre sperrigen Wohnwagen schleppten, um dann um ein Lagerfeuer zu sitzen und den ganzen Tag und die ganze Nacht Bier zu trinken. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Fielda dorthin gefahren war, aber mir waren die Ideen ausgegangen. In dem Moment, als ich auf die geteerte Einfahrt bog, die von gigantischen Ahornbäumen gesäumt war, deren feuerrotes Laub in der Dämmerung schimmerte, erblickte ich das Auto und trat so fest aufs Gaspedal, dass der Wagen mit einem Satz nach vorn sprang. Ich parkte neben Fielda ein und sah sofort, dass etwas nicht stimmte. Dass hier irgendetwas sehr, sehr Schlimmes passiert war. Langsam – ich weiß nicht, warum ich mich nicht beeilt habe – öffnete ich die Fahrertür, stieg aus und schloss sie fest hinter mir. Ich konnte meine Schritte auf dem nassen Asphalt hören, als ich mich dem vollkommen still dastehenden Auto näherte. Darin war keinerlei Bewegung. Als Erstes ging ich zur Fahrerseite und drückte meine Stirn gegen die Scheibe, schirmte meine Augen mit den Händen ab, um besser sehen zu können. Meine Fielda saß, wenn man das so nennen kann, auf dem Fahrersitz, aber so dahingestreckt, dass ihr Kopf auf dem Beifahrersitz lag, die Arme über dem Gesicht verschränkt, als würde sie schlafen. Aber das tat sie nicht. Ich versuchte, die Tür zu öffnen, aber Fielda hatte sie verschlossen. Ich fummelte eine halbe Ewigkeit an meinem Schlüsselbund herum, fand den richtigen Schlüssel und versuchte, ihn ins Schloss zu stecken. Ich musste einen Moment innehalten, um einmal tief Luft zu holen und das Zittern meiner Hände zu unterdrücken. Endlich bekam ich die Tür auf und zog Fielda zu mir. Ich konnte es zuerst riechen, das Erbrochene, ein beißender Geruch; und dann sah ich die Sauerei im Fußraum und auf dem Sitz. Fielda hatte darin gelegen. Ich weiß nicht, ob ich mit ihr sprach, ich kann mich nicht erinnern, es getan zu haben, aber ich weiß, dass ich dachte: Bitte, nimm sie mir nicht fort! Ich hielt sie an mich gedrückt, daran erinnere ich mich, wiegte sie einen Moment, bis ich mich wieder im Griff hatte. Dann schob ich sie so sanft wie möglich von mir, auch wenn es durch die Dringlichkeit der Situation nicht so sanft war, wie ich es gern gehabt hätte.
Ich setzte mich auf den Fahrersitz und brach alle Verkehrsregeln auf dem Weg zum Mercy Hospital, wo die Schwestern Fielda im Laufschritt davonschoben. Es war mir nicht erlaubt, sie zu begleiten. Sie pumpten ihr den Magen aus. Ich reichte der Schwester in der Notaufnahme das leere Fläschchen von den Tabletten, die Fielda geschluckt hatte, und sie erklärte mir mit einem vernichtenden Blick, es sei ein Wunder, dass Fielda überlebt habe, und sie zur Genesung ins Four West überstellt werden würde, eine Einrichtung, die meine Studenten „Four West, Irren-Nest“ nannten. Ich weiß, dass ich ihre Blicke verdient hatte, ich weiß, dass ich meine Frau im Stich gelassen hatte und dafür bestraft wurde. Sie wurde mir fortgenommen. Obwohl sie Besucher empfangen durfte, weigerte Fielda sich zwei Wochen lang, mich zu sehen. Ich habe nicht unterrichtet und ging nicht in mein Büro. Ich verbrachte die Tage im Wartezimmer des Krankenhauses und bettelte die Schwestern an, mich nur für einen winzigen Augenblick in ihr Zimmer zu lassen. Ich schickte Blumen, Süßigkeiten, Mohnstreusel-Muffins, aber sie weigerte sich trotzdem. Irgendwann dann, und ich bin sicher, dass Mrs. Mourning dahintersteckte, ließ Fielda mich endlich holen.
Allein betrat ich ihr Zimmer, das nicht dunkel und traurig war, wie ich erwartet hatte, sondern sonnig und fröhlich, mit einem Hauch von Rosenduft in der Luft. Meine Blumensträuße standen zusammen mit Karten und Genesungswünschen von Freunden und Familie auf einem Tisch. Die Schwester ließ uns allein und bat Fielda, sie zu rufen, wenn sie irgendetwas benötige. Fielda schaute mich nicht an. Sie sah dünner aus, schmaler; und müde, sehr, sehr müde. Trotzdem ging ich zu ihr hinüber, trotzdem zog ich mein Jackett und meine Schuhe aus, und trotzdem kletterte ich in ihr schmales Krankenhausbett und schmiegte mich an sie. Zusammen weinten wir, baten uns gegenseitig um Verzeihung, und ruhig, tränenreich vergaben wir einander und erlaubten uns, Vergebung anzunehmen.
Jetzt, zehn Jahre später, in der Hitze des Sommers, ist unsere
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