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Das Flüstern der Stille

Das Flüstern der Stille

Titel: Das Flüstern der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Senn Heather Gudenkauf
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Verstärkung brauche, wenn ich in den Wald zurückkehre, nachdem ich Ben abgesetzt habe.
    Am Fuß des Felsens übergebe ich Ben an Deputy Roper, den Mann, der ein guter Freund von Griff ist. Logan weiß, dass wir nach Griff suchen, aber er weiß nicht, dass Griff im Wald ist, dass er derjenige war, der Ben so zusammenschlagen hat und vermutlich auch für die Verletzungen von Petra Gregory verantwortlich ist.
    „Logan, kannst du Ben ins Krankenhaus nach Willow Creek bringen? Wir müssen ihn untersuchen lassen. Seine Mutter wartet dort auf ihn.“
    Logan schaut mich argwöhnisch an. „Ist da noch ein Verdächtiger im Wald?“
    „Vielleicht. Tucci, Dunn und ich gehen noch mal zurück, um uns ein wenig umzusehen. Also, was ist nun, kannst du Ben in die Stadt bringen?“
    „Sicher“, erwidert Logan. Ich merke, dass er es nicht will, aber er kann sich ja schlecht weigern, dem Sohn seines Freundes zu helfen. „Ben, Mann, dich hat’s ja ordentlich erwischt. Wer war das?“, fragt Logan.
    Ben weiß genug, um Logan nicht zu sagen, dass Griff ihm das angetan hat. Er zuckt nur mit den Schultern und stöhnt dann unter dem Schmerz auf, den die Bewegung verursacht.
    Ich begleite Ben zum Polizeiwagen und helfe ihm, hinten einzusteigen. Dann stecke ich meinen Kopf durch die geöffnete Tür. „Deine Mom wartet im Krankenhaus auf dich. Genau wie Calli. Mach dir keine Gedanken darum, was hier draußen passiert. Wir haben alles im Griff. Kümmer du dich einfach um deine Mom und deine Schwester, okay? Sie werden dich jetzt wirklich brauchen, Ben.“
    „Okay“, sagt Ben leise, und ich klopfe ihm leicht auf die Schulter, bevor ich die Autotür schließe. Armer Junge, denke ich, dann reiße ich mich zusammen. Ich habe es immer gehasst, wenn die Leute das über mich geflüstert haben. Irgendwann konnte ich sogar spüren, wenn die Leute die Worte armer Junge nur dachten, konnte es an dem traurigen Ausdruck in ihren Augen ablesen, nachdem mein Vater gestorben war. Ich öffne die Autotür noch einmal und beuge mich vor. „Du bist ein starker Junge, Ben“, sage ich. „Ich bin stolz auf dich. Deine Mom und Calli können sich sehr glücklich schätzen, dich zu haben.“ Er antwortet nicht, schaut mich nicht einmal an, aber ich sehe, wie sich seine Schultern beinah unmerklich straffen. Er wird damit klarkommen.
    „Seid ihr so weit?“, frage ich Tucci und Dunn, als Logan mit Ben davonfährt. Das sind sie, und wir gehen zurück in den Wald, dieses Mal zu Fuß und mit Taschenlampen in der Hand.

Martin
    Zu schnell kann ich den Hubschrauber nicht mehr hören. Meine Petra ist fort. Ich habe sie gefunden und musste sie sofort wieder gehen lassen. Ich weiß nicht, wie ich auf dem Sozius eines Quads gelandet bin, das durch den Wald rast, während ich meine Arme fest um einen mir total Fremden geschlungen habe.
    Und jetzt sitze ich in einem Polizeiwagen, der so langsam zu dem Haus meiner Schwiegermutter fährt, dass ich verrückt werden könnte. Der freundliche Officer hatte angeboten, allein zu Fielda zu fahren und ihr die Neuigkeiten zu berichten, damit ich schneller im Krankenhaus in Iowa City wäre, aber ich habe dankend abgelehnt. Ich will Fielda selber sagen, dass Petra am Leben ist; verletzt, aber auf dem Weg in die Hände von Ärzten. Meine Tochter wird in ein Krankenhaus gebracht, dass ich noch niemals gesehen habe, in einer Stadt, die ich noch nie betreten habe. Die Zahl der Menschen, denen ich meine Tochter anvertraue, wächst stetig: Der Pilot, die Sanitäter, Ärzte, Krankenschwestern, und ich weiß, dass irgendwann auch die Polizisten sie darüber vernehmen wollen, was heute passiert ist. Ich frage mich, ob sie inzwischen schon wieder aufgewacht ist. Sie war bewusstlos, als ich sie gefunden habe, ihr hübsches Gesicht so zerschunden und verzerrt, dass ich sie für ein anderes Kind gehalten hätte, wenn da nicht ihre lockigen, schwarzen Haare gewesen wären, verschmiert und verklebt mit etwas, von dem ich jetzt weiß, dass es Blut war. Ihr Atem ging regelmäßig, und das war alles, was mich interessiert hatte, dass sie noch lebte. Die Schnitte, die Prellungen … der Schaden, der angerichtet worden ist, damit kann ich leben, auch wenn ich den Gedanken daran, was passiert ist, verdränge. Sie hat geatmet, es waren süße, warme Atemzüge; und ich werde ihre Mutter zu ihr schicken. Fielda wird alles wiedergutmachen; sie wird Petra Trost sein. Ich hingegen werde in den Wald zurückgehen. Ich werde zurückgehen und das Monster finden,

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