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Das Flüstern der Stille

Das Flüstern der Stille

Titel: Das Flüstern der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Senn Heather Gudenkauf
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die einander riefen, das Rascheln und Schnattern der Backenhörnchen.
    Sie starrte geradeaus und sah ungefähr drei Meter vor sich etwas auf dem Boden glitzern. Der glänzende Schimmer schien ihr vollkommen fehl am Platz, zu aufdringlich, ein Blinzeln in den braun gesprenkelten Blättern. Immer noch vornübergebeugt, humpelte Calli zu der Stelle, wo das glitzernde Ding lag, und betrachtete es genauer. Mit ihrem Zeigefinger stieß sie dagegen, schob das modrig riechende Laub beiseite und legte eine zierliche, silberne Kette frei. Sie fasste die Kette mit zwei Fingern und hob sie vorsichtig auf. Als die Kette in ganzer Länge zwischen ihren Fingern hing, rutschte ein kleiner Anhänger hinunter und landete geräuschlos zwischen den Blättern. Calli grub in dem Haufen und holte den Anhänger hervor, eine winzig kleine Note. Sie pustete die Schmutzpartikel fort und fädelte den Anhänger vorsichtig wieder auf die gerissene Kette.
    Was sie sah, was sie hörte und was als Nächstes passierte, ließ Calli vor Angst den Atem stillstehen. Sie krabbelte rückwärts ins Gebüsch und versteckte sich. Petra, Petra, Petra. Sie stöhnte still vor sich hin, als sie die Augen schloss und ihre Ohren bedeckte und auf ihren Fersen vor- und zurückschaukelte. Sie stellte sich das Reh vor, das sie früher am Tag gesehen hatte, was ihr nun Jahre her vorkam. Sie konzentrierte sich auf seine leuchtenden Augen und die samtigen Ohren und schaukelte schneller vor und zurück; sie erinnerte sich an ihren lautlosen Tanz, bis sie endlich wieder in ihrem eigenen, stillen Raum war, allein.

Martin
    Nachdem wir das Haus von Mrs. Norland verlassen haben, stehen Fielda und ich an unseren Autos. Ich kann nicht glauben, dass Mrs. Clark mich beschuldigt hat, unseren Kindern etwas angetan zu haben, wenn ihr Mann derjenige ist, der Ärger macht.
    Fielda beschwert sich bitterlich bei dem Deputy, der das Pech hat, uns zu unseren Autos zu begleiten.
    „Warum forschen Sie nicht nach, wo Griff Clark ist?“, fragt sie den jungen Officer, der gerade mal Anfang zwanzig zu sein scheint.
    „Ma’am, ich weiß, dass jeder, der mit diesem Fall zu tun hat, genau unter die Lupe genommen wird.“
    „Ja, ja“, sagt sie ungeduldig. „Aber warum haben sie Griff dann noch nicht gefunden? Wie schwer kann es denn wohl sein, ihn zu finden, wenn er wirklich mit diesem Roger angeln ist?“
    „Ich bin wirklich nicht befugt, irgendwelche Einzelheiten mit Ihnen zu besprechen, Ma’am. Es tut mir leid.“ Man merkt ihm an, wie unwohl er sich fühlt.
    „Sie können die Einzelheiten nicht mit mir besprechen? Ich bin Petras Mutter, verdammt noch mal.“ Ich lege meine Hand auf Fieldas Schulter. Sie schüttelt sie genervt ab. „Wo ist Deputy Louis?“, will sie wissen. Ich frage mich das Gleiche. „Er hat wenigstens versucht, uns auf dem Laufenden zu halten.“
    „Ich denke, dass er gerade mit jemandem in einer Besprechung ist.“ Der Officer öffnet Fielda die Wagentür.
    Fielda dreht sich zu mir um. „Was glaubst du, mit wem Louis sich gerade trifft? Meinst du, sie haben Griff gefunden?“
    „Ich weiß es nicht“, antworte ich ihr.
    „Vielleicht hat er einen Verdächtigen? Vielleicht haben sie die Mädchen gefunden. Glaubst du, dass sie die Mädchen gefunden haben?“
    „Ich denke, das hätten sie uns sofort mitgeteilt.“ Wir steigen in unsere Autos und fahren zurück zum Haus meiner Schwiegermutter. Sie steht auf der Treppe vor der Eingangstür und redet mit einem mir fremden Mann.
    Wir parken die Autos und gesellen uns zu Mrs. Mourning und dem Fremden.
    „Ich habe mir solche Sorgen um euch gemacht“, schimpft Mrs. Mourning. „Fielda, du hättest mir Bescheid sagen sollen, wenn du das Haus verlässt. Das hier ist Mr. Ellerbach. Er ist ein Reporter von Channel 12.“
    „Guten Tag, Mrs. Gregory.“ Der Mann streckt ihr seine Hand entgegen. „Hätten Sie vielleicht einen Moment Zeit für mich?“
    Ich sehe, dass Fielda zögert, und trete einen Schritt vor. „Wir sind im Moment wirklich nicht darauf vorbereitet, uns mit Ihnen zu unterhalten, aber wir beantworten Ihre Fragen gern, so gut es geht.“
    „Danke. Hat die Polizei Ihre Tochter schon gefunden?“
    „Nein, hat sie nicht“, antwortet Fielda. Ich bin mehr als überrascht über die Eindringlichkeit ihrer Stimme. Sie klingt stark, kompetent, entschlossen.
    „Gibt es irgendwelche neuen Entwicklungen in dem Fall? Sind Ihnen Verdächtige bekannt?“
    „Mit uns hat niemand über Verdächtige gesprochen“,

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