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Das Flüstern der Stille

Das Flüstern der Stille

Titel: Das Flüstern der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Senn Heather Gudenkauf
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erwidert Fielda.
    „Sind Sie und Ihr Mann wegen der Vorkommnisse ebenfalls befragt worden?“
    „Natürlich sind wir befragt worden. Petra ist unsere Tochter.“
    „Bitte“, sage ich ungeduldig. „Keine weiteren Fragen. Wir müssen uns darauf konzentrieren, unsere Tochter zu finden. Bitte lassen Sie uns jetzt allein.“ Der grauhaarige Reporter bedankt sich und wendet sich zum Gehen.
    „Warten Sie“, ruft Fielda ihm nach. „Warten Sie! Bitte hören Sie nicht auf, ihr Bild im Fernsehen zu zeigen. Bitte reden Sie über sie. Ich werde Ihnen mehr Bilder holen“, fleht sie, und ich sehe Mitleid im Gesicht des Reporters.
    Lawrence Ellerbach kommt schnell zu uns zurück und drückt Fielda etwas in die Hand. „Bitte rufen Sie mich an, wenn Sie mehr erzählen wollen. Wir werden die Bilder der Mädchen weiter zeigen.“
    „Was hat er dir gegeben?“, frage ich neugierig, nachdem er fort ist.
    Fielda reicht mir die Visitenkarte. In schnörkelloser Schrift steht dort sein Name, gefolgt von einer E-Mail-Adresse und einer Telefonnummer. Ganz unten prangt in der Mitte das Logo des Senders. Ich betrachte die Karte einen Augenblick, bevor ich meinen Blick wieder auf Fielda richte.
    „Was meinst du?“, fragt sie mich, knabbert an ihrer Unterlippe.
    „Vielleicht sollten wir erst mit Louis oder Agent Fitzgerald sprechen, bevor wir uns mit Mr. Ellerbach unterhalten“, sage ich.
    „Ja, vielleicht“, wiederholt sie. „Aber vielleicht sollten wir es einfach tun. Ich meine, Agent Fitzgerald hat doch gesagt, wir sollen die Medien nutzen. Dass sie hilfreich sein können. Wir könnten Petras Namen an die Öffentlichkeit bringen.“
    „Und Callis auch“, erinnere ich sie.
    Ein Schatten huscht über Fieldas Gesicht. „Natürlich, Callis auch. Ich glaube immer noch, dass Griff Clark etwas damit zu tun hat. Es ist einfach zu passend, dass er gerade von Alaska zurück ist und ausgerechnet dann auf einen Angelausflug fährt, als die beiden Mädchen verschwinden.“
    „Ich denke nicht, dass wir etwas tun sollten, was nicht mit der Polizei abgestimmt ist, Fielda. Was ist, wenn sie es nicht gutheißen und daraus etwas Schlimmes resultiert?“ Aber ich sehe den entschlossenen Zug um ihren Mund. Sie hat sich schon entschieden.
    „Martin, was ist, wenn wir ihm kein Interview geben und jemand, der etwas weiß, es hätte sehen und Petra auf dem Bild hätte wiedererkennen können? Was ist, wenn diese Person noch nicht erfahren hat, was passiert ist, und sich deshalb nicht meldet? Es ist mir eigentlich egal, ob es der Polizei in den Kram passt, ob wir ein Interview geben, oder nicht. Sie haben unsere Tochter immer noch nicht nach Hause gebracht, und die Presse bietet mir eine Möglichkeit, etwas zu tun.“
    „Wenn du es so gern möchtest, dann solltest du ihm ein Interview geben“, sage ich, als ich meinen Arm um ihre Schultern lege. Mein Hemd ist nass vor Schweiß, aber das scheint sie nicht zu stören. Sie lehnt sich an mich und gibt mir einen Kuss auf die Wange.
    „Ja, ich möchte es gern, Martin.“ Sie hält einen Moment inne, bevor sie weiterspricht. „Du willst nicht mitmachen, oder?“
    Ich schüttle den Kopf. „Ich mache mich auf die Suche nach Petra und Calli. Das dauert mir alles zu lange. Ich gehe in den Wald. Vorher rufe ich Deputy Louis und Agent Fitzgerald an, ob sie mich begleiten wollen.“
    Ich bin nicht gerade der klügste Mensch, wie ich in den vielen Jahren auf diesem Planeten bereits oft genug bewiesen habe. Trotzdem kenn ich die Statistiken. Ich weiß, die Wahrscheinlichkeit, dass jemand, den wir kennen, Petra und Calli mitgenommen hat, ist viel höher, als dass es ein vollkommen Fremder war. Ich weiß auch, dass Griff Clark ziemlich Furcht einflößend sein kann. Ich habe ihn oft im Vorbeigehen getroffen, und er war immer höflich und freundlich. Aber ich habe eines Abends auch einen wenn auch nur sehr kurzen Blick auf seine andere Seite werfen können. Es war im letzten März am Eltern-Kind-Tag in der Grundschule. Der Beginn der Konferenz hatte sich verschoben, aber das störte mich nicht, hatte ich so doch die Gelegenheit, durch die Flure der Schule zu schlendern und mir die an den Wänden ausgestellten Zeichnungen der Kinder anzuschauen und zu beobachten, wie andere Eltern mit ihren Kindern umgingen. Es war beruhigend zu sehen, dass ich mich gar nicht so sehr von den anderen Vätern unterschied. Okay, ich war älter. Ich wirkte eher wie Petras Großvater denn wie ihr Vater, aber ich konnte in diesen Fluren

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