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Das Flüstern der Stille

Das Flüstern der Stille

Titel: Das Flüstern der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Senn Heather Gudenkauf
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schläft oder nicht, also hocke ich mich neben ihn und leuchte mit meiner Taschenlampe in sein Gesicht. Er ist wach. Als ich ihm so in sein verfärbtes, geschwollenes Gesicht schaue, bemerke ich erst, wie heftig er zusammengeschlagen worden sein muss. Sein T-Shirt ist voll mit getrockneten Blutspritzern, und er hält sich die Seite.
    „Ben, wie geht es dir? Bist du bereit, den Abstieg zu wagen? Glaubst du, dass du dich auf einem Quad halten kannst?“, frage ich ihn.
    „Ich glaube schon“, erwidert er. Ich helfe ihm auf die Füße. „Kann ich mit dir runterfahren?“, fragt er. Ich werfe einen Blick zu meinen Kollegen, und sie nicken zustimmend. Die beiden steigen auf eines der Quads, während ich Ben helfe, sich auf das andere zu setzen.
    „Du hältst dich richtig gut fest, okay? Schling deine Arme um mich. Wenn ich zu schnell bin und langsamer werden soll, drück einfach fest zu. Ich weiß, dass du große Schmerzen hast, Ben, also sag Bescheid, wenn du eine Pause brauchst, ja?“
    „Alles klar“, antwortet er. „Ich will einfach nur nach Hause und sehen, ob es Mom und Calli gut geht.“
    „Ich werde dich so schnell wie möglich hier runterbringen. Bist du bereit? Dann halt dich fest.“ Langsam suche ich mir einen Weg durch den Wald. Es ist dunkel, sehr wahrscheinlich zu dunkel, um mit einem Quad zu fahren, aber wir haben keine andere Wahl. Wir müssen Martin zu Fielda bringen und dann zu Petra, und wir müssen Ben zu seiner Mutter bringen. Ich habe das Gefühl, dass Martin ihm einige Rippen gebrochen hat, als er sich auf ihn stürzte. Ich hoffe, dass Toni Martin dafür vergeben kann. Es war ein grauenhafter Anblick, wie Ben da mit dem Stock in der Hand vor Petra stand. Wenn ich Ben nicht kennen würde, wäre ich wohl zu der gleichen Schlussfolgerung gekommen wie Martin.
    Das Licht des Quads beleuchtet den Weg vor uns nur unzureichend. Vielleicht wäre es klüger, abzusteigen und zu Fuß weiterzugehen, aber wir kommen stetig vorwärts, und ich weiß, dass der Weg ebener und weniger steil wird, je weiter wir kommen. Ich bin sicher, dass Ben an meinen Rücken gelehnt mein Herzklopfen spürt. Ich kann nicht genau erkennen, was vor uns liegt, und ich höre auch keine Geräusche außer dem Motor und dem Knacken der Zweige, die unter den Rädern zerbrechen. Es fühlt sich an, als sei ich blind und taub, und ich habe mehr Angst, als ich zugeben mag. Wenn es stimmt, was Ben uns erzählt hat, dann versteckt sich Griff hier irgendwo im Wald und wartet vielleicht nur auf die Gelegenheit, sich auf uns zu stürzen. Meiner Meinung nach ist er zu allem fähig. Ich nehme eine Hand vom Lenker und taste nach meinem Revolver, stelle sicher, dass ich schnellen Zugriff auf ihn habe, falls es sein muss.
    „Was ist mit meinem Dad?“, fragt Ben über den Motorlärm hinweg.
    „Im Moment gilt unsere erste Sorge dir, Petra und Calli“, rufe ich zurück und hoffe, dass Griff nicht irgendwo hinter einem Baum hockt und hört, was ich gerade gesagt habe. „Es wird schwierig, ihn heute Nacht zu finden. Wir werden morgen früh in voller Stärke ausrücken und nach ihm suchen. Mach dir keine Sorgen, Ben, ich werde nicht zulassen, dass er dir etwas tut.“
    „Ich mache mir keine Sorgen“, erwidert er. Aber ich höre, wie seine Stimme leicht bebt, höre die Unsicherheit in seinem Ton. Ich tätschle beruhigend seine Hände, die er um meine Taille geschlungen hat, und trete aufs Gas. Wir sind nur noch wenige Minuten vom Fuß des Felsens entfernt.
    Aus dem Augenwinkel sehe ich etwas. Das Licht der Scheinwerfer unseres Quads erleuchtet für einen kurzen Moment eine zwischen den Bäumen lauernde Gestalt. Einen Augenblick denke ich, dass es sich um einen Berglöwen handelt, aber das ergibt keinen Sinn; Berglöwen hat man in dieser Gegend schon seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen, lange bevor ich nach Willow Creek gezogen bin. Die Umrisse der Gestalt sind zu menschlich. Kurz überlege ich, ob ich anhalten soll, aber Ben klammert sich an mich, und das Wichtigste ist, ihn sicher aus dem Wald zu bringen. Ich gebe noch ein bisschen mehr Gas und fühle, wie Ben seinen Griff verstärkt. Ich glaube nicht, dass er gesehen hat, was ich sah, aber ich werde das Thema nicht aufbringen. Ben wird auch so schon genügend Albträume haben, da muss ich seine Ängste nicht noch anstacheln. Über das Funkgerät setze ich eine verschlüsselte Nachricht ab, die Ben und jedem zufälligen Mithörer nichts sagen wird, aber meine Kollegen wissen lässt, dass ich

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