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Das Flüstern der Stille

Das Flüstern der Stille

Titel: Das Flüstern der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Senn Heather Gudenkauf
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das meiner Familie das angetan hat. Es ist mir egal, dass der Mann Callis und Bens Vater ist oder Antonias Mann. Das wird für mich keine Rolle spielen. Ich werde ihn finden, und ich werde ihn töten.

Antonia
    Dr. Kelsing bleibt bei mir, während Calli geröntgt wird, und sagt mir dann, dass sie später wiederkommt, wenn Calli gebadet und umgezogen ist und ihr Bett bezogen hat. Ich danke ihr und frage sie, ob ich versuchen soll, Calli zum Reden zu bringen.
    „Nein, seien Sie einfach bei ihr, seien Sie ihre Mutter. Sprechen Sie mit ihr, wie sie es immer tun. Stellen Sie Fragen, aber erwarten Sie keine verbalen Antworten. Sie muss sich jetzt erst einmal sicher fühlen. Zu wissen, dass Sie bei ihr sind, wird ihr diese Sicherheit geben. Ich komme in Kürze wieder bei Ihnen vorbei.“
    Sanft beginnt Molly, Callis Füße zu reinigen. Sie sind mit Staub und Dreck und getrocknetem Blut verkrustet, und anfangs ist es schwer, das Ausmaß der Verletzungen abzuschätzen. Aber als Molly die Füße vorsichtig einweicht und den Dreck abspült, wird offensichtlich, dass Calli genäht werden muss. Und dass es eine ganze Weile dauern wird, bis ihre Füße wirklich geheilt sind. Ich versuche, nicht zu keuchen, als ich die tiefen Schnitte und Risse in Callis Füßen sehe, die dunkelroten Striemen, die über ihren Spann verlaufen. Der Nagel ihres großen Zehs ist komplett abgerissen. Calli versteift sich und beginnt zu zittern, entweder vor Schmerzen oder Kälte; ich nehme an, wegen beidem. Sie fängt leise an zu weinen.
    „Alles wird gut, Calli“, beruhige ich sie, finde meine Stimme wieder, verstelle meiner Tochter den Blick auf das, was Molly da unten tut. Ich reibe ihre Arme, um sie zu wärmen.
    „Calli, ich mache nur deine Füße sauber, damit du keine böse Infektion bekommst. Ich weiß, dass das kein Spaß ist. Halt noch einen Augenblick durch, okay?“
    Calli nickt tapfer, schlingt die Arme um meinen Hals und drückt fest zu.
    „So ist es richtig, Calli“, flüstere ich ihr ins Ohr. „Halt dich fest. Ich bin bei dir.“
    Calli biegt den Rücken durch und fängt an zu treten und sich zu winden, um sich Molly zu entziehen.
    „Hoppla, Calli. Du musst jetzt noch einen Moment versuchen stillzuhalten. Ich weiß, dass es wehtut“, versucht Molly sie zu beruhigen, obwohl sie gerade einen Tritt gegen das Kinn abbekommen hat. Sosehr ich Molly auch mag, bin ich doch beruhigt, dass Calli noch etwas Kampfgeist in sich hat.
    Dr. Higby tritt ein, kommt zu Calli herüber, lächelt sie an und streckt die Hand aus, um ihr durchs Haar zu wuscheln. Doch Calli krümmt sich zusammen und versteckt ihren Kopf an meiner Brust. Dr. Higby zieht seine Hand wieder zurück.
    „Schon okay, Calli. Ich glaube, ich würde auch nicht wollen, dass jemand meinen Kopf streicht, wenn ich mich so fühlen würde wie du gerade“, sagt er freundlich. Er wäscht sich die Hände an dem kleinen Waschbecken in der Ecke des Raums und zieht sich ein paar Latexhandschuhe über. „Calli, ich werde dir jetzt etwas Medizin geben. Die hilft deinen Füßen, ein wenig zu schlafen.“
    Zweifelnd schaut Calli ihn an.
    „Nun ja, sie werden nicht anfangen zu schnarchen.“ Bei diesen Worten zuckt es um Callis Mund. „Aber sie werden sich taub anfühlen“, fährt Dr. Higby fort. „In wenigen Minuten tun sie dir nicht mehr weh.“
    Während Dr. Higby und Molly sich um Callis Füße kümmern, spreche ich zu meiner Tochter. Ich flüstere ihr alle ihre Lieblingsgeschichten vor, die sie so gern hört und die ich ihr so gern erzähle. Ich erzähle ihr von der Nacht, als sie geboren wurde, und von dem unglaublichen Gewitter, das in genau der Sekunde über die Stadt zog, als bei mir die Wehen einsetzten.
    „Es war der stärkste Sturm, den es je in einem Oktober gegeben hatte. Der Tag hatte grau, aber warm begonnen. Du solltest erst in drei Wochen kommen, aber ich spürte das bekannte Zucken, das Ziehen quer über meinen Bauch, den Schmerz in meinem Rücken. Es war genau wie damals bei Ben, nur dass ich dieses Mal besser wusste, was mich erwartete. Daddy war aus Alaska zurück, und er war deinetwegen fürchterlich aufgeregt. Er tigerte durchs Haus auf der Suche nach Dingen, die er tun, mit denen er sich ablenken konnte. Ich schwöre dir, er hat jede quietschende Tür im Haus geölt, die Badezimmerfliesen neu verfugt und die Blätter aus dem Rinnstein gefegt. Und ständig hat er mich gefragt, ob es mir gut gehe, ob das Baby jetzt komme, und ich sagte immer „nein, noch lange

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