Das Flüstern der Stille
begleitete sie. In der Praxis versuchte ich, ihre Hand zu halten, doch sie schüttelte mich ungeduldig ab. Ich versuchte, ihr Artikel aus einer der uralten Zeitschriften vorzulesen, aber sie ignorierte mich. Sie lief unruhig durch das Wartezimmer, schaute sich die an den Wänden hängenden Fotos von erschöpften Müttern mit ihren kleinen Babys im Arm an, auf einigen stand ein verstörter Freund oder Ehemann daneben. Als die Schwester ihren Namen aufrief, ging Fielda ohne einen Blick zu mir ins Untersuchungszimmer. Augenblicke später kam die Arzthelferin jedoch zurück und rief mich auf.
„Mr. Gregory, würden Sie bitte mit mir kommen? Dr. Berg hätte Sie bei dem Gespräch gern dabei“, bat sie.
Ich folgte ihr, ermutigt von ihrem Lächeln. Gute Neuigkeiten, dachte ich. Fielda wird wieder sie selbst werden, ihre Schultern werden sich straffen, und das Lachen wird in ihre Augen zurückkehren. Als ich den Raum betrat, saß Fielda komplett angezogen auf dem Untersuchungstisch und wippte nervös mit den Füßen. Der Arzt war ein dunkelhäutiger Mann mit einem ernsten Gesichtsausdruck. Seine schwarzen Haare waren aus dem Gesicht gegelt, und seine Augen wirkten mitfühlend.
„Mr. Gregory, ich bin Dr. Berg, der Gynäkologe Ihrer Frau. Bitte, setzen Sie sich.“ Er deutete auf einen Plastikstuhl auf der anderen Seite des Raumes.
„Nein, danke“, erwiderte ich und blieb neben Fielda stehen.
„Wir haben Sie beide heute hierhergebeten, um Ihnen die Ergebnisse verschiedener Tests mitzuteilen, die wir durchgeführt haben, um herauszufinden, warum Mrs. Gregory nicht empfangen kann.“
Ich nickte und griff nach Fieldas Hand. Dieses Mal zog sie sie nicht weg.
„Die gute Nachricht ist, wir konnten nichts finden, was bei Mrs. Gregory eine Empfängnis verhindert. Natürlich können wir noch weitere Untersuchungen durchführen, aber ich würde Ihnen vorschlagen, andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen.“
„Zum Beispiel …?“, fing ich an.
„Zum Beispiel schlage ich vor, dass wir von Ihnen, Mr. Gregory, eine Spermaprobe nehmen und untersuchen. Damit können wir ganz schnell herausfinden, wie es um die Beweglichkeit Ihrer Spermien bestellt ist.“
„Oh“, lachte ich etwas unbehaglich. „Ich glaube nicht, dass das nötig sein wird. Ich glaube viel eher, dass diese Dinge zur gegebenen Zeit passieren. Vielleicht sind wir einfach nicht dazu bestimmt, Eltern zu werden.“
Ich fühlte, wie Fielda mir ihre Hand entzog. Es war kein abruptes Wegziehen, mehr ein sanftes Entgleiten. Es hat mich nicht alarmiert. Im Gegensatz zu dem, was Fielda als Nächstes tat. Sie glitt vom Untersuchungstisch und lief aus dem Raum, ohne zurückzuschauen oder sich vom Arzt zu verabschieden. Was mich überraschte, da Fielda normalerweise ein sehr höflicher Mensch war. Ich dankte dem Arzt im Namen von uns beiden und verließ schnell die Praxis. Als ich auf den regennassen Parkplatz trat, sah ich gerade noch, wie Fielda in unserem Auto davonraste.
Ich bin die beinah drei Kilometer zu uns nach Hause zu Fuß gegangen, habe meine Anzugschuhe ruiniert, die Herbstkälte schwappte in sie hinein, als ich durch die Pfützen stapfte. Als ich zu Hause ankam, war Fielda nicht da. Ich beschloss, ihr etwas Zeit zu geben, um über alles nachzudenken, allein zu sein. Aber die Minuten wurden zu Stunden, und bald war der Abend da. Da rief ich endlich im Mourning Glory an und fragte Mrs. Mourning, wenn auch etwas verlegen, ob sie Fielda gesehen habe. Hatte sie nicht.
„Hattet ihr euren ersten Streit?“, neckte Mrs. Mourning mich freundschaftlich. „Wurde ja auch mal Zeit, ihr seid schon vier Jahre verheiratet.“
Ich lachte matt und bat sie, falls Fielda bei ihr auftauchen sollte, ihr zu sagen, sie solle mich anrufen.
Es hatte aufgehört zu regnen, aber die Dunkelheit sammelte sich und drückte aufs Haus, sodass ich an dessen Leere beinah erstickte. Schlussendlich verwarf ich die Idee, dass Fielda Zeit für sich brauchte, und stieg in unser anderes Auto, das Durchschnittsauto , wie Mrs. Mourning sagen würde. Eine Chevette in einem Bronzeton, der glücklicherweise die gleiche Farbe hatte wie die Rostflecke an den Kotflügeln. Die nächsten Stunden verbrachte ich damit, jede Seitenstraße auf der Suche nach Fielda abzufahren. Ich fuhr an der Bücherei vorbei, der Stofffabrik, dem Süßwarenladen, doch keine Spur von ihr. Ich hielt sogar kurz vor dem Mourning Café an und schaute in sein glänzendes Fenster, das warm erleuchtet war, aber ich sah weder
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