Das Flüstern der Stille
Petras Vater hatte ihr Angst gemacht. Der Ausdruck auf seinem Gesicht, der schreckliche Klang in seiner Stimme. Ganz anders als bei ihrem Vater, aber irgendwie noch eindringlicher. Sie waren so schnell verschwunden, aber das war gut, sie würden zu Ben und Petra gehen, ihnen helfen, was genau das war, was Ben ihr aufgetragen hatte. Und sie hatte es getan, sie hatte Hilfe geholt. Jetzt würde alles gut werden. Sie war so müde, so schläfrig. Das Wasser hatte gut geschmeckt; sie hatte aus der Flasche, die ihre Mutter ihr an die Lippen gehalten hatte, getrunken und getrunken. Aber jetzt war ihr ein wenig übel, das Wasser gurgelte in ihrem leeren Magen.
Sie erinnerte sich vage dran, gesprochen zu haben. Ein Wort. Ben . Sie hatte den Namen ihres Bruders gesagt und war so überrascht gewesen, dass nichts Schlimmes passiert war, als sie das Wort aussprach. Ihre Mutter hielt sie immer noch ganz fest, sie war ihr nicht entrissen worden. Nichts Böses war passiert. Calli dachte, dass sie vielleicht gern noch mehr sagen würde, aber sie war so unglaublich müde. In ihre verletzten Füße war das Gefühl zurückgekehrt, und sie brannten. Alles, was sie jetzt wollte, war schlafen; schlafen, mit den Armen um ihre Mutter geschlungen, ihr Kopf in die warme Kuhle am Hals ihrer Mutter gekuschelt. In der Ferne konnte sie die Sirenen der näher kommenden Krankenwagen hören.
Von irgendwoher flatterte ihr noch wie eine Libelle der Gedanke durch den Kopf, dass sie Deputy Louis mehr hätte sagen sollen. Was hatte sie gesagt? Ben . Aber es gab noch so viel mehr, was sie hätte sagen sollen. Ben, Daddy, Petra, der Mann, Ben, Daddy, Petra, der Mann, Ben, Daddy, Petra, der Mann. Petras Daddy hatte so verängstigt ausgesehen, aber sie hatte nur Ben gesagt, das war nicht Angst einflößend. Dann war Petras Daddy losgerannt und Deputy Louis ihm nach. Um zu helfen. Ben, Daddy, Petra, der Mann, Ben, Daddy, Petra, der Mann, Ben, Daddy, Petra, der Mann . Calli formte die Worte stumm vor sich hin. Ben, Daddy, Petra, der Mann, Ben, Daddy, Petra, der Mann, Ben, Daddy, Petra, der Mann … Sie war zu erschöpft, und ihre Lippen hörten auf, sich zu bewegen.
Die Sirenen der Krankenwagen verstummten abrupt, und Calli fühlte, wie ihre Mutter sie hinlegte. Sie zappelte, um in den Armen ihrer Mutter zu bleiben, zog an ihrem Hemd, versuchte, sie festzuhalten, aber ihre Hände fühlten sich schwach und knochenlos an, und sie spürte den Stoff wie Wasser durch ihre Finger gleiten.
Das Gesicht ihrer Mutter schwebte über ihr, und sie hörte sie sagen: „Es ist jetzt alles gut, Calli. Ich bleibe bei dir. Ich werde dich nicht allein lassen. Schlaf einfach, mein Mädchen. Schlaf jetzt.“
Sie fühlte die sanfte Berührung der Finger ihrer Mutter an ihrer Wange, und dann küsste ihre Mutter sie, ihre Lippen warm und trocken, wie Papier. Und Calli sog den Duft auf, der ihre Mutter war, und ließ sich vom Schlaf übermannen.
Ben
Ich höre, wie etwas in meine Richtung durch das Gebüsch bricht. O Gott, denke ich, Daddy kommt zurück. O Gott, dieses Mal wird er mich umbringen. Ich springe auf und bereite mich auf ihn vor. Ich neige den Kopf, um besser hören zu können. Ich kann kaum etwas sehen und streiche mir mit den Händen vorsichtig durchs Gesicht; es fühlt sich aufgequollen und wund an. Ich packe mir einen in der Nähe liegenden Ast. Er ist nicht besonders dick oder stabil, aber er hat eine scharfe Spitze. Damit kann ich ihn vielleicht von mir fernhalten. Ziele auf die Augen, sage ich mir.
Der Lärm aus dem Wald kommt näher, und es hört sich zu groß an, um Dad sein zu können. Es klingt, als ob etwas auf mehr als zwei Füßen läuft, und mein nächster Gedanke ist: ein Kojote. Und das macht mir seltsamerweise noch mehr Angst als mein Vater. Vielleicht, weil ich bei Dad weiß, wie er sich bewegt, wie er kämpft. Ein Kojote wäre eine ganz andere Geschichte, und ich schaue mich nach einem größeren Stock um. Dann ist das Geräusch da, direkt da, und mein nächster Gedanke gilt Petra. Ein Kojote könnte sie angreifen, sie ist so klein und hilflos. Sie sieht schwer verletzt aus. Ein großer alter Kojote könnte sie einfach davonschleifen, sie in drei großen Bissen verspeisen. Ich laufe zu ihr hinüber und breite meine Arme weit aus, halte den Stock bereit, warte.
Ich weiß nicht, was überraschender ist. Dass ich keinen Kojoten und auch nicht meinen Dad durch die Bäume brechen sehe, sondern Petras Vater und Deputy Louis. Ich behalte Mr. Gregory im
Weitere Kostenlose Bücher