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Das Flüstern der Toten (German Edition)

Das Flüstern der Toten (German Edition)

Titel: Das Flüstern der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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aufwachte.
    »Und die Zentrale hat angerufen. Pater Federico erholt sich gut im Krankenhaus und bedankt sich von ganzem Herzen. Teddy ist jetzt bei ihm. Der Pater würde dich gerne sehen, wenn du Zeit für ihn hast.« Damit drehte er sich um und wollte erneut zur Tür, blieb abermals stehen und kratzte sich am Kopf. »Und der Bezirksstaatsanwalt wird sich morgen früh als Allererstes den Papierkram für Mark Weirs Entlassung vornehmen.« Wieder näherte er sich der Tür und blieb stehen. Ich gab mir Mühe, nicht zu lachen. In dem Tempo würde er es nie bis nach Hause schaffen.
    »Oh«, sagte er, griff nach seinem Notizblock und begann darin zu blättern. »Wie’s aussieht, war dieser Zeke Herschel, der dich gestern auf die Bretter schicken wollte, auf dem besten Weg, ein Massenmörder zu werden. Du warst nicht die Erste, auf die er losgegangen ist. Gott sei Dank hast du dem ein Ende gemacht.«
    Es verschlug mir den Atem, meine Lungen versagten mir den Dienst, wie gelähmt, und es lief mir kalt den Rücken hinunter. »Was … was soll das heißen?«
    »Heute Nachmittag wurde die Polizei zu seinem Haus gerufen. Wir fanden seine Frau im gemeinsamen Schlafzimmer, sie schwamm in ihrem eigenen Blut.«
    Mir wurde schwarz vor Augen, der Boden tat sich unter mir auf.
    »Ich habe selten einen übleren Fall häuslicher Gewalt gesehen.«
    Ich kämpfte mit der Schwerkraft, dem Schock und jämmerlicher, panischer Realitätsverweigerung. Dann verpasste mir die Wirklichkeit einen Arschtritt. Mühelos. »Das ist unmöglich.«
    »Was?« Onkel Bob blickte auf und kam einen Schritt auf mich zu.
    »Das kann unmöglich Herschels Frau gewesen sein.«
    »Kanntest du sie?«
    »Ich … irgendwie schon.« Sie konnte unmöglich tot sein. Ich hatte sie doch selbst zum Flughafen gebracht. Und direkt danach war ich in der Bar mit Herschel aneinandergeraten.
    Sie konnte es einfach nicht sein.
    »Charley.« Onkel Bobs nachdrückliche Stimme ließ mich aufmerken. »Hast du sie gekannt? Gibt es etwas über den Fall, das ich wissen muss?«
    »Du irrst dich. Das war nicht seine Frau. Das muss jemand anderes sein.«
    Onkel Bob seufzte. Realitätsverweigerung zu erkennen und damit umzugehen gehörte zu seinem täglichen Brot. »Es ist Mrs Herschel, Kleines. Als Mrs Herschels Tante nichts von ihr hörte, machte sie sich Sorgen und kam mit dem Flugzeug aus Mexiko. Sie hat die Leiche heute Nachmittag identifiziert.«
    Ich sank auf mein Sofa, sackte in mich zusammen und überließ mich seligem Vergessen. Ich bekam nicht mit, wann Onkel Bob ging. Ich bekam nicht mit, ob ich wachte oder schlief. Ich bekam nicht mit, wann ich über den Boden kroch und mich in einer Ecke in eine Wolldecke wickelte. Und ich wusste nicht, wann ich zu diesem berüchtigten Loser geworden war.

20
    Legen Sie sich nicht mit Drachen an,
    denn Sie sind knusprig und schmecken gut mit Ketchup .
    – Stoßstangenaufkleber
    Nein, das war gelogen. Ich wusste sehr genau, wann meine lange, illustre Karriere als totaler Loser begann, den man nicht mal im Gehen Kaugummi kauen lassen durfte. Besser, man hätte mich gar nicht frei herumlaufen lassen. Seit dem Tag meiner Geburt pflasterten Leichen meinen Weg. Nicht mal meine eigene Mutter war gegen mein Gift immun gewesen. Schließlich war sie nur durch mich gestorben. Jedes Leben, das mit mir in Berührung kam, war unwiderruflich gezeichnet.
    Meine Stiefmutter wusste das. Sie hatte mich warnen wollen. Ich hatte ihr bloß nicht zugehört.
    Wir befanden uns im Park – meine Stiefmutter Denise, Gemma und ich. Mrs Johnson war auch dort. Wie seit nunmehr zwei Monaten jeden Tag starrte sie in der Hoffnung, einen Blick auf ihre verschwundene Tochter zu erhaschen, zwischen die Bäume. Sie trug den üblichen grauen Pullover um die Schultern geschlungen, als hätte sie Angst, ihre Seele würde sich daraus lösen und nicht wieder einfangen lassen. Das graubraune Haar hatte sie zu einem unordentlichen Knoten gebunden, aus dem lauter Strähnen abstanden. Denise saß in einem ihrer weniger selbstsüchtigen Momente neben ihr und versuchte, bei mäßiger Gegenliebe, ein Gespräch anzuknüpfen.
    Denise hatte mich vorher ermahnt, in der Öffentlichkeit nicht über die Verstorbenen zu sprechen. Sie meinte, meine Einbildungen würden die Menschen nur aufregen, und Dad hatte sie bei verschiedenen Gelegenheiten zu einer Therapie für mich zu überreden versucht. Doch zu dem Zeitpunkt begann mein Vater bereits an meine Fähigkeiten zu glauben.
    Es war also nicht so,

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