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Das Flüstern der Stille

Das Flüstern der Stille

Titel: Das Flüstern der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Senn Heather Gudenkauf
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Blick, weil er so unglaublich wütend aussieht. Ich sehe, dass er Petra entdeckt hat, wie sie da auf dem Boden liegt, und dann mich anschaut, der ich diesen großen Stock in der Hand halte, und ich weiß genau, was ihm gerade durch den Kopf geht. Bevor ich überhaupt etwas sagen kann, stürzt er sich auf mich. Dieser alte, gesetzte Mann stürzt sich auf mich. Ich sehe, dass seine Füße den Boden verlassen, und denke: O scheiße, er denkt, dass ich Petra das angetan habe. Zum zweiten Mal an diesem Tag wird mir die Luft aus den Lungen gepresst, und lassen Sie mich eines sagen, es tut beim zweiten Mal noch viel mehr weh, wenn man schon weiß, was auf einen zukommt.
    Dann ist Mr. Gregory über mir, schreit etwas, das ich nicht verstehe, und die ganze Zeit kann ich nicht atmen und ihm so auch nicht sagen, was wirklich passiert ist, dass sie sich lieber nach meinem Dad umschauen sollten. Aber das Einzige, was aus meinem Mund kommt, ist ein großes „Umpf“. Plötzlich ist der Deputy da und reißt Mr. Gregory von mir runter.
    „Martin!“, brüllt Deputy Louis. Aber Mr. Gregory versucht immer noch, auf mich einzuschlagen, ruft irgendetwas von Perversen und dass er mich umbringen wird. „Martin!“, ruft Deputy Louis erneut. „Martin, schau ihn dir an!“ Und endlich lässt Mr. Gregory seine Fäuste sinken und schaut mich an, schaut mich wirklich an, und dann zu Petra.
    Er beugt sich zu ihr herunter. Ich kann sehen, dass er überprüft, ob sie noch atmet. Dann fängt Mr. Gregory an zu weinen. Und ich denke, ich habe niemals zuvor einen Mann weinen sehen, wirklich weinen . Ich stehe auf und versuche zu sehen, was er sieht. Und mein zweiter Gedanke ist, dass sie gestorben ist. Ich habe sie sterben lassen. Ich sollte auf sie aufpassen, bis Hilfe kommt, und sie ist tot. Ich fange ebenfalls an zu weinen.
    „Danke, Gott, danke, Gott“, glaube ich jetzt, Mr. Gregory immer und immer wieder flüstern zu hören. Ich versuche, mein Schluchzen zu unterdrücken, um ihn besser zu verstehen. „Dank dir, Gott“, sagt Mr. Gregory jetzt ein wenig lauter.
    „Ist sie okay?“, frage ich ihn und versuche, nicht wie ein kleines Kind zu klingen, aber meine Stimme ist ganz quietschig und zeigt deutlich, dass ich genau das bin.
    „Ben, was ist passiert?“, fragt mich Deputy Louis. „Geht es dir gut? Wer hat dir das angetan?“ Ich weiß in dem Moment, dass zumindest Deputy Louis nicht denkt, ich hätte irgendjemandem etwas getan.
    „Mein Dad“, wimmere ich und ergebe mich der Situation. „Mein Dad war es“, weine ich. Und in einer Sekunde ist Deputy Louis bei mir, legt mir seinen Arm um die Schulter und sagt mir, dass alles wieder gut werden wird. Aber wie könnte es?
    „Petra braucht dringend einen Arzt“, sagt Martin. „Wir müssen die Helfer sofort hier hochholen.“
    Deputy Louis spricht ein paar Nummern in sein Walkie-Talkie, von denen ich annehme, es handelt sich dabei um geheime Polizeicodes, und dann lasse ich mich auf meinen Hintern fallen, weil mich jeglicher Kampfgeist verlassen hat und ich nichts mehr tun kann. Meine Beine fühlen sich an wie Gummi, mein Gesicht tut weh, und ich vermute, dass Mr. Gregory mir bei seinem Angriff irgendetwas gebrochen hat.
    „Der Hubschrauber kommt von Iowa City, aber wir müssen Petra zur nächsten Lichtung bringen, am Ende des Wegs, den wir gekommen sind, Martin“, erklärt Deputy Louis ihm.
    „Ich glaube nicht, dass wir sie bewegen sollten“, erwidert Martin besorgt. „Wie sollen wir sie den Felsen hinunterkriegen?“
    „Ein Rettungsteam ist auf dem Weg hierher. Sie können sie untersuchen und uns dann eine Empfehlung geben, wie wir die Sache am besten angehen sollten.“ Deputy Louis schaut auf seine Uhr. „Es wird jeden Moment dunkel. Wir müssen uns beeilen.“
    Ich schaue in den Himmel, und sehe die orange- und rosafarbenen Streifen, die immer kurz vor Sonnenuntergang hervorkommen.
    „Ich glaube, sie braucht so schnell wie möglich medizinische Versorgung. Bitte“, fleht Mr. Gregory, „wir müssen jetzt sofort Hilfe für sie holen.“ Mr. Gregory schaut mich nicht an. Ich bin nicht sicher, ob er sich wegen seiner Attacke auf mich schlecht fühlt oder ob er sich immer noch nicht sicher ist, welche Rolle ich in all dem Chaos spiele.
    Jetzt hören wir das tiefe Brummen von Motoren. Die Quads sind beinah da. Eins nach dem anderen kommt über die Kuppe. Zwei Leute, ein Mann und eine Frau, von denen ich denke, dass sie die Sanitäter sind, springen herunter und eilen zu

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